Der Traum von der Bundesliga, für Robin Gosens erfüllte er sich am vergangenen Sonntag im stolzen Fußballer-Alter von 29 Jahren. Beim 4:1-Erfolg gegen den FSV Mainz 05 wurde der Zugang des 1. FC Union Berlin nach 66 Minuten für Jérôme Roussillon eingewechselt. Auf dem Platz durfte er in der Nachspielzeit noch den Treffer zum Endstand von Milos Pantovic bejubeln, anschließend ging es mit der Mannschaft auf die obligatorische Ehrenrunde im Stadion an der Alten Försterei.
„Ich bin ein Spieler, der im Normalfall vor einer Partie nicht unbedingt nervös ist. Das war im Vorfeld des Mainz-Spiels anders“, gab Gosens am Mittwoch in einer Medienrunde Einblicke in seine Gefühlswelt. „Für mich war die Bundesliga nicht einfach so ein Träumchen, sondern wirklich eines meiner ganz großen Lebensziele“, erzählte der 16-malige Nationalspieler mit leuchtenden Augen. Der Joker-Einsatz gegen die Rheinhessen soll dabei erst der Anfang gewesen sein.
Das Gerücht, Robin Gosens werde zum 1. FC Union Berlin wechseln, machte schon Ende Juni im europäischen Fußball die Runde. Erstmals hatte der italienische Transfer-Experte Fabrizio Romano vom Interesse der Köpenicker geschrieben, Manager Oliver Ruhnert hatte sich einige Tage später keine Mühe gegeben, die Meldung zu dementieren.
So schien es eigentlich nur eine Frage der Zeit zu sein, bis der Linksfuß endlich einen Vertrag bei den Eisernen unterschreiben und damit wohl namhaftester Zugang der Vereinshistorie werden würde. Doch es kam anders. „Es war eine sehr komplexe Angelegenheit. Meine Frau und ich erwarten im November unser zweites Kind. Deswegen haben wir gemeinsam viele intensive Gespräche geführt, ob wir jetzt den Schritt zurück von Mailand nach Deutschland machen wollen und hier von Neuem anfangen“, verriet Gosens, der im Juni mit Inter Mailand noch im Champions-League-Finale gegen Manchester City (0:1) gestanden hatte.
Viele Dinge, die Suche nach einem neuen Kinderarzt, einer Hebamme, einer Gynäkologin für seine Frau Rabea hätten eine Rolle gespielt. Eine gedankliche Achterbahnfahrt entwickelte sich, während die Medien abwechselnd schrieben, dass ein Transfer doch noch realistisch oder bei Union mittlerweile gar kein Thema mehr sei. Irgendwie war es eine zähe Angelegenheit.
Im Hintergrund aber blieb ein Mann hartnäckig. Er hatte sich verschrieben, diesen Transfer zu realisieren. Einmal gedanklich am Haken, wollte er den dicken Fisch nicht kampflos zurück ins Wasser lassen. Oliver Ruhnert meldete sich in schöner Regelmäßigkeit bei Gosens, offenbarte ihm große Wertschätzung. „Ich muss ihm wirklich auf die Schulter klopfen. Er hat nie lockergelassen, auch als die Überlegung in die Richtung ging, dass eine Rückkehr nach Deutschland noch nicht der richtige Schritt ist. Er hat gesagt: ‚Du kommst, daran gibt es keinen Zweifel.‘“
Gosens tat wie ihm befohlen und ist nun nach Atalanta Bergamo und Inter Mailand schon beim dritten Verein, mit dem er in der Königsklasse auflaufen wird. „Die Jungs haben sich das in der vergangenen Saison hart erarbeitet. Wenn man nach 34 Spieltagen der Bundesliga auf dem vierten Platz steht, dann ist das auch verdient“, stellte der 29-Jährige klar, dass die Teilnahme am größten Fußball-Vereinswettbewerb Europas nicht eben mal so ein Zufallsprodukt sei.
Dort hat der 1. FC Union Berlin nach Meinung von Gosens vor allem dank eines Mannes gute Chancen, für die ein oder andere Überraschung zu sorgen. „Ich habe erst eine Woche mit ihm trainiert, davor ein paar Mal mit ihm gesprochen, aber man sieht, dass Urs Fischer ein sehr guter Trainer ist. Er arbeitet unglaublich akribisch, hat eine eindeutige Spielidee und gibt klare Strukturen und Linien vor. Das“, erklärte Gosens, „ist für die Mannschaft mit vielen jungen Spielern sehr wichtig.“ Fischers Spielsystem, da ist er sicher, werde auch die Gegner auf der international größten Bühne vor Probleme stellen.




