Eine Rekordhitzewelle und Waldbrände haben den Mittelmeerraum fest im Griff. Auf der griechischen Ferieninsel Rhodos mussten Zehntausende Urlauber in einer beispiellosen Rettungsaktion evakuiert werden. Die klimatischen Bedingungen auf Sizilien, der Ägäis und weiteren Regionen rauben Reisenden die Urlaubslust, zerstören die dortigen Vegetationen und bringen Mensch und Tier in Lebensgefahr.
Insbesondere Griechenland kämpft weiter gegen die schweren Waldbrände an – betroffen sind die Inseln Rhodos, Korfu und Evia sowie die Halbinsel Peloponnes. Laut dem griechischen Zivilschutz werde auch in den kommenden Tagen die Brandgefahr auf den beliebten Ferieninseln extrem hoch bleiben. Mehr als 100 Löschflugzeuge und -helikopter sind seit fast einer Woche im Einsatz, wobei die lokale Feuerwehr von Hilfstrupps aus der Türkei, Slowakei und Rumänien unterstützt wird.
Am schlimmsten ist die Lage im südöstlichen Teil von Rhodos. Dort wehen starke Winde; sie fachen immer wieder die Flammen an. Zu Beginn der Woche brannten mehrere Häuser auf den Bergen der Insel aus, wie das staatliche Fernsehen berichtete. Auch eine Vielzahl von Hotelanlagen sei durch die Brände bedroht, am Flughafen von Rhodos warten ungefähr 20.000 Touristen, darunter viele Deutsche, auf ihre Heimreise. Zwischendurch wurden Hunderte von Reisenden in einer Basketballhalle untergebracht.
Inmitten der Brände auf mehreren Ferieninseln steht dem griechischen Festland zudem ein neuer Höhepunkt der seit Tagen andauernden Hitzewelle bevor: Nach Angaben des Wetterdienstes erwartet die Hauptstadt Athen Höchsttemperaturen von bis zu 43 Grad. Auch morgen dürfte es den Meteorologen zufolge noch so heiß bleiben, ehe die Temperaturen am Donnerstag um bis zu fünf Grad sinken.
BREAKING🚨 A fire fighting plane crashed on the Greek island of Euboea a while ago.#Greecewildfires #Greece pic.twitter.com/66gKR4P0Uv
— OSINT Updates 🚨 (@OsintUpdates) July 25, 2023
Italien: Hitze im Süden, Hagel im Norden
Auch italienische Meteorologen haben keine guten Neuigkeiten: Auf Sardinien und Sizilien wurden zum Wochenbeginn Spitzentemperaturen von 47 bis 48 Grad gemessen. Zudem sind auf Sizilien in der Nacht zu Dienstag größere Wald- und Flächenbrände ausgebrochen. Ein großes Feuer auf den Hügeln rund um die Inselhauptstadt Palermo hat am frühen Dienstagmorgen das Gelände des dortigen Flughafens erreicht. Der Airport blieb deshalb einige Stunden gesperrt, wie der Betreiber am Dienstag bei Twitter mitteilte – mehrere Flüge wurden demnach gestrichen oder umgeleitet. Auch die Autobahn A29 war betroffen; drei Auffahrten wurden geschlossen.
Aggiornamento: emesso Notam di chiusura scalo aereo fino alle 11 local time #Sicilia #aeroporto di #Palermo #incendio pic.twitter.com/r9hyVTQOGi
— Aeroporto di Palermo (@AeroportoPa) July 25, 2023
In Palermo ist die Feuerwehr nach eigenen Angaben mit 30 Teams im Einsatz, um die zahlreichen Brände zu bekämpfen. Feuerwehrteams waren mit Hubschraubern und Löschflugzeugen im Einsatz, um die Flammen unter Kontrolle zu bringen. Derweil ist auf Fotos und Videos in den sozialen Medien zu sehen, wie das Feuer in unmittelbarer Nähe zum Flughafen bedrohlich lodert.
Neben der Hitzewelle in Süditalien haben außerdem schwere Unwetter am Samstag Nord- und Mittelitalien heimgesucht und zum Teil erhebliche Schäden angerichtet. Betroffen waren unter anderem die Gegend um Bologna und die Adriaküste. Der Wetterdienst der Region Emilia-Romagna, deren Hauptstadt Bologna ist, meldete heftige Gewitter auch aus den Provinzen Reggio Emilia, Ferrara und Ravenna.
Fotos zeigten umgeknickte Strommasten, eingestürzte Häuser, auf dem Boden verstreute Dachziegel und verunglückte Autos. Auf einem Video sind Badegäste zu sehen, die in Massen vom Strand fliehen. Auch verschiedene Bahnstrecken in der Region wurden unterbrochen. Aus einigen Orten gab es Berichte über tennisballgroße Hagelkörner. Laut Wetterdienst wurden Windböen mit Geschwindigkeiten von bis zu 129 Stundenkilometern registriert.
Auch Spanien inklusive einiger seiner Inseln leidet in diesem Jahr unter extremer Trockenheit und Hitze. Es war der heißeste Frühling seit Beginn der Wetteraufzeichnungen auf der Iberischen Halbinsel. Derzeit liegen die Temperaturen bei über 30 Grad – Tendenz steigend. Sevilla kratzt an der 40-Grad-Marke; in der Hauptstadt Madrid soll es zum Wochenende 37 Grad heiß werden. Auf Mallorca und in Barcelona ist es mit 31 bis 33 Grad vergleichsweise angenehm.
Globale Brandkarte: Visualisierung zu aktiven Bränden und thermischen Anomalien
Die roten Punkte auf der Karte zeigen die thermische Anomalien der letzten 24 Stunden.
Karte: Mónica Rodriguez/Berliner Zeitung. Stand: 25. Juli 2023
Quelle: FIRMS (Fire Information for Ressource Management System)
Hitzerekorde in Spanien und der Türkei
Auch in Spanien begünstigen die Wetterbedingungen den Ausbruch von Bränden – wie zuletzt auf den Balearen oder auf der kanarischen Insel La Palma. Dort konnten die Brände zwar unter Kontrolle gebracht werden, die Flammen lodern allerdings immer wieder auf.
Auch in der Türkei brennt es: In der Urlaubsregion Antalya an der bei Deutschen beliebten türkischen Riviera brach ein Waldbrand aus. Aus Sicherheitsgründen seien zehn Häuser im Bezirk Kemer evakuiert worden, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu. Touristen seien jedoch zunächst nicht betroffen gewesen.
Offiziellen türkischen Angaben zufolge liegt die Zahl der Brände aktuell bei 19. Unter anderem ist die südliche Provinz Hatay betroffen, die Anfang des Jahres von einem Erdbeben erschüttert wurde. Die örtliche Polizei nahm zwei Verdächtige fest, die für die Waldbrände im Bezirk Belen verantwortlich sein sollen. Die Wetterprognose sagt für Mittwoch 41 Grad in Antalya, 43 Grad in Izmir und 37 Grad in Alanya voraus.

36 Stunden ohne Strom auf Malta
Auch Malta leidet unter der Hitzewelle Südeuropas. 42,7 Grad herrschten auf der Inselgruppe zu Beginn der Woche – Rekord laut des nationalen meteorologischen Dienstes. Die Behörden gaben eine Hitzewarnung heraus und forderten die Menschen auf, in den heißesten Stunden des Tages – zwischen 11 und 16 Uhr – das Haus nicht zu verlassen.
Schon über eine Woche kämpft der kleinste EU-Staat mit wiederholten Stromausfällen, die teils bis zu 36 Stunden dauern. Das staatliche Stromversorgungsunternehmen Enemalta machte die hohen Temperaturen für die Beschädigung vieler seiner unterirdischen Kabel verantwortlich. Zehntausende von Privatpersonen und Unternehmen waren davon betroffen; Klimaanlagen sowie Kühlgeräte funktionierten entsprechend nicht.
Viele Menschen schliefen nachts auf dem Boden, im Freien oder in ihren Fahrzeugen bei laufendem Motor, um der Hitze zu entkommen. Restaurants und Supermärkte mussten etwa Tausende Euro an aufgetauten und somit nicht mehr verwendbaren Lebensmitteln wegwerfen.
Dutzende Tote in Nordafrika
Auch im Norden Afrikas spielen sich dramatische Szenen ab. In Algerien kamen nach Angaben des Innenministeriums 34 Menschen ums Leben. Bei einem Einsatz gegen Brände in der Ferienregion Beni Ksila östlich der Hauptstadt Algier seien zehn Soldaten ums Leben gekommen und 25 verletzt worden. Angesichts starker Winde breiten sich die Flammen schnell aus – über 1500 Menschen mussten in Sicherheit gebracht werden.







