Es gibt nicht wenige Experten, die sagen, dass Milos Pantovic der beste Fußballer im Kader des 1. FC Union Berlin sei. Er pflückt weite, hohe Vorlagen nahezu ansatzlos aus der Luft, die Kugel klebt danach an seinem Fuß. Technisch eine glatte Eins mit Sternchen. Es hat etwas Ästhetisches, wenn er den Ball behandelt. Unverkennbar, dass der 27-Jährige einst beim FC Bayern ausgebildet wurde, dort unter dem damaligen Trainer Pep Guardiola sein Bundesliga-Debüt feierte, mit Xabi Alonso oder Mario Götze zusammenspielte.
Die Beurteilung der Qualitäten von Pantovic basiert allerdings seit geraumer Zeit nur noch auf Trainingseindrücken. Bei den Köpenickern hat er seit seinem Wechsel vom VfL Bochum im vergangenen Sommer nie so richtig Fuß gefasst. Unter Trainer Urs Fischer stand er saisonübergreifend lediglich in 15 Pflichtspielen auf dem Platz, in keinem einzigen davon in der Startelf.
„Bei den ersten beiden Testspielen war ich noch dabei, jetzt plötzlich nicht mehr. Draußen zu sein, während alle anderen spielen, ist schon hart und ein bisschen verwunderlich“, machte der gebürtige Münchner erst im Juli in einem Interview deutlich, dass er mit der derzeitigen Situation keinesfalls glücklich ist. Wer will es ihm verdenken? Im besten Fußballer-Alter konstant auf der Bank oder der Tribüne zu sitzen, kann zermürbend sein.
Jetzt, einen Monat nach seinen Frust-Aussagen, könnte sich für Milos Pantovic eine neue Chance eröffnen. Weil bei den Eisernen mit Vize-Kapitän Rani Khedira, Lucas Tousart, Janik Haberer und dem Langzeitverletzten András Schäfer derzeit vier Akteure aus dem zentralen Mittelfeld ausfallen, ist der Dauer-Reservist automatisch wieder ein ganzes Stück näher in Fischers Blickfeld gerückt. Am vergangenen Wochenende wurde er im Spiel gegen den FSV Mainz 05 eine Viertelstunde vor Schluss eingewechselt und erzielte prompt das Tor zum 4:1-Endstand.
1. FC Union Berlin: Bleibt Pantovic? „Sicher ist gar nichts“
„Es war keine einfache erste Saison für ihn. Entscheidend ist aber, dass er drangeblieben ist und aktuell profitiert er natürlich von den Ausfällen“, erklärte Fischer auf der Pressekonferenz vor dem nächsten Bundesliga-Spiel am Sonnabend (15.30 Uhr) beim Aufsteiger SV Darmstadt 98. „Er hat das wirklich gut gemacht“, ging der Coach auf Nachfrage auch auf dessen Leistung nach der Einwechslung ein.
Trotzdem: Fischer wollte nicht bestätigen, dass Milos Pantovic auch über den 1. September hinaus Teil des Köpenicker Kaders sein wird. „Sicher“, so der Trainer, „ist gar nichts, bis das Transfer-Fenster schließt“. Es ist dennoch anzunehmen, dass er in diesem Sommer nicht mehr verkauft oder verliehen wird, weil Schäfer und Khedira vor der Länderspielpause nicht mehr auf den Platz zurückkehren werden und selbst bei Tousart und Haberer nicht klar ist, ob sie zumindest für die Partie gegen RB Leipzig (3. September, 17.30 Uhr) wieder zur Verfügung stehen.
Beim kommenden Gegner sieht Fischer „eine klare Handschrift“ von Trainer Torsten Lieberknecht, der in seine dritte Saison bei den Lilien geht: „Sie stehen sehr kompakt, haben aber trotzdem auch ein paar Zocker in ihren Reihen und bringen auch eine starke Körperlichkeit mit.“ Angeschlagen ist Darmstadt obendrein, setzte die Mannschaft doch sowohl die erste Runde im DFB-Pokal (0:3 bei Regionalligist Homburg) als auch den Bundesliga-Auftakt (0:1 im Derby bei Eintracht Frankfurt) in den Sand. „In Frankfurt“, hat Fischer erkannt, „wäre ein Punktgewinn für sie aber nicht unverdient gewesen“.




