Wladimir Putin ist am Donnerstag zu einem zweitägigen Staatsbesuch in Indien eingetroffen. Am Flughafen wurde er persönlich von Narendra Modi empfangen - ein deutliches Zeichen für die Bedeutung, die Neu-Delhi der Reise beimisst. Begleitet wird Putin von ranghohen Ministern und Vertretern aus Wirtschaft und Rüstungsindustrie.
Ein privates Abendessen mit Modi war für den Ankunftsabend angesetzt. Für Freitag steht ein offizielles Gipfeltreffen sowie eine Reihe bilateraler Gespräche auf der Agenda, unter anderem zu Energie-, Handels- und Rüstungsthemen.
Ukrainekrieg: Putins Haltung zum US-Friedensplan
Vor seinem Abflug nach Indien hatte Putin in einem Interview mit dem Sender India Today deutlich gemacht, dass einzelne Vorschläge im US-Plan zur Beendigung des Kriegs in der Ukraine für Moskau nicht akzeptabel seien. Er bezeichnete die Gespräche mit US-Sondergesandten als „notwendig und nützlich“, aber auch als „harte und schwierige Arbeit“.
Laut Putin sei der ursprüngliche 28-Punkte-Plan auf 27 Punkte gekürzt und in vier Pakete aufgeteilt worden. Dennoch gebe es zentrale Differenzen. Er weigere sich, konkrete Zugeständnisse zu machen, solange essenzielle Moskauer Forderungen wie die Kontrolle über die besetzten Regionen nicht akzeptiert würden. Mit diesen Aussagen sendet Russland ein starkes Signal an Washington, an Kiew, an Europa und nicht zuletzt an Neu-Delhi: Die Friedensverhandlungen sind weit von einem Ergebnis entfernt.
Rüstung und Handel: Interessensgemeinschaft mit Indien
Trotz des Krieges in der Ukraine bleibt die Kooperation zwischen Russland und Indien eng. Im Mittelpunkt der Gespräche stehen mögliche Rüstungs- und Energieabkommen, darunter unter anderem Waffenlieferungen, Gas- und Ölgeschäfte sowie Kooperationen in der Landwirtschaft und Chemieindustrie. Indien gehört seit langem zu den größten Abnehmern russischer Waffen.
Neu-Delhi betont jedoch, es handele sich um eine pragmatische Außenpolitik, die ökonomische Interessen in den Vordergrund stelle. Unabhängigkeit und strategische Autonomie seien wichtiger als ideologische Frontlinien.
Geopolitischer Balanceakt: Indien zwischen Ost und West
Indien bewegt sich in einer geopolitisch heiklen Lage: Einerseits stark wirtschaftlich und energiepolitisch mit Russland verflochten, andererseits durch die westlichen Sanktionen und diplomatischen Spannungen zunehmend unter Druck. Der Besuch Putins ist ein Test für Indiens Strategie der „strategischen Autonomie“. Wenn Neu-Delhi bereit ist, sich trotz westlicher Kritik offen mit Russland zu zeigen, könnte das den globalen Konflikt um Energie, Sicherheit und Einfluss weiter verschärfen.



