Ukrainekrieg

Moskau: Kein Putin-Selenskyj-Gipfel geplant – Trumps Friedensinitiative stockt

Russlands Außenminister Sergej Lawrow sagt, eine Agenda für ein Treffen gebe es nicht. Selenskyj wirft Russland vor, sich vor Gesprächen zu drücken.

Der russische Außenminister Sergej Lawrow
Der russische Außenminister Sergej LawrowPavel Bednyakov/AP

Russland hat Hoffnungen auf ein baldiges Treffen zwischen Präsident Wladimir Putin und dem ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj gedämpft. Außenminister Sergej Lawrow sagte am Freitag im Interview mit NBC News, derzeit gebe es keine Pläne für ein Gipfeltreffen. Damit gerät die von US-Präsident Donald Trump vorangetriebene Initiative für direkte Gespräche ins Stocken.

„Putin ist bereit, Selenskyj zu treffen, wenn die Agenda für einen Gipfel steht – und diese Agenda ist überhaupt nicht bereit“, sagte Lawrow in der NBC-Sendung „Meet the Press“. Zwar arbeite das Weiße Haus seit Trumps Treffen mit Putin in Alaska und anschließenden Gesprächen in Washington an einem möglichen Ort und Termin, doch Moskau signalisiere keine Eile.

Lawrow: Selenskyj hat Trumps Vorschläge widersprochen

Laut Lawrow habe Trump nach dem Alaska-Gipfel mehrere Vorschläge gemacht, darunter ein Stopp einer möglichen Nato-Mitgliedschaft der Ukraine sowie Gespräche über territoriale Fragen. „Selenskyj hat allem widersprochen“, sagte der Außenminister. Er warf dem Präsidenten außerdem vor, ein angebliches Gesetz zum Verbot der russischen Sprache nicht zurückgenommen zu haben – „wie können wir uns mit jemandem treffen, der nur vorgibt, ein Führer zu sein?“

Ein solches Verbot gibt es jedoch nicht. Seit 2019 gilt in der Ukraine ein Gesetz, das Ukrainisch als einzige Amtssprache festschreibt – Behörden und Schulen müssen es verwenden, im Alltag dürfen andere Sprachen weiter gesprochen werden. Moskau deutet diese Regelung seit Jahren propagandistisch als „Verbot“ des Russischen.

Selenskyj wies die Aussagen zurück. Russland versuche, sich vor einem Treffen zu drücken, sagte er am Donnerstag, während es zugleich „massive Angriffe“ gegen die Ukraine fortsetze. Er betonte, er sei „bereit“ für ein Treffen mit Putin und forderte eine „starke Reaktion“ der USA, sollten Gespräche ausbleiben.

Russlands heftigste Angriffe seit Juli

Die Äußerungen fielen nach einem der schwersten Luftangriffe seit Wochen. Russland feuerte nach Angaben aus Kiew in der Nacht zu Donnerstag fast 600 Drohnen und 40 Raketen ab. Getroffen wurde auch eine Elektronikfabrik des US-Unternehmens Flex in der Westukraine, bei dem mindestens 15 Arbeiter verletzt wurden.

Trump kommentierte auf seiner Plattform Truth Social, man könne einen Krieg nicht allein mit Verteidigung gewinnen. Er zog den Vergleich zu einer Sportmannschaft, die zwar über eine „fantastische Abwehr“ verfüge, aber nicht angreifen dürfe. „So gibt es keine Chance zu gewinnen“, schrieb er. Selenskyj erklärte, Trump habe „absolut recht“. Der ukrainische Präsident griff Trumps Worte in seiner abendlichen Ansprache auf und kündigte neue Gegenangriffe an. Es reiche nicht mehr aus, sich ausschließlich gegen russische Angriffe zu verteidigen. „Dieser Krieg muss beendet werden, wir müssen Druck auf Russland ausüben“, sagte Selenskyj.

Sicherheitspakte in Vorbereitung

Im Zentrum möglicher Friedensgespräche steht die Frage nach Sicherheitsgarantien für die Ukraine. Selenskyj setzt dabei auf eine Absicherung durch europäische Partner – auch in Form einer möglichen Truppenpräsenz. Russland hingegen ist strikt gegen den Einsatz europäischer Truppen und fordert, dass die Veto-Mächte des UN-Sicherheitsrats eingebunden werden. Aus Kiews Sicht wäre dieses Modell untauglich, weil Moskau damit jeden Einsatz blockieren könnte.

Während die Kämpfe anhalten, bleibt die Lage unübersichtlich: Die Ukraine intensiviert ihre Gegenangriffe, sowohl an der Front als auch gegen die russische Energie-Infrastruktur. Gleichzeitig wächst international der Druck auf Moskau, sich überhaupt ernsthaft an einem Friedensprozess zu beteiligen. Parallel berieten Verteidigungsminister aus den USA, Großbritannien, Deutschland, Frankreich, Italien, Finnland und der Ukraine in Washington über mögliche Sicherheitsmodelle. Diese Vorschläge sollen nun an nationale Sicherheitsberater weitergegeben werden.

Trump stellte klar, dass Sicherheitsgarantien im Rahmen eines Abkommens keine amerikanischen Bodentruppen einschließen würden, wohl aber Luftunterstützung. Russland pocht darauf, in die Gespräche eingebunden zu werden. Lawrow nannte jede Lösung ohne Moskau eine „Utopie, einen Weg ins Nichts“.


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