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„Kampf der Realitystars“: Barbusige Berliner Seniorin stiehlt allen Promis die Schau

Die neue Staffel gleicht einem feministischen Befreiungsschlag: Eine 81-Jährige zieht blank, eine Ex-Bäuerin feiert ihre Freiheit. Und: Sarah Knappik ist auch dabei.

Da hat sie ihren Kaftan noch an: Später lässt die Berlinerin Uschi Hopf alle Hüllen fallen.
Da hat sie ihren Kaftan noch an: Später lässt die Berlinerin Uschi Hopf alle Hüllen fallen.RTL II

„Willkommen im Irrenhaus“, stammelt Daniel Schmidt verzweifelt, gleich in einem ersten Einspieler zur neuen Staffel „Kampf der Realitystars“. Schmidt ist als Wirt des Elbschlosskellers bekannt, einer 24-Stunden-Kaschemme auf der Reeperbahn, die als „Europas asozialste Kneipe“ gilt.

Einst fand der Serienmörder Fritz Honka im Elbschlosskeller sowie in der nahen Bierstube Zum Goldenen Handschuh seine Opfer; noch heute würde es in seinem Lokal gelegentlich Tote geben, erzählt Schmidt freimütig – auch er selbst sei dort schon öfter mal „mit einem Schlachterbeil angegriffen worden“. Kurzum: Daniel Schmidt hat eigentlich schon alles gesehen.

Die menschlichen Abgründe aber, die sich ihm nun am thailändischen Strand darbieten, schockieren selbst den Chef vom Elbschlosskeller. Der Kult-Wirt, erstmals Teilnehmer eines Trash-Formats, trifft dort auf Gestalten wie Matthias Mangiapane, einem ehemaligen Dschungelcamp-Bewohner, den der Trash-Laie für das uneheliche Kind von Rumpelstilzchen und Harald Glööckler halten könnte.

Darauf konnte ihn selbst Europas asozialste Kneipe nicht vorbereiten: Daniel Schmidt ist total überfordert.
Darauf konnte ihn selbst Europas asozialste Kneipe nicht vorbereiten: Daniel Schmidt ist total überfordert.RTLII

Außerdem ist Paul Jahnke dabei, der schon 2012 als vorzeitlicher „Bachelor“ auf Frauenfang gegangen war und seither als Ur-Schmalzlocke durchs Privatfernsehen tingelt. Oder, wie es Antonia Hemmer in der heutigen ersten Folge „Kampf der Realitystars“ ausdrückt: „Paul ist der Inbegriff des deutschen Mannes.“

Zu denen aber, den Männern, sei an dieser Stelle schon genug gesagt. Denn die neue, vierte Staffel gleicht einem feministischen Befreiungsschlag. Hier geht’s um die Frauen – das wird gleich in der ersten Folge deutlich, die traditionell dem gegenseitigen Beschnuppern der Inselbewohnerinnen und -bewohner dient.

Gut so: Sarah Knappik übernimmt das Kommando

Antonia Hemmer zum Beispiel, die Frau, die Paul Jahnke für den „Inbegriff des deutschen Mannes“ hält, ist erstmals allein in einem Reality-Format zu sehen. Bekannt wurde sie durch die Sendung „Bauer sucht Frau“, in der sie fatalerweise an den launenhaften Landwirt Patrick Romer geriet. Eine höchst öffentliche Gaslighting-Beziehung später ist Hemmer wieder Single. Sie wolle ihrem toxischen Ex nun zeigen, dass sie es auch allein schaffen kann.

Daisy Dee outet sich in Thailand derweil selbstsicher als Zeitreisende: „Ich komme aus den 90ern“, stellt sich die ehemalige Viva-Moderatorin den anderen Kandidatinnen und Kandidaten vor. Ganz und gar nicht aus der Zeit gefallen: Uschi Hopf, bekannt als „Hot oder Schrott“-Testerin bei Vox.

<strong></strong>Nachdem Knappik übernimmt: Manni Ludolf, Matthias Mangiapane, Daisy Dee und Paul Jahnke (v.l.) gucken blöd.&nbsp;
Nachdem Knappik übernimmt: Manni Ludolf, Matthias Mangiapane, Daisy Dee und Paul Jahnke (v.l.) gucken blöd. RTL II

Die 81-jährige Berlinerin ist nicht nur die älteste Teilnehmerin, die sich jemals selbstbewusst ins Schund-Format wagte. Sie zeigt auch gleich in der ersten Folge, wo der Hopfen hängt: Stolz lässt die Seniorin alle Hüllen fallen und hüpft splitterfasernackt in ein bereitgestelltes Planschbecken. Ganz so, als wolle sie das kürzlich in Berlin aufgehobene Oben-ohne-Verbot für weibliche Freibadgäste mahnend unterstreichen.

Und dann wäre da noch Sarah Knappik. Sie ist ohnehin eine ungekrönte Reality-Queen mit Vorbildcharakter. Sich unterzuordnen ist nicht ihre Sache – lieber übernimmt die Knappik das Kommando. Als sich die Teilnehmenden in der ersten Folge „Kampf der Realitystars“ in eine Popularitäts-Rangliste einsortieren, also raten sollen, wer laut einer Zuschauer-Umfrage am bekanntesten ist, reißt der Trash-Ikone ihr ohnehin recht poröser Geduldsfaden.

Wird spannend: Bald zieht auch Eva Benetatou ein

Alles völlig falsch zugeordnet, befindet Knappik, und stellt die Rangliste kurzerhand und gegen den Willen ihrer Mitstreiterinnen und Mitstreiter um – mit sich selbst auf Platz eins der Bekanntheitsskala natürlich. Und siehe da: Sie sollte recht behalten; in keiner Staffel zuvor war es einer Realitystar-Truppe gelungen, diese Aufgabe völlig fehlerfrei zu lösen. „Ich bin seit 16 Jahren dabei“, sagt Knappik, die 2007 durch ihre Teilnahme bei „Germany’s Next Topmodel“ bekannt wurde, so schnell mache ihr niemand etwas vor.

Nun gilt Sarah Knappik vielen ohnehin als Dalai Lama des deutschen Privatfernsehens – als Lichtgestalt von RTL. Die Erleuchtete hatte 2011 auch am Dschungelcamp teilgenommen – allein durch sie avancierte die Ausgabe zur legendärsten aller Staffeln. Die im Dschungel schwer gemobbte Knappik ging damals aus der Show als Heldin der Nation hervor.

Wurde im Dschungelcamp zur Heldin der Nation: Sarah Knappik gilt vielen als Dalai Lama des Trash-TVs.
Wurde im Dschungelcamp zur Heldin der Nation: Sarah Knappik gilt vielen als Dalai Lama des Trash-TVs.RTL II

Besonders spannend dürfte dementsprechend jener Moment werden, an dem Knappik – sofern nicht vorher durch ihre Mitspielerinnen und Mitspieler rausgewählt – auf Eva Benetatou trifft. Die wird in der aktuellen Staffel später dazukommen und hat eine beinahe deckungsgleiche Geschichte im Gepäck.

Auch Benetatou wurde im „Sommerhaus der Stars“ aufs derbste fertiggemacht, konnte sich letztlich aber als engelsgeduldige Heroin ins Gedächtnis der Zusehenden spielen. Eine heilige Allianz der beiden Anti-Mobbing-Aktivistinnen am thailändischen Strand? So könnte Fernsehgeschichte geschrieben werden …

„Kampf der Realitystars“, ab 12. April jeden Mittwoch um 20.15 Uhr auf  RTL zwei und online auf tvnow.de