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Reise bis an die Grenze von Nordkorea: „Als würde ich Tiere im Zoo beobachten“

Zwischen Nord- und Südkorea liegt die „Demilitarisierte Zone“. Unsere Autorin war dort. Nicht nur beim Blick durch das Fernrohr bekam sie mulmige Gefühle.

Ein südkoreanischer Soldat in der Sicherheitszone (DMZ) an der Grenze zwischen Nord- und Südkorea, Provinz Nord-Hwanghae.
Ein südkoreanischer Soldat in der Sicherheitszone (DMZ) an der Grenze zwischen Nord- und Südkorea, Provinz Nord-Hwanghae.Paulus Ponizak/Berliner Zeitung

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Mein Tag fängt ziemlich süß an – mit dem koreanischen Gebäck „Yakgwa“ zum Frühstück. Ich esse das frittierte Honigplätzchen im Tourbus auf dem Weg zu den heutigen Ausflugszielen. Ein süßer Kontrast zu den bitteren Eindrücken, die ich später noch sammeln werde. Denn der Tourbus führt mich zur „Demilitarisierten Zone“, kurz „DMZ“. Dabei handelt es sich um eine entmilitarisierte Zone auf der koreanischen Halbinsel, die diese seit Ende des Koreakriegs 1953 in Nord- und Südkorea aufteilt. Die Tour ist in dem Buchungsportal „GetYourGuide“ auf Platz Eins der Top-Aktivitäten mit Startpunkt in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul gelistet.

Auf dem Weg zur DMZ halten wir an einer Kontrollstation. Unsere Tourleiterin Moon Young erzählt uns, dass junge Südkoreaner hier meist ihren Wehrdienst leisten. Möglicherweise weist sie darauf hin, um nervöse Touristen vor der Inspektion zu beruhigen. Einer der Soldaten betritt den Bus – er macht einen jugendlichen und zurückhaltenden Eindruck. Eine ungewöhnliche Situation für mich, da ich als 26-jährige Europäerin kaum Erfahrung mit derartigen Kontrollen habe. Ehrlich gesagt kenne ich nur die Sicherheits- und Passkontrollen an Flughäfen.

Einige Touristen begrüßen den Soldaten mit dem koreanischen Wort für „Hallo“: An-nyeong-ha-se-yo, das Moon Young uns kurz zuvor beigebracht hatte. Ich sitze in der ersten Reihe und werde dementsprechend auch als erstes geprüft. Das hatte ich bei der Platzwahl nicht berücksichtigt. Meinen Ausweis halte ich bereits in meiner Hand. Zu Beginn der Tour habe ich mir ebenfalls ein Schild mit den Kontaktdaten der Tourleiterin umhängen müssen. Der Soldat vergleicht alle Daten, hakt meinen Namen auf seinem Zettel ab und dreht sich zum nächsten Mitfahrer. Zum Abschluss der Kontrolle rufen einige der Touristen „Gam-sa-ham-ni-da“ für „Vielen Dank“. Alles verlief reibungslos.

Touristen auf dem Weg zur demilitarisierten Zone (DMZ) in Korea.
Touristen auf dem Weg zur demilitarisierten Zone (DMZ) in Korea.Paulus Ponizak/Berliner Zeitung

Die Stille im Bus löst sich auf und verwandelt sich in Heiterkeit. Dafür verantwortlich ist Moon Young: Sie fragt uns nach unseren bisherigen Erlebnissen und Begegnungen in Südkorea. Sie wirkt lebensfroh und hat einen leicht-ironischen Humor. Möglicherweise hilft ihr das, eine Tour mit einer derart bedrückenden Thematik regelmäßig durchzuführen.

Einige Minuten später kommen wir am großen Parpklatz des Imjingak-Parks an. Es ist staubig und heiß. Ende Juni herrschen in Südkorea rund 22 bis 25 Grad. Heute war es gefühlt noch wärmer. Die Imjingak-Anlage befindet sich etwa 50 Kilometer nordwestlich von Seoul und ist sieben Kilometer von der Militärischen Demarkationslinie entfernt.

„Brücke der Freiheit“

Nord- und südlich dieses Trennungsstrichs erstreckt sich auf jeweils beiden Seiten die bis zu zwei Kilometer breite und 248 Kilometer lange demilitarisierte Zone, vom Gelben Meer im Westen bis zum Japanischen Meer im Osten. Sie wurde gemäß den Bestimmungen des koreanischen Waffenstillstandsabkommens von 1953 als Pufferzone zwischen den Ländern Nordkorea und Südkorea eingerichtet. Der Imjingak-Park am Ufer des Grenzflusses Imjin, nach dem er benannt wurde, beherbergt zahlreiche Mahnmale, die an den Koreakrieg und die Teilung erinnern.

Die DMZ teilt die koreanische Halbinsel in Nord- und Südkorea auf.
Die DMZ teilt die koreanische Halbinsel in Nord- und Südkorea auf.Fotoillustration: Roshanak Amini für Berliner Zeitung am Wochenede. Bilder: Imago, Wikimedia commons

Vom Parkplatz aus laufen wir ein paar Meter zur „Brücke der Freiheit“. Bis heute ist dieser Bau die einzige direkte Verbindung zwischen den beiden Staaten, referiert Moon Young. Besondere Bedeutung erlangte sie mit Beginn des Kriegsgefangenenaustausches im Mai 1953. Im Umkreis der Brücke entstand eine neutrale Zone, in der auf nordkoreanischer Seite die alliierten Gefangenen gesammelt und zur Entlassung auf südkoreanisches Territorium geschickt wurden. Vor dem Hintergrund dieser Ereignisse, bei denen mehr als 12.500 Menschen in die Freiheit gelangten, erhielt die Brücke ihren Namen.

Wir versammeln uns an einem Platz mit Bänken. Moon Young beginnt zu erzählen – von einem Ereignis, das am 20.08.2018 in die nord- und südkoreanische Geschichte einging. Zum ersten Mal seit fast sieben Jahrzehnten sahen sich in einem Ferienhotel in Nordkorea Verwandte wieder, die im Koreakrieg voneinander getrennt worden waren. Insgesamt trafen 89 südkoreanische Senioren auf rund 180 nordkoreanische Verwandte. Die Senioren wurden aus 57.000 Bewerbern per Zufallslotterie ausgewählt. Es waren die ersten koreanischen Familienzusammenführungen seit – zum damaligen Zeitpunkt – mehr als drei Jahren. Südkoreas Regierung drängte seit Langem dazu, möglichst regelmäßig Treffen zwischen den getrennten Familien zu veranstalten. Das nordkoreanische Regime hatte das Zustandekommen jedoch regelmäßig an politische Bedingungen geknüpft und immer wieder platzen lassen.

Moon Young berichtet uns, dass der britische Fernsehsender BBC das Treffen übertragen hatte. Ich zögerte keine Sekunde nach Ende ihres Vortrags, um mir die Aufnahmen der rund elfstündigen Familienwiedervereinigungen im Internet anzusehen. In dem Video geht eine betagte Frau mit beigem Hut geradewegs auf ihren Sohn zu. Er trägt einen Anzug und sitzt am Tisch – erblickt seine Mutter und dreht sich zu ihr um. Die beiden umarmen sich im Blitzlichtgewitter. Im Anschluss wird ein Interview mit der Mutter gezeigt, kurz bevor sie auf ihren Sohn trifft. Es erscheint mir wie ein Happy End aus einem Film – doch eine gemeinsame Zukunft haben die beiden nicht.

Alles auf meinem heutigen Tagesausflug deutet darauf hin, dass sich die Südkoreaner eine Wiedervereinigung wünschen. Die Fähnchen an den Zäunen, Plakate mit der Aufschrift „Reunification“ (dt.: „Wiedervereinigung“) am Rande des Weges. Ich frage Moon Young, ob es tatsächlich so sei. Sie bekomme diese Frage natürlich sehr oft gestellt, erzählt sie. Es gäbe verschiedene Positionen, so Moon Young: Die älteren Menschen in Südkorea hätten den Krieg noch miterlebt und würden die Nordkoreaner aus diesem Grund hassen. Sie würden sich alles andere als eine Wiedervereinigung wünschen, glaubt unsere Tourleiterin.

Eine Wiedervereinigung, „ähnlich wie in Deutschland“?

Die Jungen hingegen hätten keine Berührungspunkte mit Nordkorea. Sie seien mit der jetzigen Situation aufgewachsen und würden sich dadurch nicht beeinträchtigt fühlen. Daher würden sie keinen Bedarf darin sehen, sich für eine Wiedervereinigung einzusetzen. Und dann gäbe es noch Menschen wie sie selbst, die hoffen, dass es eines Tages passiert. „Und wie realistisch wäre das?“, frage ich. Moon Young hofft, dass es durch eine Reihe von Zufällen womöglich eines Tages passiert. „Ähnlich wie in Deutschland“, sagt sie. „Man hat auch nicht damit gerechnet, dass die Grenzmauer zwischen BRD und DDR einmal fällt, und dennoch ist es passiert.“

Ein Tourist fotografiert eine Absperrung in der DMZ.
Ein Tourist fotografiert eine Absperrung in der DMZ.Paulus Ponizak/Berliner Zeitung

Nach dem emotionalen Exkurs fahre ich selbstständig mit einer Gondel über einen Teil der DMZ zu einem Aussichtspunkt. Die Gondel überquert den halb ausgetrockneten Imjin-Fluss. Angekommen auf der anderen Seite des Flusses, laufe ich einen kleinen Hügel hinauf. Der Weg ist ausgedörrt, ungefähr einspurig breit. Links und rechts befinden sich Zäune, an denen an einigen Stellen Schilder befestigt sind. „Mine“ lautet die Aufschrift. Ich werde vermutlich nicht hinter den Zaun stolpern – aber ist es wirklich sicher, so nah an Minen entlangzulaufen?

Weiter oben auf der Anhöhe befindet sich die „Wish Ribbon Zone“ (dt.: „Wunschbandzone“). Hier hängen keine Minenschilder, sondern Bänder mit Wünschen am Zaun. Ich lasse die Bänder durch meine Hände gleiten: „Love God and not Kim Jong-un“ (dt.: „Liebe Gott und nicht Kim Jong-un“), „I hope that everyone sees the end of this conflict so time doesn’t make the split bigger“ (dt. „Ich hoffe, jeder sieht das Ende des Konflikts, sodass die Zeit die Spaltung nicht größer macht“) oder „I hope you will be reunited with your family soon!“ (dt.: „Ich hoffe, ihr seid bald mit eurer Familie wiedervereint.“), sind nur einige der zahlreichen Botschaften in der Hoffnung auf Frieden.

Zurück auf der Imjingak-Anlage bleibt mir noch etwas Zeit für ein Mittagessen – doch in diesem Moment fällt mir ein Hinweis von Moon Young ein, der die Nahrungsaufnahme nebensächlich erscheinen lässt. Auf dem Gelände des Imjingak-Parks befände sich laut unserer Tourleiterin der einzige Shop, in dem man nordkoreanisches Geld kaufen könne. Das einmal in echt zu sehen, möchte ich mir nicht entgehen lassen. Eine andere Touristin aus unserer Gruppe begleitet mich zu dem Shop. Wir laufen über das Gelände, vorbei an einer riesigen südkoreanischen Rentnergruppe, die gerade unter provisorischen Pavillons zu Mittag isst. Dann entdecken wir den kleinen, unscheinbaren Laden – in dem es sich ordentlich tummelt. Wir drängen uns hinein.

Es herrscht ein wahrer Kaufrausch. An der Theke erkenne ich eine Auswahl an älteren und aktuellen nordkoreanische Geldscheinen. Meine Begleitung schlägt zu. Ich bin verunsichert – in diesem Laden scheint es so, als wäre nordkoreanisches Geld ein nettes Mitbringsel. Kurz darauf sitze ich im Bus und frage mich, warum ich mir den Schein gekauft habe. Schon jetzt ist mir dieser Affekt-Kauf unangenehm – ich bin ja schließlich kein Fan.

Entdeckte Infiltrationstunnel

Unser nächstes Ziel ist der dritte Infiltrationstunnel. Bevor wir diesen betreten, unterrichtet uns Moon Young, wie er 1978 von südkoreanischen Truppen entdeckt wurde. Mit dem Ende des Koreakrieges 1953 wurde deutlich, dass eine gewaltsame Vereinigung des Landes unmöglich war. 1971 befahl der damalige Staats- und Parteichef Nordkoreas, Kim Il-sung, den Bau mehrerer Infiltrationstunnel von Norden nach Süden, durch die unterirdisch Truppen eingeschleust werden sollten.

Touristen betrachten Ausstellungstücke.
Touristen betrachten Ausstellungstücke.Paulus Ponizak/Berliner Zeitung

Noch vor Beendigung der Arbeiten entdeckten Grenzposten in der entmilitarisierten Zone 1974 den ersten dieser Infiltrationstunnel. Die nordkoreanische Regierung bestritt, für den Bau der Anlage verantwortlich zu sein. Er wurde in der Mitte geschlossen. Bereits vier Monate später wurde ein neuer, doppelt so großer, Infiltrationstunnel entdeckt. In diesem Fall konnte die Verantwortung Nordkoreas durch die Aussage eines beteiligten Ingenieurs nachgewiesen werden. Die südkoreanischen Grenztruppen begannen in den folgenden Monaten mit der systematischen Suche nach weiteren unterirdischen Gängen. Im Ergebnis konnte der dritte Tunnel ausfindig gemacht werden, vor dessen Eingang ich nun stehe.

Nachdem ich mein Handy und mein Portemonnaie in einem Schließfach deponiert habe, bekomme ich einen Helm und darf den Tunnel betreten. Ich gehe einen steilen Abschnitt hinunter, es wird deutlich kühler. Angekommen bei der Tiefe von 73 Metern zahlt sich auch mein Helm aus, denn mit meiner Körpergröße von 1,77 Metern muss ich mich ab dieser Stelle den größten Teil der Strecke abducken. Es tropft von der Decke, ab und zu stoße ich aus Unachtsamkeit mit meinem Helm gegen sie. Am Ende des Tunnels angekommen sehe ich eine Uhr: Diese zeigt jedoch nicht die Zeit an, sondern die Tage, die seit Ende des Koreakrieges vergangen sind. Heute sind es exakt 25.904 Tage. Am Ende des Tunnels befindet sich eine Absperrung – hier wurde der Tunnel verschlossen. Die Steinwand, die sich nun mit einigen Metern Abstand vor mir befindet, hat in der Mitte einen geöffneten Spalt. Das Licht strahlt hindurch.

Wir fahren zu unserem letzten Stopp, dem Dora-Observatorium. Zunächst sehen wir uns gemeinsam mit der Gruppe in einem kleinen Kino einen Film über den Koreakrieg an. Zusammengeschnitten wie ein amerikanischer Filmtrailer hat er eine klare Message: Wiedervereinigung erwünscht. Anschließend laufen wir durch eine Ausstellung mit verschiedenen Modellen und Darstellungen der demilitarisierten Zone. Dann geht es die Treppe hoch zur Aussichtsplattform. Das Dora-Observatorium befindet auf der Spitze des gleichnamigen Berges, wenige Kilometer von der nordkoreanischen Grenze entfernt. Sie gilt als einer der bekanntesten Orte, an denen ein Blick in das nördliche Nachbarland für Zivilisten möglich ist. 1986 wurde sie vom südkoreanischen Militär zu diesem Zweck eingerichtet.

In dem Observatorium entdecke ich eine Art Kinosaal, jedoch ohne Leinwand. Stattdessen ist der Raum mit einer riesigen Glasfront ausgestattet – mit Blick auf Nordkorea. Hier kann man sich gemütlich in einem der Sessel zurücklehnen und hinüberschauen. Ich gehe weiter und betrete ein großes Café, ebenfalls großflächig verglast, und mit einigen Plätzen „mit Aussicht“, wie man im Tourismus-Jargon sagen würde. Mit einem Kaffee setze ich mich dorthin und ertrage den Anblick. Ich bin beeindruckt und erschrocken zugleich. Das Leben in Nordkorea liegt so fernab von meiner Vorstellungskraft. Umso überwältigter bin ich, einen minimalen Einblick in dieses Land zu bekommen, das so nah und doch so fern ist.

Wer hat den längeren Mast?

Oben auf dem Gebäude befindet sich eine Aussichtsplattform. Dort stehend traue ich meinen eigenen Augen nicht. In der Ferne erspähe ich eine nordkoreanische Flagge. Moon Young lässt mich wissen, dass der Fahnenmast mit 160 Metern einer der höchsten der Welt ist. Grund dafür: Die Nord- und Südkoreaner haben sich darüber, wer den höheren Mast hat, einen Wettbewerb geliefert. Südkorea hatte nach der letzten Erhöhung des nordkoreanischen Mastes aufgegeben.

Entlang der Grenze zu Nordkorea
Entlang der Grenze zu NordkoreaPaulus Ponizak/Berliner Zeitung

Durch das Fernglas inspiziere ich das nordkoreanische Propagandadorf Kjoing-dong. Moon Young erklärt, dass dort keiner lebe, sondern lediglich abends jemand käme, um die Lichter anzuknipsen. Es sei eine Attrappe, um den Südkoreanern vorzugaukeln, dass die Nordkoreaner in schönen Wohnsiedlungen wie dieser leben. Das südkoreanische Pendant ist das Freiheitsdorf Taesong-dong, welches im Rücken des Aussichtspunktes liegt. Hier leben „gecastete“ Bewohner aus Südkorea, wie Moon Young mir verrät.

Ich schwenke das Fernrohr nach links und erkenne mehrere Felder. Und tatsächlich: Ich sehe Menschen, die sich auf den Feldern und auf einem kleinen Weg davor bewegen. Fahrradfahrer und Fußgänger. Als würde ich Tiere im Zoo beobachten.

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Moon Young weist uns darauf hin, dass man mit dem Fernglas eine Statue des Parteiführers Kim Il-sung sehen könne. In Nordkorea gebe es mehrere tausend Statuen der Kims. „Da sieht man, wofür in Nordkorea Geld ausgegeben wird – nicht für die Menschen“, gibt Moon Young zu bedenken. Die Statue konnte ich durch das Fernrohr leider nicht entdecken. Ebenso macht die Tourleiterin uns darauf aufmerksam, dass man in den Hügeln eine Art Hollywood-Zeichen erspähen kann. Dieses trägt jedoch nicht die Hollywood-Buchstaben, sondern jene für den Slogan „Our Nation is the Best“. Ich konnte es verschwommen in den „North Korea Hills“ erkennen.

Touristen schauen durch Ferngläser Richtung Nordkorea.
Touristen schauen durch Ferngläser Richtung Nordkorea.Paulus Ponizak/Berliner Zeitung

Moon Young fragt mich, ob ich ein Foto von mir vor Nordkorea haben möchte. Aus Höflichkeit antworte ich mit „Ja“. Eine merkwürdige Situation. Immerhin stehe ich nicht vor einer Sehenswürdigkeit wie der Freiheitsstatue. Im Gegenteil: Ich habe das beklemmende Gefühl, ich würde mich mit Gefangenen hinter Gittern ablichten. Soll ich auf dem Foto lächeln, weil ich dankbar bin, nicht auf der anderen Seite zu stehen?

Julia Ludolf, geboren 1998, ist seit acht Jahren im Verbraucher- und Reisejournalismus tätig. Gleichzeitig arbeitet sie als Reiseleiterin und verbindet ihre journalistische Expertise mit ihrer Reiselust.

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