Berlin hat rund 3,7 Millionen Einwohner, sie sind so verschieden wie die Stadt selbst. Was also macht Berlin aus, wieso lebt man hier – und tut man es überhaupt gern? In unserer Rubrik „Fragebogen Berlin“ fragen wir bekannte Hauptstädterinnen und Hauptstädter nach ihren Lieblingsorten und ihren persönlichen No-go-Areas. Sie verraten ihre Gastro-Geheimtipps, Shopping-Favoriten und Kiezgeheimnisse. Aber auch, was sie an Berlin nervt und was man hier auf keinen Fall tun sollte.
Diesmal hat Friedrich Liechtenstein unsere Fragen beantwortet. Der Mann mit dem markanten Äußeren ist nicht nur als Werbeikone bekannt, sondern auch als vielseitiger Künstler. All seine Projekte aufzuzählen, würde hier den Rahmen sprengen, daher beschränken wir uns auf das Neueste: Am 19. August erscheint Liechtensteins neues Album „Good Gastein“ – ein musikalischer Blick auf den Sehnsuchtsort Bad Gastein in den österreichischen Alpen. Aufgenommen wurden die 17 Songs allerdings in einem Studio in Berlin. Hier ist der 65-Jährige zu Hause: Er lebt in Berlin-Mitte, seine drei Kinder wohnen in fußläufiger Entfernung.
1. Herr Liechtenstein, seit wann sind Sie schon in der Stadt?
Ich bin seit 1980 in der Stadt, es gab da immer auch kleinere und größere Unterbrechungen. Sieben Jahre, zwei Jahre oder anderthalb Jahre.
2. Welcher ist Ihr Lieblingsort in Berlin?
Meine Wohnung ist mein Lieblingsort geworden. Die Pandemie hat uns einander näher gebracht.
3. Wo zieht es Sie hin, wenn Sie entspannen wollen?
Wenn ich entspannen will, zieht es mich in meine Wohnung und auf meine Terrasse. Dort gibt es Ruhe und schönes Licht, viele Pflanzen und die Gewissheit: Ich bin „right in the middle“. Die größte Discokugel der Welt ist zum Greifen nah.
4. Welche Ecken der Stadt meiden Sie?
Ich meide keine Ecken in Berlin, aber es ist eine Tatsache, dass ich viele Ecken von Berlin nicht kenne und dass ich eigentlich immer die gleichen Trampelpfade absolviere und die gleichen Orte aufsuche. Es ist keine Absicht. Es ist einfach so.
5. Ihr ultimativer Gastro-Geheimtipp?
Touristen sind komische Menschen, die zerstören, was sie lieben. Schöne Strände werden Kloaken, schöne Stadtviertel werden Rummelplätze. Ich würde gern wie ein Auftragskiller verreisen, keine Spuren hinterlassen, und nur wenn ich ganz sicher wäre, würde ich nur ein Foto schießen. Mein Geheimtipp bleibt also geheim.

2003 begann er unter dem Künstlernamen Friedrich Liechtenstein eine Karriere als Elektro-Pop-Musiker und Entertainer. Sein Einsatz als Testimonial und Werbegesicht für verschiedene Marken verschaffte ihm zusätzliche Bekanntheit. 2014 erschien sein Konzeptalbum „Bad Gastein“ über den gleichnamigen Kurort. Mit seinem neuen Album „Good Gastein“ greift er die Motive daraus wieder auf, arbeitet jedoch weniger mit elektronischen Klängen, dafür mehr mit handgemachtem Sound. Zusammen mit seiner neuen Band The Octagon Pavillon sind demnächst auch Konzerte geplant.
6. Ihr ultimativer Shopping-Geheimtipp?
Ich habe nur in Wien Lust, etwas zu kaufen. Ich kaufe nicht viel. Ich möchte leere Räume und leere Schränke. Kaufen und nicht kaufen ist Weltgestaltung.
7. Der beste Stadtteil Berlins ist …
Der beste Stadtteil in Berlin ist Kreuzberg, da sollten alle hinziehen und werkeln. Da passt viel rein, da gibt es keine Probleme. Auf nach Kreuzberg! Ich bleibe in Mitte.
8. Das nervt mich am meisten an der Stadt:
Ich hasse die Bauzäune in Berlin, wie schlampig und wie lange sie meinen Blick stören und wie dahinter nichts passiert. Vor kurzem fragte ich einen Taxifahrer, ob ihm eine Stadt in der Welt einfällt, die auch so viele Bauzäune herumstehen hat. Er hat sich zu mir umgedreht und herzlich gelacht. „Nein, nein, die wird es nicht geben. Oh Mann, ist das eine Scheiße mit den Bauzäunen in Berlin.“
9. Was muss sich dringend ändern, damit Berlin lebenswert bleibt?
Die Bauzäune müssen verschwinden, dann ist Berlin lebenswert.
10. Ihr Tipp an Unentschlossene: Nach Berlin ziehen oder es lieber bleiben lassen?
Niemand sollte nach Berlin ziehen, alle sollten auf die Dörfer oder in die Kleinstädte ziehen. Nur gute Freunde und coole Menschen aus der ganzen Welt sollten kommen.
11. Cooler als Berlin ist nur noch …




