Arbeitswelt

Große Unterschiede zwischen Jung und Alt: So denkt Deutschland über eine Arbeitszeiterhöhung

Die Bundesregierung strebt eine Erhöhung der Arbeitszeit der Beschäftigten in Deutschland an. Dagegen gibt es laut einer Befragung Vorbehalte.

Laut einer Umfrage lehnt die Mehrheit eine unbegrenzte tägliche Arbeitszeit ab.
Laut einer Umfrage lehnt die Mehrheit eine unbegrenzte tägliche Arbeitszeit ab.Philip Dulian/dpa

Laut einer Umfrage sind 73 Prozent der Beschäftigten in Deutschland gegen eine unbegrenzte tägliche Arbeitszeit. 34 Prozent der Befragten wären dagegen bereit, an einzelnen Tagen mehr als zehn Stunden pro Tag zu arbeiten. Dies geht aus einer Befragung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB) in Nürnberg hervor.

Der Befragung zufolge wären 45 Prozent der Vollzeitbeschäftigten eher bereit, mehr Überstunden als bislang zu leisten, wenn sie einen steuerfreien Zuschlag erhalten. Auf Zustimmung trifft dies demnach vor allem bei jüngeren Vollzeitbeschäftigten. Während in der jüngsten Gruppe bis 30 Jahre etwa 60 Prozent gewillt sind, ihre Überstunden infolge eines steuerlich begünstigten Zuschlags auszuweiten, sind es bei der Gruppe der Menschen über 60 Jahren 37 Prozent.

Pramie als Anreiz? Etwa ein Drittel der Teilzeitbeschäftigten interessuert

Besteht die Aussicht auf eine Prämie, könnten sich etwa 33 Prozent der Teilzeitbeschäftigten vorstellen, ihre Stundenanzahl dauerhaft zu erhöhen - im Schnitt um sechs Stunden pro Woche. Auch hier zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen Jung und Alt. Geben 48 Prozent der Unter-30-Jährigen an, dass sie (eher) bereit wären, ihre Stundenzahl dauerhaft auszuweiten, sind es bei den Teilzeitbeschäftigten über 60 Jahren nur 24 Prozent. „Für die Anreize zur Ausweitung von Teilzeit gilt: Ihre Wirkung hängt stark davon ab, welche Zielgruppen man erreichen möchte und ob strukturelle Hürden – etwa im Bereich der Kinderbetreuung – bestehen bleiben“, teilte IAB-Forscher Jens Stegmaier mit.

Für die Umfrage wurden zwischen dem 12. April und dem 11. Mai dieses Jahres rund 3.800 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte im Alter von 18 bis 65 Jahren in Voll- oder Teilzeit online befragt.

Maßnahmen sind im Koalitionsvertrag verankert

Die Bundesregierung aus Union und SPD will laut ihrem Koalitionsvertrag Maßnahmen zur Flexibilisierung und Ausschöpfung der Arbeitszeit umsetzen, etwa steuerliche Entlastungen von Überstundenzuschlägen und Anreize zur Ausweitung von Teilzeit.

Die Debatte um eine stärkere Flexibilisierung der Arbeitszeit gewinnt weiter in der Bevölkerung indes weiter an Fahrt. Befürworter verweisen darauf, dass flexible Modelle Beschäftigten mehr Spielräume bei der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben ermöglichen und zugleich die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen stärken könnten. Gleichzeitig wird auf ungenutzte Potenziale bei der bestehenden tariflichen Arbeitszeit verwiesen. Eine bessere Ausschöpfung der vertraglich vereinbarten Arbeitszeit könne dazu beitragen, Fachkräfteengpässe abzumildern.

Gewerkschaften und Arbeitnehmervertretungen mahnen hingegen an, dass Flexibilisierung nicht zulasten der Beschäftigten gehen dürfe. Entscheidend sei, dass zusätzliche Belastungen fair ausgeglichen würden und Beschäftigte mehr Einfluss auf ihre Arbeitszeiten erhalten.