Wer in Prenzlauer Berg wohnt, bekommt das volle Berlin-Programm: wunderschöne Altbauten, gediegene Parks, eine abwechslungsreiche und spannende Gastronomie, viel Kultur und jede Menge cooler Läden, in denen man nicht nur Mainstream kaufen kann.
Nun kann es sich nicht jeder leisten, in Prenzlauer Berg zu wohnen. Oder man will es nicht, weil man anderswo verwurzelt ist. So oder so: Der (einstige) Bezirk ist Kult und wird zu Recht gern von Gästen aus aller Welt besucht. Egal, ob Sie die Hauptstadt gerade besuchen, hier Urlaub machen oder in einem anderen Kiez wohnen – wir möchten Sie auf eine kleine Tagestour mitnehmen.
Besuchen Sie Prenzlauer Berg und lernen den Ortsteil (neu) kennen. Wir haben ein paar Vorschläge, wie man hier von früh bis spät tolle Dinge erleben kann. Am besten, Sie reisen mit den Öffentlichen an, denn Parkplätze sind tatsächlich ein Problem in Prenzlauer Berg – schwer zu finden, auch wenn die Parkraumbewirtschaftung da für Entlastung gesorgt hat, sodass man nicht mehr stundenlang Runden drehen muss.
Aber das heißt eben auch: Sie müssen fürs Parken bezahlen. Montags bis samstags von 9 Uhr bis Mitternacht müssen Sie ein Parkticket ziehen; je nach Kiez kostet das mindestens einen Euro pro Stunde. Mit Bus und Bahn kann das unterm Strich günstiger sein (Tageskarte AB: 9,50 Euro). Prenzlauer Berg ist über die Ringbahn, die U2 sowie diverse Straßenbahn- und Buslinien gut angebunden, die Taktung ist eng.
Noch günstiger ist es, wenn Sie alles zu Fuß erledigen. Die Entfernungen sind nicht groß, es gibt unterwegs viel zu sehen. Probieren Sie’s mal aus.
Leckerer Start in den Tag: Frühstück bei Betty’n Caty
Für einen vollen Tag braucht der Magen eine gute Grundlage. Deswegen möchten wir Ihnen ein Frühstück bei Betty’n Caty empfehlen, einer der schönsten und beliebtesten Frühstückläden Prenzlauer Bergs. Der Look ist typisch Berlin: gemütliche Samtsofas in Dunkelblau, Dielenböden, Kreidetafeln, an den Wänden Fliesen.
Wenn Sie draußen einen Platz ergattern, haben Sie einen schönen Blick auf den Wasserturm, der älteste seiner Art in Berlin. Nebenan erstreckt sich ein schöner Spielplatz. Unter der Woche ist es im Betty’n Caty nicht sehr voll, aber am Wochenende könnte es schwierig werden, einen Platz zu bekommen. Sie können vorab reservieren.
Zum Frühstück gibt’s hier den Klassiker aus Brot, Brötchen, Wurst, Käse, Ei, Butter und Marmelade (ab 20 Euro), aber auch hervorragende Porridges (ab 8,50 Euro) und Müsli-Obst-Variationen (ab 6,50 Euro).
Betty’n Caty, Knaackstraße 26; geöffnet täglich von 9.30 bis 16.30 Uhr , am Wochenende bis 17.30 Uhr.
Schlendern im Friedhofspark, Toben im Museum
Und danach ein 15-minütiger Verdauungsspaziergang! Laufen Sie in Richtung Norden, also am Kollwitzplatz vorbei bis hoch zur Danziger Straße, Ecke Eberswalder. Dort knickt die Pappelallee ab. Laufen Sie die Straße entlang, bis Sie auf der rechten Seite erst das Restaurant Osmans Töchter – das eine hervorragende Küche und sehr nettes Personal hat – sowie den Schriftzug „Ballhaus“ sehen. Kurz dahinter befindet sich der Friedhofspark Pappelallee (Pappelallee 16).
Bis 1933 diente das Areal einer freikirchlichen Gemeinde tatsächlich als Friedhof. „Gedenktafeln erinnern daran, dass 1945 auf dem Friedhof 90 Opfer des Zweiten Weltkrieges in Massengräber beigesetzt wurden, darunter Zivilisten, deutsche und sowjetische Soldaten“, schreibt das Kultur- und Tourismusmarketing (tic) Pankow, denn Prenzlauer Berg ist seit der Bezirksreform 2001 kein eigenständiger Bezirk mehr, sondern gehört zu Pankow.

Seit 1995 ist der ehemalige Friedhof ein öffentlicher Park, viele Grabmale sind erhalten. Es ist ruhig und schattig. 6000 Quadratmeter Idyll mitten im Großstadtrummel.
Von dort aus möchten wir Sie noch ein Stückchen weiter nördlich schicken, aber nur etwas mehr als 500 Meter, und zwar zur Gethsemanekirche. Laufen Sie die Pappelallee einfach weiter und biegen dann nach links in die Stargarder Straße ab. Dann kommen Sie direkt zur Kirche und können vielleicht vorher noch kurz ein Eis bei Hokey Pokey essen – lassen Sie sich nicht von der langen Schlange abschrecken, das Warten lohnt sich!
Die Gethsemanekirche wurde von 1891 bis 1893 erbaut und war im Herbst 1989, vor dem Mauerfall, einer der Treffpunkte der Opposition in der DDR. Mahnwachen wurden hier gehalten, Tausende von Menschen strömten in das Gotteshaus, viele übernachteten sogar dort, über ein Telefon konnte Kontakt zu anderen gehalten werden. So ist die Gethsemanekirche Teil der friedlichen Revolution, die letztlich zur Wiedervereinigung Deutschlands geführt hat. An diesem Ort sollte man einmal gewesen sein!
Hokey Pokey, Stargarder Straße 73; geöffnet täglich von 12 bis 19 Uhr. Gethsemanekirche, Stargarder Straße 77; geöffnet montags bis freitags von 9 bis 18 Uhr.
Falls Sie Kinder haben, könnten Sie nach dem Frühstück bei Betty’n Caty und einem ausgiebigen Spielplatzbesuch (Wechselsachen nicht vergessen!) auch dem Wasserturm den Rücken kehren und die Kollwitzstraße hochlaufen. Einmal über die Danziger rüber, und nach wenigen Minuten kommen Sie am Machmit!-Museum an, das in einer ehemaligen Kirche beheimatet ist.
Dort gibt es die Möglichkeit zu basteln, zu lesen, zu klettern und die tollsten Dinge zu lernen und zu erleben. Ihre Kinder werden nicht mehr wegwollen. Und auch Sie werden aus dem Staunen über die Architektur nicht mehr herauskommen und sich wünschen, hier noch einmal Kind sein zu dürfen. Hier ist das Toben nämlich ausdrücklich erlaubt.
Machmit!-Museum, Senefelderstraße 5; geöffnet donnerstags und freitags von 14 bis 18 Uhr, am Wochenende von 10 bis 18 Uhr. Eintritt: 8 Euro pro Person, Familien 30 Euro.
Mittagessen beim Kiez-Koreaner
Und dann geht’s zurück zur Pappelallee. Schräg gegenüber von Osmans Töchter ist ein kleines, unscheinbares Restaurant. Es heißt Core und bietet feinste koreanische Küche.
Der Klassiker unter den koreanischen Gerichten ist Bibimbab (Reis, Sprossen, Rohkost), wahlweise mit Spiegelei, Tofu oder Rindfleisch, alles kombinierbar und auf Wunsch auch mit Erdnüssen (ab 16,40 Euro). Davon werden Sie satt, ohne sich danach platt und voll zu fühlen.
Core, Pappelallee 84; geöffnet wochentags von 12 bis 14.15 Uhr sowie von 18 bis 21 Uhr, am Wochenende geschlossen.
Blick in fremde Zimmer: Die Gründerzeitwohnung
Nun fragt man sich beim Spaziergang durch Prenzlauer Berg fast unweigerlich: Wer wohnt hier? Und wie? Zwar können wir Ihnen das im Detail auch nicht beantworten, aber eine befriedigende Antwort darauf, wie man zumindest früher hier lebte, bietet die Museumswohnung vom Museum Pankow, zehn Fußminuten vom koreanischen Restaurant entfernt.
„Das Wohnhaus (…), seine Errichtung und die Lebensverhältnisse seiner Bewohner:innen stehen im Mittelpunkt dieser Ausstellung“, schreibt das zuständige Amt für Weiterbildung und Kultur auf berlin.de. „Sie zeigt, wie eine Wohnung im Vorderhaus, bestehend aus Stube, Kammer und Küche, um 1900 eingerichtet war und informiert über die unterschiedlichen Wohnbedingungen und Lebensverhältnisse der Bewohner:innen im Vorderhaus und im Hinterhaus.“
Zu sehen gibt’s alte, ochsblutfarbene Dielen, einen Waschtisch mit Marmorplatte, eine alte Nähmaschine, die voll eingerichtete Küche, rustikale Möbel in der guten Stube – eine Zeitreise, wie man sie nicht so häufig geboten bekommt.
Museumswohnung, Dunckerstraße 77; geöffnet donnerstags bis dienstags von 11 bis 16.30 Uhr. Eintritt: 3 Euro, Kinder und Jugendliche 1,50 Euro (keine Kartenzahlung).
Alternativprogramm: Entspannen im historischen Stadtbad
Nach dem Fußmarsch ist Ihnen sicher nach etwas Wellness und Schwerelosigkeit zumute. Machen Sie sich also auf den knapp 15-minütigen Weg zum Hotel Oderberger. Das beherbergt nämlich das historische Stadtbad, das viele Jahre nicht genutzt wurde, aber heute mit altem Charme trumpft. Eigentlich ist das Bad für Hotelgäste, aber auch Tagesgäste sind willkommen. Also ab ins Wasser.
Der Pool ist 20 Meter lang, 1,35 Meter tief und 26 Grad warm. Er liegt inmitten einer stattlichen Halle mit großen Leuchtern, gewölbten, kolonnadenartigen Durchgängen. Es gibt auch einen Saunabereich. Checken Sie vorher unbedingt die Öffnungszeiten, denn aufgrund von Veranstaltungen (werden zwei Wochen im Voraus bekannt gegeben) kann der Schwimm- und Saunabereich geschlossen sein. Es wird zudem darum gebeten, jeweils vorab einen Termin beziehungsweise ein Zeitfenster (zwei Stunden) zu buchen.
Falls Sie gerade Geld übrig haben, können Sie sich den Pool abends auch exklusiv buchen. Dann sind Sie (und ihre Begleitung) von 22 Uhr bis Mitternacht vollkommen ungestört. Der sogenannte Midnight Swim ist oft ausverkauft und kostet ab 299 Euro; die Sauna kann extra dazugebucht werden.
Schwimmbad im Hotel Oderberger, Oderberger Straße 57; geöffnet täglich von 7 bis 21 Uhr. Eintritt: 9 Euro für zwei Stunden, Kinder (4 bis 11 Jahre) zahlen 6 Euro.
Abendessen: Pizza geht immer
Vom alten Stadtbad bis zum Abendessen ist es nicht weit. Ein paar Schritte nur, aus dem Hotel raus nach rechts, schon sind Sie da: Die Pizzeria 60 seconds to napoli wird Sie rundum glücklich machen. Der Name des Restaurants stammt von der neapolitanischen Tradition, eine Pizza lediglich eine Minute lang, aber dafür bei knapp 500 Grad zu backen. Der Teig ruht hier ganze 72 Stunden, der Boden ist hauchdünn, der Belag üppig.
Es gibt auch vegane Pizzen, ebenso vegetarische Variationen wie die Avocado-Pizza mit Guacamole, Rucola und Kirschtomaten (15 Euro). Lustig: Viele Pizzen tragen Muskelprotznamen. Hulk ist mit Zucchini und Broccoli belegt (13 Euro), Bud Spencer kommt mit Provolone, Fenchel-Salsiccia und schwarzem Pfeffer (14 Euro). Egal, wofür Sie sich entscheiden: Alles ist eine gute Wahl.
60 seconds to napoli, Oderberger Straße 61; geöffnet täglich von 11.30 Uhr bis Mitternacht.
Feierabend: Das kleinste Kino im ältesten Haus
Der Tag neigt sich dem Ende. Natürlich könnten Sie sich jetzt in den Prater-Biergarten setzen, ein Feierabendbier trinken. Hier wird es niemals langweilig, und es ist genau so schön wie eh und je; und von dort ist es nicht weit bis zum U-Bahnhof Eberswalder Straße, von wo aus Sie Richtung Zuhause starten können. Sie könnten aber stattdessen auch mal ein Kino besuchen, das Sie in der Art nirgendwo sonst finden werden.
Vom Restaurant sind Sie in fünf Minuten da; einfach nach links laufen, vorbei am Hotel Oderberger und an der nächsten Straße nach links abbiegen. Dann sind Sie auf der Kastanienallee. Dort befindet sich das (mutmaßlich) älteste Haus Prenzlauer Bergs, und das wiederum beherbergt Berlins wohl kleinstes Kino.
Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das mittlerweile denkmalgeschützte, zweigeschossige Mietshaus gebaut. Unten befand sich bis zum Mauerbau eine Fleischerei, in der heute der Vorraum des Kinos untergebracht ist. Später wurde das K77 besetzt – und bis heute umweht das Haus ein Hauch alternativen Lebens, ganz ungewöhnlich im sonst so glatten, durchgentrifizierten Prenzlauer Berg.
In der einstigen Fleischerwohnung, die sich nach hinten an den Verkaufs- beziehungsweise Vorraum anschließt, ist das eigentliche Kino untergebracht. Ein länglicher Raum mit gerade mal 32 Plätzen, alles eher schlicht, aber kuschlig – man kann höchstens zu viert nebeneinander sitzen. Betrieben wird das Kino von einem Kollektiv. Filme laufen in der Regel ab 18 Uhr, am Wochenende meistens schon ab 16 Uhr (Familienfilme), freitags gibt es normalerweise keine Vorstellungen.
Das Kollektiv schreibt auf seiner Website: „Neben aktuellen Arthouse-Filmen bietet unser Programm viele Klassiker und regelmäßig Retrospektiven und Werkschauen. Auch dem Dokumentar- und Kurzfilm sowie politisch engagierten Produktionen geben wir breiten Raum. Die Wochenend-Nachmittage sind dem Kinderkino gewidmet.“










