Kommentar

Unverwüstlich: Die Deutschen und ihre Liebe zum eigenen Auto

Eine Umfrage zeigt: Das Auto gewinnt an Zuspruch, Bus und Bahn werden immer unbeliebter. Überraschend ist das nicht und sollte der Politik zu denken geben. Ein Kommentar.

Kein Stau kann schlimm genug sein, als dass der Deutsche auf den ÖPNV umsteigen würde. 
Kein Stau kann schlimm genug sein, als dass der Deutsche auf den ÖPNV umsteigen würde. dpa

Es gibt ein paar Themen, bei denen der deutsche Volkszorn zügig in Wallung gerät. Als da wären: die fleischlose Ernährung, alles Woke im Allgemeinen und das Gendern im Besonderen. Sowie natürlich des Deutschen liebstes Kind: das Auto als Fahruntersatz für freie Bürger auf der Überholspur. Soweit die Klischees.

Öffentliche Bevormundung

Im Alltag ist es dann doch anders, Menschen sind durchaus bereit, Gewohnheiten zu überdenken. Beim Auto aber, so scheint’s, ist der Deutsche wenig verhandlungsbereit. Dieser Eindruck bestätigt sich, wenn man sich die Ergebnisse einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Yougov ansieht: Während die Bundesregierung den Umstieg auf Bus und Bahn propagiert, regt sich in der Bevölkerung Widerstand.

4042 Bürgerinnen und Bürger wurden befragt, pikanterweise vom Autoversicherer HUK Coburg, das Ergebnis ist also wenig überraschend: Gerade bei den Jüngeren findet der Pkw wieder großen Zuspruch. Auf der Beliebtheitsskala folgen das Rad und das Gehen, dann Bus, Tram und die S-Bahn.

Ein Grund könnte sein, dass einem Drittel der Befragten die politische Festlegung auf das E-Auto suspekt scheint und ein Fünftel sieht sich einer zu „starken öffentlichen Bevormundung“ ausgesetzt, was genau das auch bedeuten mag.

Sieht man einmal davon ab, dass ein Autoversicherer logischerweise keine Umfrage veröffentlichen wird, deren Ergebnis einen Sieg der öffentlichen Verkehrsmittel darstellt, zeigt die Umfrage doch deutlich, dass sich viele Menschen weder mit der grünen Verkehrspolitik noch mit der Vehemenz der Klima-Kleber identifizieren können. Und das sind wohl all jene, die nicht in den Innenstädten deutscher Metropolen wohnen und nach wie vor auf das Auto angewiesen sind. Wer einmal in Brandenburg zwei Stunden auf einen Bus gewartet hat, versteht das.