Xavier Naidoo gehörte mit Attila Hildmann zu den bekanntesten Corona-Leugnern hierzulande. Er forderte Tribunale, nannte die Impfung „Gift“, vernetzte sich in Telegram-Kanälen mit der Verschwörungsszene und galt als eine Art Galionsfigur der „Querdenker“. Nun kommt heraus: Zeitgleich bekam der gebürtige Mannheimer Corona-Hilfen in Höhe von mehr als einer Million Euro.
Genauer sollen es etwa 1,1 Millionen Euro gewesen sein. Das hatte Jan Böhmermann schon in seiner Sendung „ZDF Magazin Royale“ vergangene Woche öffentlich gemacht, in der es eigentlich um das Unterhaltungsunternehmen Eventim ging, in einem Nebensatz aber auch Naidoo angesprochen wurde. „Liest man irgendwie gar nichts drüber bei Telegram“, sagte Böhmermann, „ist auch ein anderes Thema, für den Herbst vielleicht.“
Auch die Transparenzdatenbank der Europäischen Kommission belegt die Corona-Hilfen an den Musiker. Sein Label Naidoo Records hat demnach im März 2021 mehr als 180.000 Euro erhalten. Im Mai 2021 folgten zwei weitere Zahlungen der Staatsbank Baden-Württemberg von gut 250.000 Euro und fast 700.000 Euro. Sehr viel Geld für einen Pandemieleugner. Auch in den sozialen Medien sorgen die Informationen für Verblüffung.
Während der verschiedenen Corona-Beschränkungswellen kam es insbesondere bei Kulturschaffenden zu Engpässen und Ausfällen. Um die Verluste während der Pandemie abzufedern, konnten Musiker, Schauspieler oder Autoren beim Staat sogenannte Corona-Hilfen beantragen. Auch der 51-jährige Naidoo ersuchte Hilfe und bekam sie – trotz seiner radikalen Einstellung zu den Corona-Maßnahmen.

Xavier Naidoos Video voller Reue
Im Frühjahr 2022 – kurz nach der Invasion russischer Truppen in der Ukraine – sorgte der Musiker dann für eine faustdicke Überraschung. „Ich habe erkannt, auf welchen Irrwegen ich mich teilweise befunden habe“, sagte Naidoo in einer Videoansprache. Er habe in den vergangenen Jahren viele Fehler gemacht, teilte er auf seinem Instagram-Kanal mit.
Von rechten Gruppierungen und der Verschwörungsszene distanziere er sich. „Ich habe mich auf meinem Weg zur Wahrheit verrannt“, sagt Naidoo. Er habe sich in der Vergangenheit immer häufiger kritisch hinterfragt und reflektiert. „Nationalismus, Rassismus, Homophobie und Antisemitismus sind mit meinen Werten nicht vereinbar.“ Auf konkrete Aussagen geht Naidoo in seinem Video jedoch nicht ein.
Kritiker reagieren ohnehin skeptisch auf das reumütige Video. Inwieweit eine über mehrere Jahre anhaltende Radikalisierung in einem etwa dreiminütigen Clip wettgemacht werden kann, wird die Zukunft zeigen.




