Reiner Haseloff, Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, fordert von den öffentlich-rechtlichen Medien in Deutschland eine größere Meinungsvielfalt. Auf die Frage, was er am öffentlich-rechtlichen Rundfunk sofort ändern würde, sagte er in einem Interview der Berliner Zeitung: „Das System muss langfristig stabil mit den Beiträgen auskommen, die von uns allen gezahlt werden. Und das A und O für die Akzeptanz von Medien ist die Binnenpluralität.“
Auf die Frage, was er damit meine, sagte Haseloff: „Dass alle Meinungen des demokratischen Spektrums vertreten sind, und zwar breit vertreten. Es gibt Untersuchungen, die eindeutig zeigen, dass es da eine Unwucht gibt, und das ist ja auch offensichtlich.“ In Deutschland stehe „die überwiegende Mehrheit der Menschen politisch in der Mitte oder rechts der Mitte“. Der CDU-Politiker kritisierte auch die Gehälter, etwa beim MDR, dort gebe es „finanziell komfortable Absicherungen, von denen der durchschnittliche Arbeitnehmer nur träumen kann“.
Reiner Haseloff: „Muss mir mein Weltbild nicht einordnen lassen“
Haseloff, der als einer der schärfsten politischen Kritiker des öffentlich-rechtlichen Rundfunks gilt und sich einer Erhöhung des Rundfunkbeitrags immer wieder widersetzt hat, gab im Interview auch Auskunft über seinen eigenen Medienkonsum. Talkshows schalte er zum Beispiel selten ein, sagte er: „Ich bin ja Bestandteil des politischen Systems, ich muss mir die Lage oder mein Weltbild nicht einordnen lassen.“
Über die gesamte Medienlandschaft in Deutschland sagte Haseloff, sie sei „fest in westlicher Hand“, das spiegele sich in der Berichterstattung über Ostdeutschland.
Reiner Haseloff regiert seit 2011 in Sachsen-Anhalt und ist damit der am längsten amtierende Ministerpräsident in Deutschland. Ob er im kommenden Jahr, wenn in seinem Bundesland ein neuer Landtag gewählt wird, erneut antreten wird, lässt er bisher offen. Nach Berlin in das Kabinett von Friedrich Merz werde er jedenfalls nicht wechseln. Haseloff widersprach entsprechenden Gerüchten in den Medien.
Im Interview sprach Haseloff außerdem über den Umgang mit der AfD, berichtete aus seiner Zeit als Lokalpolitiker direkt nach der Wende und erzählte, wie er langjährige persönliche Freunde davon überzeugen konnte, Friedrich Merz zu wählen.

