Vertreter der US-Regierung und Russlands haben im August über mehrere energiebezogene Abkommen beraten, die als Anreiz für Fortschritte bei den Friedensgesprächen zum Ukrainekrieg dienen sollen. Das berichtete die Nachrichtenagentur Reuters am Dienstag unter Berufung auf fünf mit den Verhandlungen vertraute Personen.
Demnach wurden verschiedene Optionen diskutiert, darunter eine mögliche Rückkehr des US-Energiekonzerns ExxonMobil in das russische Öl- und Gasprojekt Sachalin-1, aus dem sich der Konzern nach Beginn der russischen Invasion zurückgezogen hatte. Auch der Verkauf von US-Technologie und Ausrüstung für russische Flüssiggas-Projekte wie Arctic LNG 2, die bislang von Sanktionen betroffen sind, stand auf der Liste. Sogar der Erwerb russischer nuklearbetriebener Eisbrecher durch die USA sei erwogen worden.
Die Gespräche fanden nach Reuters-Angaben während des Besuchs des US-Sondergesandten Steve Witkoff in Moskau Anfang August statt. Witkoff habe sich dort mit Präsident Wladimir Putin sowie mit Kirill Dmitriev, dem Chef des russischen Staatsfonds, getroffen. Die Vorschläge seien anschließend auch im Weißen Haus mit Präsident Donald Trump besprochen worden. Teile der Ideen seien zudem bei dem Alaska-Gipfel Mitte August kurz zur Sprache gekommen, an dem Trump und Putin teilnahmen.
Trump wollte nach Alaska-Gipfel Geschäft mit Russland präsentieren
Offiziell hatte Trump Russland mehrfach mit zusätzlichen Strafmaßnahmen gedroht, falls Moskau seine Angriffe in der Ukraine nicht beende. Nach dem Alaska-Treffen blieben neue Sanktionen allerdings aus. „Das Weiße Haus wollte nach dem Gipfel unbedingt eine Schlagzeile über ein großes Investitionsgeschäft präsentieren“, zitierte Reuters eine der Quellen.
Laut einem der Insider verfolgt Washington mit den Energieoptionen auch das Ziel, Russland stärker von amerikanischer statt von chinesischer Technologie abhängig zu machen – als Versuch, die wachsende Bindung zwischen Moskau und Peking zu schwächen.
Putin ermöglicht Rückkehr ausländischer Investoren
Unklar ist, ob und in welchem Umfang die diskutierten Maßnahmen tatsächlich umgesetzt werden. Zwar habe Putin zeitgleich ein Dekret unterzeichnet, das eine Rückkehr ausländischer Investoren nach Sachalin-1 grundsätzlich ermöglicht, konkrete Vereinbarungen gebe es jedoch nicht.
Seit Trumps Amtsantritt haben die USA und Russland mehrere Gesprächsrunden geführt, die neben einem möglichen Frieden für die Ukraine auch die Wiederaufnahme bilateraler Beziehungen ins Zentrum stellten. Die jetzt bekannt gewordenen Energiepläne gelten Beobachtern zufolge als Versuch, Moskau wirtschaftliche Anreize für ein Ende der Kämpfe zu bieten – während in der Ukraine weiterhin täglich Gefechte und Angriffe auf zivile Infrastruktur gemeldet werden.


