Neuer Fahrplan

Halten künftig wieder ICE-Züge im Bahnhof Zoo?

Die Bahn prüft, ob einige der vorgesehenen Sprinter Berlin-Köln auch am Zoo und an der Friedrichstraße stoppen könnten. Weitere Neuerungen sind geplant.

Vor mehr als 15 Jahren wurde er vom ICE-Verkehr abgehängt: Der Bahnhof Zoologischer Garten in der City West. Nun könnte es sein, dass zumindest einige wenige ICE-Züge dort wieder halten.
Vor mehr als 15 Jahren wurde er vom ICE-Verkehr abgehängt: Der Bahnhof Zoologischer Garten in der City West. Nun könnte es sein, dass zumindest einige wenige ICE-Züge dort wieder halten.imago/Stefan Zeitz

Berlin-Auch wenn bei der Deutschen Bahn (DB) jetzt erst mal wieder gestreikt wird: Die Vorbereitungen für den neuen Fahrplan gehen weiter – und so, wie es aussieht, wird er einige interessante Neuerungen umfassen. Nicht nur, dass Berlin neue schnelle Nonstop-Verbindungen nach Köln bekommt: Möglicherweise werden einige Züge an Berliner Bahnhöfen halten, in denen es schon lange keinen Fernverkehr mehr gab.

Heute dauert eine Fahrt mit dem Intercity Express, kurz ICE, vom Berliner bis zum Kölner Hauptbahnhof knapp fünf Stunden. Das ist für manch einen Reisenden ziemlich viel Zeit – weshalb nicht wenige das Flugzeug nutzen. Vom Fahrplanwechsel am 12. Dezember an möchte die DB nun mit einem neuen Angebot stärker dagegenhalten. Geplant sind neue Zugverbindungen ins Rheinland nach Bonn, die schneller sind als die jetzigen Fernzüge auf dieser Strecke. „Wie angekündigt sind drei Sprinterverbindungen pro Tag und Richtung zwischen Berlin und Köln ohne Zwischenhalte geplant“, teilte ein Bahnsprecher der Berliner Zeitung mit. „Die Fahrzeit liegt knapp unter vier Stunden.“

Charlie Chaplin kam vor 90 Jahren im Bahnhof Friedrichstraße an

Die Fachzeitschrift Eisenbahn Österreich berichtet nun, dass jeweils ein Sprinter pro Tag und Richtung in Berlin auch im Bahnhof Zoo und an der Friedrichstraße halten könnte. So stünde es im ersten Netzfahrplanentwurf, der den Eisenbahnverkehrsunternehmen im Juli zuging, aber noch nicht die endgültige Fassung darstellt, heißt es. Der Bahnsprecher bestätigte, dass über weitere Stopps im Berliner Zentrum nachgedacht werde. „Für ein Sprinter-Zugpaar Bonn-Köln-Berlin am Tagesrand werden zusätzliche Halte auf der Stadtbahn geprüft“, so seine offizielle Information. „Dazu gibt es aber noch kein Ergebnis. Der Fahrplan wird zum Buchungsstart Mitte Oktober veröffentlicht.“

Unter großen Protesten wurde am Bahnhof Zoo vor mehr als 15 Jahren der letzte ICE verabschiedet. Verärgerte Bürger aus dem Westen Berlins begleiteten die letzten Abfahrten und Ankünfte am 27. Mai 2006 mit einer Demonstration auf dem Bahnsteig. Der Bahnhof in der City West sollte kein Systemhalt für den Fernverkehr mehr sein. Den Läden im Hauptbahnhof, der am Tag darauf drei S-Bahn-Stationen östlich vom Zoo eröffnet wurde, sollte Kundschaft zugeführt werden, argwöhnten Bürger. Die Kapazität lasse auf der Stadtbahn keine zusätzlichen regelmäßigen Stopps zu, entgegnete die DB.

Seit jenem Demo-Abend hielten keine ICE mehr in dem Bahnhof am Hardenbergplatz – nur noch einzelne andere Fernzüge, meist Nacht- und private Züge. Als 2018 der erste Gutachterentwurf des Deutschland-Takts erschien und den Bahnhof Zoo als regulären Fernverkehrshalt aufführte, keimte zwar erneut Hoffnung. Doch die Bahn erstickte sie gleich wieder: „Wir haben das unvoreingenommen geprüft, aber ein Halt für ICE-Züge am Zoo ist nicht möglich“, hieß es. Jetzt aber könnte es eine Ausnahme geben.

Ein Regionalexpress im Bahnhof Friedrichstraße. Früher hielten dort auch Fernzüge – unter anderem nach Wien und Brüssel. Ein prominenter Fahrgast, der hier einst eintraf, war 1931 der Schauspieler Charlie Chaplin.
Ein Regionalexpress im Bahnhof Friedrichstraße. Früher hielten dort auch Fernzüge – unter anderem nach Wien und Brüssel. Ein prominenter Fahrgast, der hier einst eintraf, war 1931 der Schauspieler Charlie Chaplin.imago/Frank Sorge

Der Bahnhof Friedrichstraße hatte bereits Anfang der 1990er-Jahre seinen Fernverkehr verloren. Als die Station noch Grenzübergangsstelle der DDR war, hielten dort alle Transitzüge in Richtung Bundesrepublik. Bis zum Zweiten Weltkrieg war die Station an der Stadtbahn, die von Ost nach West durch das Berliner Stadtzentrum führt, ein echter Fernbahnhof. Von dort konnte man ohne umzusteigen viele Ziele ansteuern – unter anderem Hoek van Holland, Ostende, Brüssel, Warschau und Wien. Einer der prominentesten Fernzugfahrgäste war der Schauspieler und Regisseur Charlie Chaplin, der am 20. März 1931 aus England kommend an der Friedrichstraße eintraf.

Auch direkte Züge zwischen Berlin und Chemnitz, das zu DDR-Zeiten Karl-Marx-Stadt hieß, gehörten einst zum Angebot der Bahn. Doch zum 28. Mai 2006 wurde die Direktverbindung der DB, auf der zuletzt Interregios die Strecke in rund zwei Stunden und 45 Minuten zurücklegten, eingestellt. Die private Vogtlandbahn füllte später die Lücke, gab aber wieder auf. Seitdem müssen Fahrgäste zwischen Chemnitz und Berlin in Elsterwerda umsteigen und mindestens eine halbe Stunde mehr Zeit einplanen – oder sie nehmen die Umwegroute mit Umsteigen in Leipzig, die meist auch mehr kostet.

Ab Juni 2022 wieder ohne Umsteigen von Berlin nach Chemnitz

Mit knapp einer Viertelmillion Einwohner gehört Chemnitz zu den Großstädten in Deutschland, die am schlechtesten mit der Bahn erreichbar sind. Nun hat der Zweckverband Verkehrsverbund Mittelsachsen die Fernverkehrsverbindung Berlin-Chemnitz europaweit ausgeschrieben. Von Juni 2022 an soll es wieder direkte Züge geben, die dann vom Freistaat Sachsen finanziert werden. Die Bahn nimmt an dem Vergabeverfahren teil, bestätigte der Sprecher. „Der DB Fernverkehr hat sein Interesse an der Ausschreibung des Aufgabenträgers bekundet.“ Dem Vernehmen nach sollen täglich zwei Zugpaare der Intercity-Linie 17, die von Rostock über Berlin und den BER nach Dresden führt, morgens und abends von und nach Chemnitz verlängert werden.

Laut Eisenbahn Österreich will sich auch ein privates Unternehmen bewerben. „Die zur Transdev-Gruppe gehörende Mitteldeutsche Regiobahn hat Trassen für zwei tägliche Zugfahrten von Chemnitz über Mittweida, Döbeln, Riesa, Flughafen BER und Berlin Ostkreuz nach Berlin Lichtenberg bestellt“, berichtete die Fachzeitschrift. 

Die DB werde ihr Fernverkehrsangebot bundesweit weiter ausbauen, sagte der Bahnsprecher. „Neu ist zum Beispiel – wie bereits kommuniziert – eine Sprinter-Linie Düsseldorf–Köln–Frankfurt Flughafen–Nürnberg–München sowie die direkte Fernverkehrsanbindung von Sieger- und Sauerland durch eine neue zweistündliche IC-Linie Münster/Dortmund–Iserlohn-Letmathe–Siegen–Frankfurt“, teilte er mit. 

Mit Flixtrain künftig auch von Berlin nach Österreich?

Der private Fernzuganbieter Flixtrain möchte sein Angebot zum Fahrplanwechsel ebenfalls ausweiten, berichtet Eisenbahn Österreich. So sollen einzelne Züge der Linie FLX 10, die Berlin mit Stuttgart verbindet, bis Tübingen beziehungsweise über Nacht bis Weil am Rhein verlängert werden, so die Fachzeitschrift. Durch weitere Zuglaufverlängerungen entstünden neue Flixtrain-Verbindungen von Berlin nach Warnemünde sowie von Berlin nach Dresden. Ein Flixtrain Berlin-Wiesbaden sei ebenfalls geplant, heißt es. Linz, Innsbruck und Salzburg in Österreich sind weitere neue Ziele für die grünen Züge ab Berlin, die ab Mitte Dezember angeboten werden könnten.

Offiziell bestätigen möchte man bei Flixtrain derzeit noch keine der Neuerungen. „Uns selbst liegt aktuell nur der vorläufige Netzfahrplan vor, nicht der endgültige“, sagte Unternehmenssprecher Sebastian Meyer. In den nächsten Wochen stünde fest, wohin gefahren wird.

Für den nächsten neuen Nachtzug von und nach Berlin wird der endgültige Fahrplan in den kommenden Tagen erwartet, teilte Elmer van Buuren von European Sleeper der Berliner Zeitung auf Anfrage mit. Nach dem bisherigen Stand soll der Zug gegen 18.30 Uhr in Prag starten, um über Dresden (20.45 Uhr) und Berlin (23 Uhr) nach Amsterdam (6.30 Uhr), Brüssel (gegen 10 Uhr) und Ostende (11.30 Uhr) zu fahren. Die Rückreise soll gegen 18 Uhr in Ostende beginnen. Die Abfahrt in Brüssel ist bislang gegen 19.30 Uhr vorgesehen, in Amsterdam für 22.30 Uhr. Um 6 Uhr soll der neue Nachtzug in Berlin eintreffen, bevor er gegen 7.45 Uhr in Dresden und um 10.30 Uhr in Prag eintrifft.

Vorerst nur ein neuer Nachtzug zwischen Brüssel und Berlin

Das tschechische Bahnunternehmen RegioJet stellt Fahrzeuge und Personal. European Sleeper, in den Niederlanden beheimatet, arbeitet auch mit Moonlight Sleeper zusammen. Das belgische Unternehmen wollte ursprünglich einen eigenen Nachtzug Brüssel-Berlin über Liège (Lüttich) betreiben – mit der Bahn-Touristik-Express GmbH (BTE), die zur Hälfte der US-amerikanischen Railroad Development Corporation (RDC) gehört, als Partner. Doch dieser Plan wurde erst einmal zurückgestellt, teilte Elmar van Buuren mit. In den kommenden Jahren könnte er wieder hervorgeholt werden.