Design

Europalette, Monstera, Sperrmüll: Diese Berliner Wohntrends wollen wir nicht mehr sehen

Darf’s ein bisschen mehr sein? Es darf: Wir finden, viele Berliner brauchen Nachhilfe, was ihre Wohnkultur angeht. Worauf sie dabei unbedingt verzichten sollten.

Leben in der grünen Hölle: Die Monstera ist das Statussymbol des Berliner Hipsters.
Leben in der grünen Hölle: Die Monstera ist das Statussymbol des Berliner Hipsters.imago

Was vor Jahren noch individuell und lässig wirkte, bringt unsere Autoren mittlerweile auf die Yucca-Palme: Zwischen Kreuzberg und Charlottenburg, zwischen Neukölln und Moabit scheint es kaum noch eine Altbauwohnung zu geben, in der nicht dasselbe triste Bild dominiert. Alte Möbel, alte Heimtextilien, Egon-Schiele-Kunstdrucke an tapetenlosen Wänden – die Berliner Wohnkultur zeigt sich so abwechslungsreich wie die Fassade einer Platte.

Es reicht, finden unsere Stilexperten – und zeigen Ihnen, auf welche Berliner Wohneigenheiten Sie auf jeden Fall verzichten sollten.

1. Europaletten: Das holzgewordene Elend

Die unsägliche Antwort auf eine Stilfrage, die nie gestellt wurde: Europaletten. Seit Jahren schon ersetzt das holzgewordene Elend in Berliner Altbauwohnungen alles – vom Lattenrost über den Coffee Table bis zum Couchgestell. Doch der Spaß hört auf: Denn mal ganz abgesehen von den vielen Splittern, die beim Baustellen-Diebstahl bedacht werden sollten, sieht das Gabelstapler-Zubehör im Wohnraum nur noch lächerlich aus. Wer sich also nicht gerade als Lageristin oder Lagerist verdingt, sollte auch keine Europaletten in seinem Alltag zulassen.

Sieht auch im Außenbereich unmöglich aus.
Sieht auch im Außenbereich unmöglich aus.imago

2. Monstera: Halb Loch, halb Pflanze

Einige Pflanzen lassen sich auch ganz ohne grünen Daumen halten. Der Beweis hierfür: die Monstera, die neben Kakteen und Sukkulenten wohl der Inbegriff floraler Pflegeleichtigkeit ist. Halb Loch, halb Pflanze, steht das hüfthohe Unheil in wahrscheinlich jeder dritten Berliner Wohnung und zumindest jedem zweiten Hipster-Café. Dabei ist eine Monstera im Wohnzimmer schlicht und ergreifend das Eingeständnis, weder einen grünen Daumen noch einen erlesenen Geschmack zu haben.

Weder grüner Daumen noch guter Geschmack.
Weder grüner Daumen noch guter Geschmack.imago

3. Petersburger Hängung: Immer wieder Egon Schiele

Nichts gegen Petersburger Hängungen. In Berliner Altbauwohnungen aber wurde die Deko-Spielerei, bei der Bilder mal akkurat, mal scheinbar willkürlich in größerer Wahl an der Wand arrangiert werden, bis ins Unerträgliche überreizt. Zumal es meist die gleichen Sachen sind, die hier Seit an Seit beieinander hängen: Ein Egon-Schiele-Kunstdruck, ein Berghain-Flyer, ein Streifen aus dem Fotoautomaten am Kotti und das schlecht gestaltete Ausstellungsposter eines befreundeten Grafikdesigners sind immer dabei. Auch schlimm: An der Metallleine aufgehängte Postkarten.

Wenigstens kein Berghain-Flyer.
Wenigstens kein Berghain-Flyer.imago

4. Möbel vom Sperrmüll: Arm und gar nicht sexy

Berlin ist arm – und mithin überhaupt nicht sexy. Das trifft zumindest auf zahllose Wohnkonzepte zu, die aus Mangel an kostengünstigen Alternativen mit tragischen Straßenfunden ausgestattet wurden. Durchgesessene Sofas, abgewetzte Midcentury-Schränkchen, alte Stühle, alte Lampen: In mancher Kreuzberger Altbauwohnung sieht es aus, als sei man im Sperrmüllcontainer gelandet. Dann doch lieber Ikea.

Bitte lassen Sie das stehen!
Bitte lassen Sie das stehen!imago

5. Unverputzte Wände: Weniger ist weniger

Manchmal ist weniger mehr – aber auch eben nur manchmal. Denn häufig ist weniger auch einfach nur weniger. Ein schön schreckliches Beispiel hierfür sind unverputzte Wände: Wer in Prenzlauer Berg oder Mitte durch eine der beliebigen Bars geistert, kann dem Investitionstrotz einiger Gastronomen kaum entkommen. Dabei sollen jene trostlosen Wände offenbar den Anschein vermitteln, irgendjemand habe sich hier wirklich Gedanken über die Inneneinrichtung gemacht. Das Gegenteil ist meist der Fall.

Hier kommt jeder gute Rat zu spät.
Hier kommt jeder gute Rat zu spät.imago