Nach dem öffentlichen Debakel um einen Totalausfall der Bundeswehr-Schützenpanzer vom Typ Puma sind nun auch Details zu Problemen mit der sogenannten Panzerhaubitze 2000 bekannt geworden. In den Beständen der Bundeswehr sei derzeit nur jedes dritte Artilleriegeschütz dieser Art einsatzbereit, wie die Bild-Zeitung am Dienstag unter Berufung auf ein vertrauliches Papier des Verteidigungsministeriums berichtete.
Von den insgesamt 105 Panzerhaubitzen – 14 waren zuvor an die Ukraine gegeben worden – würden aktuell 73 im Heer genutzt. Davon sei aber nur etwa die Hälfte einsatzbereit. Zudem befanden sich Anfang Dezember 18 Panzerhaubitzen in der „Werksinstandsetzung bei der Industrie“. Der Spiegel hatte zudem bereits im November über fehlende Ersatzteile in der Ukraine berichtet. Seitens des Verteidigungsministeriums hieß es auf Anfrage, dass zur Einsatzbereitschaft der Waffensysteme aus Gründen der Geheimhaltung keine Angaben gemacht werden.
„Ein Fiasko für die Verteidigungsministerin“
Der Bericht kommt wenige Tage nachdem der Spiegel bereits von massiven technischen Problemen beim Schützenpanzer Puma berichtet hatte. Der Panzer wird von den deutschen Unternehmen Rheinmetall und Krauss-Maffei Wegmann hergestellt und sollte eigentlich für die Schnelle Eingreiftruppe der Nato zur Verfügung gestellt werden, deren Führung Deutschland zum 1. Januar übernimmt. Bei einer Bundeswehrübung war jedoch aufgefallen, dass keiner der insgesamt 18 Schützenpanzer derzeit gefechtsbereit ist. Das Verteidigungsministerium hatte den Nachkauf des Puma daraufhin vorerst ausgesetzt.
Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) kritisierte nach den wiederholten Berichten über die Pannen die Weitergabe interner Informationen über die Einsatzfähigkeit von Militärgerät. Dabei gehe es nicht nur um die Sicherheit Deutschlands, sondern „auch unserer Verbündeten“, betonte Lambrecht am Dienstag bei einem Besuch in der Slowakei. Seit den neuen Enthüllungen hagelt es Kritik an der Amtsführung der Ministerin, vor allem aus den Reihen der Unionsparteien.
CDU-Verteidigungspolitiker Hennig Otte bezeichnete den Totalausfall der Schützenpanzer gegenüber dem Sender Bayern 2 als einen „herben Schlag“ und „ein Fiasko für die Verteidigungsbereitschaft und damit für die Verteidigungsministerin“. Der Fraktionsvorsitzende der Linken im Bundestag, Dietmar Bartsch, erklärte die Panzer zu „Schrott für sechs Milliarden Euro“.
Lambrecht kritisiert Medienberichte
Lambrecht besteht indes darauf, dass Probleme bei der Einsatzbereitschaft „verantwortlich, intern, mit der Industrie und eben nicht öffentlich“ behandelt werden müssten. Sie erwarte von allen Beteiligten, „dass man mit solchen Informationen sehr verantwortungsbewusst umgeht“, so die SPD-Ministerin. „Da hat man eine höhere Aufgabe als die persönliche Selbstdarstellung.“
Ihre Forderungen, dies betonte Lambrecht auf dem Truppenübungsplatz Lest in der Slowakei, seien nicht nur ein „Appell“. Vielmehr werde sie „mit den entsprechenden Möglichkeiten, die ich zur Verfügung habe, auch all diesen Vorgängen nachgehen“.
Letztlich stehe die Industrie „in der Verantwortung“, die Schützenpanzer wieder instand zu setzen, so Lambrecht. Diese Aufgabe müsse „sehr zügig“ erfüllt werden. Sie erwarte von den beteiligten Rüstungsfirmen Rheinmetall und Krauss-Maffei Wegmann auch „eine verlässliche Perspektive“ zur längerfristigen Einsatzbereitschaft des Puma. „Wenn das nicht gezeigt wird, dann müssen wir eine Entscheidung treffen – dahingehend gegebenenfalls auch, dass wir dieses System nicht weiter nutzen.“
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