Mobilität

Zugverspätungen und Ausfälle: So stressig startete die Woche in Berlin

Am ersten Montag im neuen Fahrplanjahr lief es für viele Pendler am Morgen nicht rund. Zwei Strecken des Regionalverkehrs waren besonders betroffen.

Ein Zug der Ostdeutschen Eisenbahn am Ostkreuz. Mehr als 28 Jahre waren auf der Linie RE1 Züge der Deutschen Bahn unterwegs. Seit 11. Dezember fährt die ODEG nach Frankfurt (Oder).
Ein Zug der Ostdeutschen Eisenbahn am Ostkreuz. Mehr als 28 Jahre waren auf der Linie RE1 Züge der Deutschen Bahn unterwegs. Seit 11. Dezember fährt die ODEG nach Frankfurt (Oder).Berliner Zeitung/Peter Neumann

Der erste Montag nach dem großen Fahrplanwechsel in Berlin und Brandenburg hat für viele Pendler mit Verspätungen und anderen Unannehmlichkeiten begonnen. Längst nicht jeder Regionalzug fuhr nach Plan, es gab sogar den einen oder anderen Ausfall. Betroffen waren unter anderem zwei Linien, auf denen es Änderungen gegeben hatte: die stark genutzte Ost-West-Linie RE1 und die neue RB21. Dabei war das neue Fahrplanjahr in der Hauptstadt-Region am dritten Adventssonntag verhältnismäßig gut angelaufen.

Wer Montagmorgen die Fahrplanauskunft für die Linie RE1 konsultierte, sah neben den Angaben zu den regulären Fahrzeiten viele rote Zahlen. Mal waren dort mit +5, +9, dann +10 noch verhältnismäßig geringe Verspätungen angezeigt. Dagegen rollten andere Züge dem Plan um 20, 28 oder 40 Minuten hinterher. Zum Regionalexpress 73802, der um 6.36 Uhr im Berliner Hauptbahnhof abfahren sollte, hieß es sogar: „Zug fällt aus“.

Probleme beim Kuppeln von Triebzügen

„Es gab Anfangsschwierigkeiten“, bestätigte Lars Gehrke. Er ist einer der beiden Geschäftsführer der Ostdeutschen Eisenbahn, kurz ODEG, die den Betrieb auf der Linie RE1 übernommen hat. Die Strecke verbindet Magdeburg, Brandenburg an der Havel, Potsdam, Berlin und Frankfurt (Oder). Zuvor war dort mehr als 28 Jahre die Deutsche Bahn (DB) unterwegs – zuletzt viele Jahre lang mit Loks und roten Doppelstockwagen. Seit Sonntag verkehren dort fabrikneue Triebzüge vom Typ Siemens Desiro HC – häufiger und zum Teil mit deutlich mehr Kapazität als ihre Vorgänger.

Allerdings habe es am Montagmorgen Probleme beim Kuppeln der vierteiligen Einheiten gegeben, die zu Doppeltraktionen mit 800 Sitzplätzen zusammengefasst werden und die zweimal stündlich verkehrenden Sechsteiler montags bis freitags in Stoßzeiten ergänzen sollten, sagte Gehrke. In einem anderen Fall löste eine Schichtbeschreibung, die ein Lokführer erhalten hatte, offenbar Irritationen aus, so der Geschäftsführer weiter. Das habe dazu geführt, dass ein Zug in der Frühe nicht wie geplant losfuhr.

Dienstleister lieferte falsche Angaben für die Fahrplanauskunft

Einem anderen Bericht zufolge traten außerdem auf der Strecke Probleme mit der Infrastruktur auf. DB Netz habe „Gleislagefehler“ in den Bereichen Grunewald und Köpenick gemeldet, die eine Drosselung der Geschwindigkeit erforderten, hieß es.

Immerhin konnte die Fahrplanauskunft des Verkehrsverbunds Berlin-Brandenburg (VBB) und im DB-Navigator am Montag offensichtlich korrekt arbeiten. Am Sonntag hatten dagegen Datenfehler wie berichtet dazu geführt, dass Züge der ODEG im Internet als ausgefallen angezeigt wurden – obwohl sie verkehrten. Betroffen waren Strecken, auf denen der Zugbetreiber bisher nicht im Einsatz war, etwa von Berlin nach Frankfurt (Linie RE1) oder zum Flughafen BER (RE8). Lars Gehrke berichtete, dass der ODEG-Dienstleister ETC die Verantwortung trage. Dem Vernehmen nach gab er Haltestellennummern an, die mit den tatsächlichen Nummern nicht harmonierten. So kam es dazu, dass Zugfahrten als ausgefallen oder stark verspätet angezeigt wurden.

Ein guter Morgen sieht anders aus: Am Morgen des 12. Dezember zeigt die Infotafel im Berliner Hauptbahnhof Verspätungen und einen Ausfall an.
Ein guter Morgen sieht anders aus: Am Morgen des 12. Dezember zeigt die Infotafel im Berliner Hauptbahnhof Verspätungen und einen Ausfall an.Berliner Zeitung/Peter Neumann

Schwierigkeiten gab es am ersten Werktag im neuen Fahrplanjahr auch auf der Regionalbahnlinie RB21, die eine andere Streckenführung bekommen hat. Zwischen dem Potsdamer Hauptbahnhof, Wustermark, Berlin-Spandau und Berlin Gesundbrunnen schafft sie neue Direktverbindungen auf der Schiene. Schade nur, dass die Fahrgäste gleich am Montagmorgen mit Verspätungen und Ausfällen konfrontiert wurden. So hieß es für die Fahrt um 8.13 Uhr ab Gesundbrunnen: „Halt entfällt. Reparatur am Zug“. „Eine Fahrzeugstörung im Bahnhof Golm führte am Morgen bei den Linien RB20 bis RB23 zu Beeinträchtigungen“, erklärte der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB). Am Sonntag habe es beim Kuppeln und Flügeln der Linien RE10 und RE11 in Falkenberg (Elster) Probleme gegeben. Dort werden Züge aus Leipzig getrennt.

Regionalzüge zum früheren Flughafen Schönefeld fahren nicht

Wie berichtet ist der Regionalverkehr der Bahn derzeit wieder vermehrt von Krankmeldungen betroffen. Auf der Linie RB55, die nordwestlich Kremmen, Velten und Hennigsdorf verbindet, fallen seit Tagen Fahrten aus. Auch am Montag war das wieder der Fall. Auf der Linie RB10 zwischen Nauen und Berlin konnte die Hälfte der Züge nicht verkehren. Ebenfalls wegen Personalmangels hat die DB die RB24 und RB32 gekürzt.

Ursprünglich sollten sie nach dem Fahrplanwechsel mit neuen Streckenführungen im Osten Berlins Direktverbindungen zum BER herstellen – allerdings wegen Problemen mit der Streckenkapazität nur zum Bahnhof Flughafen BER Terminal 5 am früheren Flughafen Schönefeld. Doch die RB24, die zudem von Bauarbeiten betroffen ist, verkehrt nur zwischen Eberswalde und Bernau – am Sonntag wegen einer weiteren Krankmeldung nicht mal dort. Die RB32 beschränkt sich bis auf Weiteres, mindestens bis zum 8. Januar, auf das nördliche Teilstück zwischen Oranienburg und Berlin-Lichtenberg. Nicht nur der frühere Schönefelder Flughafen, der ohnehin dauerhaft geschlossen bleibt, auch Schöneweide ist vom Regionalzugverkehr abgehängt.

Ausfälle gibt es auch bei der BVG und der S-Bahn Berlin

„Der Fahrplanwechsel zum 11. Dezember ist in Berlin und Brandenburg nach Einschätzung des VBB insgesamt gut verlaufen“, teilte der Verkehrsverbund mit. „Der Zugbetrieb nach dem Fahrplanwechsel steht auch noch in den kommenden Tagen und Wochen unter intensiver Beobachtung durch den VBB und die Verkehrsunternehmen. Zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beobachten die neuen Züge, Linienführungen und die Betriebslage direkt vor Ort. Bei auftretenden Problemen können so schnell gemeinsam Lösungen im Sinne der Fahrgäste identifiziert werden.“

Ausfälle wurden auch von den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) berichtet. Erneut wiesen Lautsprecherdurchsagen in U-Bahnhöfen darauf hin, dass wegen Krankmeldungen nicht alle Fahrten stattfinden könnten. Die S-Bahn Berlin hat die Verstärkerfahrten auf den Linien S1, S3 und S5 gestrichen. Die Linien S26 und S85 sind sogar komplett entfallen. Auch dort machen sich Erkältungskrankheiten bemerkbar, hieß es.