Stralauer Allee und Kaiserdamm: Havarien im Netz der Berliner Wasserbetriebe haben zwei wichtige Hauptverkehrsstraßen lahmgelegt. Doch jetzt gibt es gute Nachrichten für Berlins Autofahrer. Denn es zeichnet sich ab, dass die bislang gesperrten Bereiche in absehbarer Zeit wieder für den Kraftfahrzeugverkehr geöffnet werden. Stephan Natz, Sprecher der Wasserbetriebe, hat die Berliner Zeitung über den Stand der Dinge informiert.
Es geschah am 10. Juli in aller Frühe. Um 5.33 Uhr wurde gemeldet, dass in der Stralauer Allee in Friedrichshain Wasser sprudelt. Dort war eine Kettenreaktion in Gang geraten, die rasch dazu führte, dass die Fahrbahn unterspült wurde. Ebenfalls bald war klar, wo der Schaden aufgetreten war. In Höhe der Hausnummer 39 war eine Trinkwasserleitung geborsten. Das 1904 verlegte Rohr unter der stadteinwärts führenden Fahrbahn besteht aus Grauguss – einem Eisenwerkstoff, der hart, aber auch spröde ist. Die Hauptleitung hat dort verschiedene Durchmesser: 30,5 und 38 Zentimeter.
„Zerstörung der Fahrspuren auf circa 130 Metern sowie Schädigung der angrenzenden Geh- und Radwege“: So lautete die Diagnose, die Experten der Wasserbetriebe damals stellten. Zwei Mischwasserkanäle, fünf Kanaleinstiegsschächte sowie drei Regenabläufe, auch Gullys genannt, müssen dort ebenfalls neu gebaut werden. Die Stralauer Allee, Teil einer normalerweise stark befahrenen Verbindung zwischen der Innenstadt und dem Südosten Berlins, musste an jenem Juli-Tag in beiden Richtungen für Kraftfahrzeuge gesperrt werden. Für Autopendler bedeutet das weite Umwege – bis heute.
Es zeigte sich, dass in der Stralauer Allee insgesamt circa 200 Rohrmeter ausgewechselt werden müssen, berichtete Stephan Netz. „Davon haben wir jetzt rund 120 Meter fertig, und die verbleibenden 80 Meter sollen bis zu diesem Sonnabend in den Graben“, so seine Bilanz kurz vor dem Wochenende.
Laien werden fragen: Wird hier überhaupt gearbeitet?
„Danach wird all das gemacht, was der Laie kaum erkennt und deshalb meint, es werde nicht gearbeitet. Aber weit gefehlt: Ab kommende Woche wird die Leitung befüllt, ausgiebig gespült, das Labor analysiert Proben, es wird desinfiziert, gegebenenfalls noch mal gespült, noch mal beprobt, und es gibt Druckproben.“ Schließlich sei Trinkwasser ein Lebensmittel, und das müsse ordnungsgemäß transportiert werden.

„Zudem wird seit heute auf der stadtauswärts führenden Fahrbahn der schadhafte Asphalt abgefräst“, so der Sprecher der Wasserbetriebe. „Unser Ziel ist es, bis Ende August auf dieser Seite zweieinhalb Spuren so herzustellen, dass dann der Verkehr auf dieser Seite einspurig je Richtung rollen kann.“ Wenn alles klappt, können dort also in absehbarer Zeit wieder Autos fahren.
Am Kaiserdamm in Charlottenburg, einer der am stärksten befahrenen Straßenverbindungen im Westen von Berlin, ist das Problem größer und komplizierter. Wie berichtet, trat dort am 27. April ein Schaden unter einem Düker auf – einem Bauwerk, das Wasserkanäle unter der Straße hindurchführt. Schon bald wurde die Sperrung von einer Seite auf die gesamte Fahrbahn ausgedehnt. Grund war, dass beim Öffnen der Fahrbahndecke eine Gashochdruckleitung entdeckt wurde, die in den Plänen nicht eingezeichnet war. Sie musste umverlegt werden, wie die Wasserbetriebe erklärten.
Vorsicht, U-Bahn-Tunnel! Planer mussten sich mit der BVG abstimmen
Hier mutet die To-do-Liste besonders lang an. Stephan Natz warf einige Schlaglichter. So sei entschieden worden, die vier 80 Zentimeter dicken Dükerrohre, die Regenwasser ableiten, durch den Einbau von Kunststoffrohren zu sanieren. Inliner werden sie in der Fachsprache genannt. Für ein weiteres Rohr, das ein Viererbündel schmalerer Leitungen aufnehmen wird, muss eine 26 Meter lange und 4,50 Meter hohe Rohrbrücke gebaut werden. Das erforderte lange Abstimmungen mit den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG), deren Tunnel der U-Bahn-Linie U2 in diesem Bereich verläuft.
Damit nicht genug: „Zwischen den Kreuzungen mit der Suarez- und Fritschestraße haben wir drei ältere Trinkwasserleitungen aus Grauguss ausgewechselt“, sagt Natz. Zwei davon verliefen unter der stadtauswärts nach Westen führenden Fahrbahnhälfte des Kaiserdamms. Eine Leitung führte unter der stadteinwärts führenden Seite hindurch, wo sich auch der Problem-Düker befindet. Nach dem Austausch seien in diesem Bereich inzwischen Straßenbauarbeiten im Gang. Im Schatten der Sperrung lässt das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf weitere Fahrbahnbereiche des Kaiserdamms sanieren.




