Immer wieder wird in Deutschland heftig über das Bürgergeld diskutiert. Jetzt hat die Bertelsmann-Stiftung eine Studie zur Jobsuche im Bürgergeld veröffentlicht. Darin wurden vier Wochen lang die Arbeitssuchaktivitäten von Bürgergeld-Empfängern untersucht.
Diese ergab: Nur 45 Prozent aller Bürgergeld-Empfänger waren in den vier Wochen vor der Befragung aktiv auf Jobsuche. Von denjenigen ohne erkennbare Hemmnisse suchten der Studie zufolge nur 73 Prozent nach Arbeit.
Bürgergeld-Empfänger: Unterschiede bei Geschlechtern
Von denen, wo das Jobcenter die Suche nach einer Arbeit verlangt, haben 59 Prozent dieser Gruppe in den vier Wochen vor der Befragung nach einer Stelle gesucht. Die meisten Suchenden investieren Bertelsmann zufolge weniger als 10 Stunden pro Woche in die Stellensuche. Zentrale Hindernisse bei der Suche nach einem Job sind der Studie zufolge gesundheitliche Einschränkungen. Dazu zählen sowohl psychische Probleme als auch chronische Erkrankungen.
Bei Bürgergeld-Empfängern gibt es auch Unterschiede bei den Geschlechtern. Frauen, besonders mit kleinen Kindern, suchen deutlich seltener als Männer. Zudem erhalten Frauen auch weniger Unterstützung durch Jobcenter.
Als Grund für die seltene Suche nach einer Arbeit nannten die Befragten mehrere Gründe. Der größte Teil ist dabei „aus gesundheitlichen Gründen“ mit 74 Prozent. 49 Prozent gaben an, keine passenden Stellen zu finden. Einem Viertel fehlen die finanziellen Anreize, einer Arbeit nachzugehen, 20 Prozent gaben die Angst vor dem Scheitern als Grund an. Bei 11 Prozent der Befragten tragen Gelegenheitsjobs zum Lebensunterhalt bei. Je länger eine Person Bürgergeld bezieht, desto unwahrscheinlicher wird es, dass die Bezieher einen Job suchen, so Bertelsmann. Nach über fünf Jahren sinkt die Suchwahrscheinlichkeit um 16 Prozentpunkte.
Studie: Bürgergeld-Bezieher fühlen sich nicht unterstützt
Weiter kritisierten die Befragten eine mangelnde Unterstützung durch die Jobcenter. 42 Prozent gaben an, keine Stellenangebote zu erhalten. Besserqualifizierte würden bevorzugt. Weiter gibt die Studie an, dass Frauen systematisch benachteiligt würden. Häufig gebe es auch eine mangelnde Passgenauigkeit der Vermittlungsvorschläge.
Im Oktober entschied die schwarz-rote Regierungskoalition neue Verschärfungen für die Sanktionen für Bürgergeld-Empfänger. Wenn der Leistungsberechtigte einen Termin versäumt, werde sofort ein zweiter Termin ausgemacht. Versäume der Leistungsempfänger auch diesen Termin, werden die Leistungen um 30 prozent gekürzt. Versäumt der Bürgergeld-Empfänger den dritten Termin, werden die Leistungen komplett eingestellt, so der Bundeskanzler. Alle Leistungen inklusive der Unterstützung zur Unterkunft sollen gestrichen werden, wer auch im Monat darauf nicht erscheint.„
Bertelsmann-Studie wird kritisiert
Die Studie beruht auf der Befragung „Lebenssituation und Erfahrungen von Bürgergeldbeziehenden (LEBez)“, die durch das Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung (IAW) und das Institut für Sozialforschung und Kommunikation (SOKO Institut) im Frühjahr und Sommer 2025 durchgeführt wurde sowie auf 20 qualitativen Interviews, die vom IAW im Sommer 2025 geführt wurden. Die Zielgruppe der Befragungen sind erwerbsfähige Bürgergeld-Empfänger nach dem SGB II, die zwischen 25 und 50 Jahre alt und aktuell arbeitslos oder arbeitsuchend sind. Sie beziehen seit mindestens einem Jahr Bürgergeld bzw. das frühere Arbeitslosengeld II (ALG II) und sind nicht alleinerziehend. Die Erhebung erfolgte im Zeitraum vom 15. April bis 18. Juni 2025.



