Ist Deutschland wieder der „kranke Mann Europas“? Ein werdendes Entwicklungsland? In Frankreich, dem engsten und wichtigsten Partner Deutschlands in Europa, wird diese Frage immer häufiger gestellt. Nicht zuletzt die Veröffentlichung der jüngsten deutschen Wirtschaftsdaten am Dienstag hat dazu beigetragen.
So titelte die größte Wirtschaftszeitung des Landes, Les Échos, in dieser Woche, dass Deutschland „immer tiefer in die Krise“ gerate. Und weiter: „Vor allem die Austragung der Fußball-Europameisterschaft 2024 im Juni und Juli ließ auf ein ‚Sommermärchen‘ wie bei der Weltmeisterschaft 2006 hoffen, sowohl in sportlicher als auch in politischer und wirtschaftlicher Hinsicht. Vergeblich: Das Land scheint in der Flaute zu versinken“, nun drohe ernsthaft eine Rezession.
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Auch Le Monde stellt fest: „Die deutsche Wirtschaft stürzt in die Krise.“ Die einstige „Lokomotive“ der EU-Wirtschaft sei heute „Schlusslicht“, konstatiert die Tageszeitung. Und weiter: „Die Bundesrepublik ist drauf und dran, wieder zum kranken Mann der Europäischen Union zu werden“.
Der Artikel hebt besonders die schlechten Zahlen der Industrie hervor. Zwar habe die Ampel-Koalition Anfang Juli ein Konjunkturprogramm beschlossen. Ein Problem für nachhaltiges Wachstum sei aber, „dass die deutsche Wirtschaftspolitik nach wie vor an der Schuldenbremse hängt“. Das andere große Problem sei die Alterung der Bevölkerung.
Die schlechten Wirtschaftszahlen dürften „die ohnehin schon großen Differenzen zwischen den drei Formationen der Regierungskoalition von Olaf Scholz (...) weiter verschärfen“, prognostiziert Le Monde.
L'Usine nouvelle sieht hinter der deutschen Wirtschaftsflaute vor allem die „Krise der deutschen Automobilindustrie“. Das Wirtschaftsmagazin warnt vor einem drastischen Stellenabbau in dieser für die deutsche Wirtschaft so wichtigen Branche.
Zur Erinnerung: Die deutsche Wirtschaft ist im zweiten Quartal gesunken. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) schrumpfte von April bis Juni um 0,1 Prozent im Vergleich zum Vorquartal, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag in Wiesbaden in einer ersten Schätzung mitteilte. Im ersten Quartal war das BIP noch leicht um 0,2 Prozent gestiegen.
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