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Marzahn-Hellersdorf: Sieh mal, das ist meine Lieblingsplatte!

Die romantischen Seiten der Hochhäuser und die schönen Grünanlagen im Bezirk Marzahn-Hellersdorf zeigt die Ausstellung „Meine Lieblingsplatte“.

Im Vordergrund ist das Spree-Center Hellersdorf zu sehen, dahinter stehen Wohnhochhäuser.
Im Vordergrund ist das Spree-Center Hellersdorf zu sehen, dahinter stehen Wohnhochhäuser.Marlene Baumann

Ziemlich umstritten, eher abwertend gemeint, ist der Begriff Platte für seriell gebaute Hochhäuser aus Fertigteilen. Dass diese Hochhäuser aber eigentlich sehr beliebt sind und das Wohnen im Bezirk Marzahn-Hellersdorf ein Gewinn ist, beweist die Ausstellung „Meine Lieblingsplatte“ in der Tourismus-Information Hellersdorfer Straße 159 am Kienberg.

Drei Fotos von Marlene Baumann sind unter den vielen Bildern. Seit ihrer Geburt vor 34 Jahren lebt sie im Bezirk Marzahn-Hellersdorf. Bei unserem Treffen schildert sie mir, warum sie niemals auf die Idee käme, wegzuziehen. „Ich liebe den Stadtteil, weil er sich so unterschiedlich vom Einfamilienhaus bis zum 14-Geschosser darstellt und vor allem herrlich grün ist.“ 

Morgens, wenn Marlene Baumann von zu Hause zu ihrer Arbeit als Erzieherin aufbricht, geht sie oft in Sonnenaufgänge hinein. „Dann leuchten die Fassaden golden, die mächtigen Hochhausfassaden wirken richtig romantisch.“ Das Strahlen, das ich auf ihren Fotos sehe, hätte ich den mächtigen Häusern nicht zugetraut. 

„Ein fantastisches und schnell zu erreichendes Ausflugsziel“

Auf dem Stadtplan zeigt sie mir den breiten Grünzug, der sich immer an der Wuhle entlang zieht, vom S- und U-Bahnhof Wuhletal am Gelände des FV Rot-Weiß ’90 Hellersdorf und dem Wuhleteich vorbei bis zum Kienberg. „Die Gärten der Welt dort mit den einzelnen, unterschiedlich gestalteten Anlagen und der Seilbahn sind ein fantastisches und schnell zu erreichendes Ausflugsziel“, schwärmt sie.

Als Kind im Sechsgeschosser aufgewachsen, war sie immer draußen. „Ich tobte mit meinen Freunden auf den vielen Spielplätzen zwischen den Wohnhäusern, liebte die Springbrunnen, sammelte Kienäpfel, Eicheln und Kastanien für Basteleien, beobachtete und fütterte die Eichhörnchen.“ Die Natur war ihr durch diese Umgebung sehr nahe und wertvoll. Ihre wichtige Einmaligkeit versuche sie heute auch den Kita-Kindern, die sie betreut, zu vermitteln.

Die Geschichte des Bezirks Marzahn-Hellersdorf, der ab Mitte der 70er-Jahre in kurzer Zeit vom Dorf zu Großsiedlungen heranwuchs, erzählt die Ausstellung „Meine Lieblingsplatte“. Komfortwohnungen und sozial sehr unterschiedliche Bewohnerstrukturen machten den Bezirk begehrt. 

Gesellschaft und Leben veränderten sich seit den 90er-Jahren, genauso die Bewohnerschaft. Was geblieben ist, „sind bezahlbare Mieten und die weiten Grünflächen“, sagt Marlene Baumann. Hinzugekommen sei aber ein massives Müllproblem. „Die Leute stellen ihren Unrat einfach so ab auf der Straße.“ Dabei sei der Bezirk noch immer so lebenswert wie damals in ihrer Kindheit. „Wenn die Leute sich nur mehr um ihr Umfeld kümmern würden.“