Fernsehlandschaft

Brandbrief gegen neues ARD-Format: Rassismusvorwürfe aus den eigenen Reihen

In einem Brandbrief an Verantwortliche im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wird die Absetzung der neuen Reportagereihe „Klar“ gefordert. Die Sendung soll rassistisch sein.

Julia Ruhs: Moderatorin der neuen der neuen NDR/BR-Reportagereihe „Klar“.
Julia Ruhs: Moderatorin der neuen der neuen NDR/BR-Reportagereihe „Klar“.NDR/BR/Markus Konvalin

Die erste Folge der neuen NDR/BR-Reportagereihe „Klar“ mit dem Titel „Migration: Was falsch läuft“ hat einen Brandbrief nach sich gezogen. Die öffentlich-rechtliche Sendung, moderiert von Julia Ruhs und verantwortet von Thomas Berbner und Andreas Bachmann, soll nach dem Willen von Journalist Torben Ritzinger abgesetzt werden – wegen populistischer Sprache, rassistischer Klischees und einseitiger Darstellung.

Die Reportage vermittle ein verzerrtes Bild von Migration, vermenge Begriffe wie Migration, Flucht und Asyl bewusst und schüre damit pauschale Ängste. „Die Sendung trägt zu einem Generalverdacht gegenüber migrantisch gelesenen Menschen bei“, heißt es in dem Schreiben. In einer Zeit, in der rechtsextreme Gewalt zunimmt, sei das ein „fatales Signal“. Weiter soll der Beitrag aus der ARD-Mediathek entfernt werden und der öffentlich-rechtliche Rundfunk soll sich von Moderatorin Ruhs trennen, so die Forderung.

Besonders heftig fällt die Kritik dabei an der Tonalität und Machart der Reportage aus. Demnach würden sich die Verantwortlichen des Beitrags an klassischen Stilmitteln des Populismus – etwa der Emotionalisierung, Übertreibung und Verallgemeinerung – bedienen.

Tod eines Mädchens wird angeblich instrumentalisiert

Bereits der Titel stelle den Angaben zufolge das Thema einseitig negativ dar. Neue Recherchen würden fehlen, stattdessen befeuere der Beitrag mit bekannten Narrativen den Eindruck, Migration sei eine Gefahr für Sicherheit und gesellschaftlichen Zusammenhalt. „Klar“ bedient sich demnach an rassistischen Klischees, insbesondere durch den Fokus auf Kriminalität, Antisemitismus und die angebliche Integrationsverweigerung.

Auch ein Beispiel erwähnen die Initiatoren. In dem Beitrag kommt der Vater eines getöteten Mädchens zu Wort. Michael Kyraths Kind wurde vor zwei Jahren in einem Regionalzug in Schleswig-Holstein von einem palästinensischen Asylbewerber getötet. Ein Fall, der laut dem Brandbrief instrumentalisiert werde, „um generell Migration von Anfang an als Gefahr hinzustellen.“

Auch methodische Versäumnisse werden der Redaktion vorgeworfen. Die Reportage greife unkritisch auf Polizeiangaben zurück, ohne strukturelle Probleme wie Racial Profiling oder soziale Verzerrungen in der Kriminalstatistik zu benennen. Veröffentlicht wurde der Brandbrief auf der Petitionsplattform von Campact, „We act“. Bisher reagierten die Verantwortlichen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks darauf nicht öffentlich.