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Shoppen bei Nacht: Ein besonderer Berlin-Tipp fürs Wochenende

Die Clubcommission schlägt Alarm: Berlins Nachtleben stirbt. Können es nächtliche Festivals wieder beleben? Testen ließe sich das an diesem Wochenende.

Hört, hört: Während die Clubs sterben, erleben Festivals wie The Night Market eine Wiedergeburt.
Hört, hört: Während die Clubs sterben, erleben Festivals wie The Night Market eine Wiedergeburt.The Night Market

Verliert Berlin seinen Status als Ausgeh-Hauptstadt? Verliert das späte Treiben in der Stadt langsam seinen Charme? Sind Kreuzberger Nächte eigentlich noch lang? Das sind Fragen, die viele Menschen in der Stadt aktuell umtreiben.

Mehrere Clubs wie Wilde Renate oder Else sind durch den Ausbau der Autobahn im Osten der Stadt bedroht; vor wenigen Tagen meldete die Clubcommission außerdem, vielen weiteren Berliner Clubs drohe durch Inflation und Gentrifizierung das Aus. Und das Berghain? Das rutschte in jüngsten Rankings zu den besten Clubs der Welt auf einen bitteren Platz 16.

Die Clubkultur der Stadt scheint fast am Ende. Und beinahe hätte man das auch von einer anderen schönen Berliner Vergnügungstradition gedacht – die der nächtlichen Shopping-Happenings nämlich. Die Nachtflohmärkte im Festsaal Kreuzberg und im SO36 zum Beispiel galten stets als verlässliche Spaßgaranten im jährlichen Veranstaltungskalender. Bis die Pandemie kam und solcherlei Events unmöglich machte.

Bei der ersten Ausgabe des Night Market gab es auch die exaltierten Entwürfe des Berliner Labels Haram zu sehen.
Bei der ersten Ausgabe des Night Market gab es auch die exaltierten Entwürfe des Berliner Labels Haram zu sehen.The Night Market

Von Corona erholt haben sich einige Veranstaltungen nicht – viele aber schon. Den Nachtflohmarkt im SO36 zum Beispiel gibt es wieder. Und auch andernorts keimt Hoffnung auf, dass zumindest die Shopping-Spätschicht in Berlin noch eine Zukunft hat.

DJ-Sets und Konzerte, Austern-Shots und vegane Döner

Am Freitag und Samstag (22. und 23. September) findet The Night Market erstmals auch als „Fall-Edition“, sprich auch in der zweiten Jahreshälfte statt. Überhaupt war das nächtliche Festival, das Mode und Design, Kunst und Kultur zusammenbringt, im April das erste Mal ausgerichtet worden. Offenbar mit großem Erfolg – nur wenige Monate nach dem Auftakt geht die Veranstaltung nun schon in die Verlängerung.

Mode und Design, Kunst und Kultur ergänzen sich beim Festival, dazu gibt’s Street Food und Musik.
Mode und Design, Kunst und Kultur ergänzen sich beim Festival, dazu gibt’s Street Food und Musik.The Night Market

Im Napoleon Komplex, einer Eventlocation in Friedrichshain, präsentieren sich an beiden Abenden auf mehr als 2000 Quadratmetern über 50 verschiedene Designerinnen und Künstler, Marken und Macher bis 1 Uhr; auch Tattoo-Artists zeigen ihr Können, außerdem sind viele Secondhand-Händler mit dabei; aus der Redaktion der Berliner Zeitung seien vor allem die schönen Keramiken von Claygroundceramics empfohlen oder die fantastischen Arbeiten aus der Maßschneiderei Agnes Nordenholz.

Allerdings: Kann ein Mode-Festival ein echter Beitrag für ein vielfältiges Nachtleben sein? Gehen wir künftig abends nur noch einkaufen, weil es keine Orte zum Tanzen gibt? Sind Shopping-Events die neuen Clubs? Wohl kaum – eher handelt es sich um eine hübsche Ergänzung, in der sich eine hoffentlich lange Nacht gut starten lässt. Immerhin gibt es auf dem Night Market auch Musik zu hören, sowohl auf Livekonzerten als auch in Form von DJ-Sets, ab 22 Uhr auch auf der integrierten „Secret-Warehouse Party“.

Der Heilsbringer für die gebeutelte Clubkultur sind solche Veranstaltungen sicherlich nicht. Wohl aber ein Hoffnungsschimmer in Berliner Nächten, die drohen, immer dunkler zu werden. Außerdem: Auf dem Night Market gibt es auch reichlich Street Food, darunter experimentelle Köstlichkeiten wie Austern-Shots von Oysters & Pearls oder vegane Döner von Kein Döner. Das, zumindest, haben die nächtlichen Festivals den üblichen Technobuden voraus.