Regierungsflieger

Baerbock muss in Abu Dhabi landen: Sie wollte auch zur Fußball-WM nach Australien

Auf dem Weg nach Australien mit der Außenministerin an Bord machte der Regierungsflieger schlapp. Es ist nicht das erste Mal.

Annalena Baerbock nach der außerplanmäßigen Landung in Abu Dhabi
Annalena Baerbock nach der außerplanmäßigen Landung in Abu Dhabiphotothek/imago

Erneute Flugzeugpanne für Grünen-Außenministerin Annalena Baerbock: Nach einer Zwischenlandung zum Auftanken in Abu Dhabi in den Vereinigten Arabischen Emiraten musste die Politikerin am Montagmorgen ihren Flug zu einer einwöchigen Reise nach Australien, Neuseeland und Fidschi vorerst abbrechen. In Australien wollte sie unter anderem beim Halbfinale der Frauen-Fußballweltmeisterschaft dabei sein. 

Die Delegation aus Baerbock, Beamten, Wissenschaftlern und Journalisten sollte am Montagabend gegen 22.30 Uhr Ortszeit (14.30 MESZ am Montag) in der australischen Hauptstadt Canberra ankommen. Gleich Dienstagfrüh standen Termine an – unter anderem das offizielle Programm für die Rückgabe von Kulturgütern aus der Kolonialzeit an das indigene Volk der Kaurna in Australien.

Daraus wurde erst einmal nichts. Als die Maschine am Montag von Abu Dhabi aus nach Australien weiterfliegen sollte, erreichte sie nach dem Start nicht die normale Reiseflughöhe und -geschwindigkeit. Es lag wohl an weiterhin ausgefahrenen Landeklappen.

Der Pilot musste nach Abu Dhabi zurückkehren. Er konnte zunächst allerdings nicht landen, weil das Flugzeug für den knapp 14-stündigen Flug von Abu Dhabi nach Australien vollgetankt und damit für eine Landung zu schwer war. Die Besatzung musste erst etwa 80 von 110 Tonnen Kerosin ablassen – um Gewicht zu verlieren. Dazu kreiste die Maschine rund zwei Stunden lang über dem Golfemirat und dem Meer.

Ministerin muss eventuell auf einen Linienflug umsteigen

Auf dem Flughafen von Abu Dhabi prüften mitgereiste Techniker, ob der Defekt mit Bordmitteln zu beheben ist, Ersatzteile beschafft werden müssen oder ob eine Ersatzmaschine von Köln/Bonn, dem Standort der Flugbereitschaft, zum Golf-Emirat geflogen werden muss. Denkbar war auch, dass die Ministerin mit einem kleinen Teil der Delegation einen Linienflug nimmt und der Rest der Mitreisenden mit einer Regierungsmaschine nachkommt. Doch Linienflüge, so Berichte, starteten frühestens am Montagabend nach Australien. Die Außenministerin dürfte das nicht stören. Sie kündigte 2022 an, verstärkt Linie zu fliegen: wo immer Protokoll und Sicherheitslage es zulassen – zumindest aber auf kürzeren Trips innerhalb Europas.

2018 knabberten Nagetiere Kabel der Pannenmaschine an

Es ist nicht die erste Panne einer Maschine der Flugsicherheit. Das Flugzeug ist bereits 23 Jahre alt. Es flog erst für die Lufthansa und dann für die Flugbereitschaft der Bundeswehr. Eine Zeit lang trug es den Namen Konrad Adenauers, des ersten Kanzlers der Bundesrepublik.

Und es gab immer wieder Zwischenfälle. Im November 2018 musste die Maschine mit der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel an Bord notlanden. Damals war wegen eines Wartungsfehlers das gesamte Funksystem ausgefallen. 

Im Oktober 2018 knabberten Nagetiere bei einem Stopp in Indonesien wichtige Kabel der „Adenauer“ an. Scholz, damals noch Finanzminister, kehrte per Linienflug von der Tagung des Internationalen Währungsfonds zurück.

Im Dezember 2016 strandete dann die damalige Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) auf dem Weg nach Mali. Wegen eines Computerproblems bei ihrem A340 in der nigerianischen Hauptstadt Abuja musste sie dort übernachten.

Baerbocks jüngster Flug nach Australien war ursprünglich mit der Schwestermaschine der früheren „Konrad Adenauer“ geplant, einer nahezu baugleichen A340-300. Diese war jedoch ebenfalls kaputt. Und auch dieses Flugzeug soll bald ausgemustert werden, sagte am Montag eine Sprecherin des Bundesverteidigungsministeriums. Die Maschine vom Typ A340-300 soll nur noch bis Ende September genutzt werden.

Pikant: Die neuen A350 sollten die alten A340 – zwei gibt es davon bei der Flugbereitschaft – eigentlich schon im Jahr 2022 wegen der vielen Pannen ablösen. Die Bundeswehr hatte bereits im Frühjahr 2019 drei moderne Airbus-Modelle bestellt. Die damalige CDU-Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (2019–2021) sagte damals, dass es so nicht weitergehen könne. 

Bundesregierung „sehr zufrieden“ mit der Flugflotte

Doch trotz der erneuten Panne eines Regierungsflugzeugs bei einer Reise von Außenministerin Annalena Baerbock sieht die Bundesregierung die Flotte in ausgezeichnetem Zustand. Man sei „sehr zufrieden“, versicherte der Vizeregierungssprecher Wolfgang Büchner am Montag in Berlin. 

„Die Flugbereitschaft der Bundeswehr macht einen hervorragenden Job“, und die Flugzeuge würden auch „hervorragend gewartet“, sagte Büchner. Bei einem Flugzeug sei nicht das Alter, sondern der Wartungszustand entscheidend. Eine Sprecherin des Verteidigungsministeriums versicherte, dass die Flugbereitschaft nicht häufiger von Pannen betroffen sei als vergleichbare Airlines, die Flotte sei nur kleiner. „Wir sind auf dem technischen Niveau einer renommierten Airline, ganz normal. Die Flugzeuge werden bei einer renommierten Airline gewartet.“ 

Die Flugbereitschaft des Bundesverteidigungsministeriums hält 16 Flugzeuge und drei Hubschrauber bereit – darunter fünf Langstreckenflugzeuge, zu denen die jetzt gestrandete A 340–300 zählt.

Baerbock will in Australien beim WM-Halbfinale dabei sein

In Australien ist für Baerbock wohl auch ein Besuch beim Halbfinale der Frauen-Fußball-WM in Sydney geplant. Am Dienstag treffen Spanien und Schweden aufeinander, am Mittwoch Australien und England. Die deutsche Mannschaft war in der Vorrunde bereits ausgeschieden, wäre sie bis ins Halbfinale gekommen, hätte sie am Mittwoch gespielt. Ferner soll es um grünen Wasserstoff und eine größere Unabhängigkeit von China bei seltenen Erden gehen. Im Anschluss will Baerbock zu ihrem Antrittsbesuch nach Neuseeland und schließlich nach Fidschi fliegen. Dort steht die Einweihung der deutschen Botschaft an.