Russland

Wagner gegen Moskau: Streit zwischen Prigoschin und Schoigu droht zu eskalieren

Moskau will die Befehlsgewalt über alle Privatarmeen. Wagner-Chef Prigoschin weigert sich und wirft Verteidigungsminister Schoigu erneut Unfähigkeit vor.

Der Chef der Wagner-Gruppe Jewgeni Prigoschin.
Der Chef der Wagner-Gruppe Jewgeni Prigoschin.Lev Borodin/TASS/IMAGO

Der Streit zwischen dem Chef der Wagner-Söldner, Jewgeni Prigoschin, und russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu droht zu eskalieren. Der Grund: Russlands Verteidigungsministerium will alle russischen Freiwilligenverbände per Anordnung unter seine Befehlsgewalt bringen. Bis zum 1. Juli müssten alle diese Einheiten einen Vertrag mit der Behörde unterzeichnen, teilte der stellvertretende Verteidigungsminister Nikolai Pankow in Moskau mit. Es gebe inzwischen mehr als 40 Freiwilligenverbände, deren rechtlicher Status so abgesichert werden solle. Prigoschin teilte am Sonntag mit, er weigere sich, solch einen Vertrag zu unterschreiben.

Verteidigungsminister Schoigu könne über das Ministerium und die Soldaten bestimmen, sagte Prigoschin in einer über seinen Telegram-Kanal veröffentlichten Sprachnachricht. Der Minister sei aber schon bisher nicht in der Lage, seine eigenen Truppen zu führen. „Wagner wird keine Verträge mit Schoigu unterzeichnen“, sagte Prigoschin. Es könne sein, dass Wagner dann keine Waffen und Munition erhalte - doch nur so lange, bis das Ministerium die Hilfe der Privatarmee brauche.

Prigoschin betonte zugleich mit Blick auf die Befehlsgewalt, dass er sich Präsident Wladimir Putin als Oberbefehlshaber und den Interessen Russlands unterordne. Dagegen hatte er Schoigu und den russischen Generalstabschef Waleri Gerassimow angesichts einer Vielzahl an Niederlagen in Moskaus Angriffskrieg gegen die Ukraine bereits zuvor Unfähigkeit vorgeworfen.

Noch keine Reaktion aus Moskau auf Prigoschins Weigerung

Prigoschin sagte, dass seine Söldnerarmee in Abstimmung mit Gerassimows Stellvertreter Sergej Surowikin Kampfeinsätze festlege. Surowikin sei klug, erfahren und stehe für ein hohes Maß an Effektivität und Erfolg. Eine Reaktion von offizieller Seite in Moskau auf Prigoschins Weigerung gab es zunächst nicht. Prigoschin gilt als enger Vertrauter Putins in Russland als unantastbar.

Schoigus Stellvertreter Pankow hatte erklärt, mit der Eingliederung der Einheiten in das Ministerium sollten die militärischen Möglichkeiten und der effektive Einsatz der Kämpfer verbessert werden. Die Truppen könnten dann auch besser ausgerüstet werden, hieß es. Allerdings gibt es schon jetzt immer wieder Klagen russischer Soldaten über eine mangelhafte Ausstattung.