Mal wieder klebt ein Student auf einer Berliner Straße. Mal wieder regen sich Autofahrer auf, weil sie seinetwegen im Stau stehen. Der 20-jährige Ruben ist Mitglied der Letzten Generation, bei einer Straßenblockade diskutiert er mit einem Autofahrer. „Ich kann den Ärger verstehen, weiß, dass die Blockaden ein absurder Weg sind“, sagt der Demonstrant zum Autofahrer, „aber ich glaube, es ist jetzt der beste.“ Wie meist geht es bei Diskussionen um die Letzte Generation nicht um Klimaschutzmaßnahmen oder den geforderten Gesellschaftsrat, sondern insbesondere um die Protestformen der Gruppe.
Die groß angekündigte Protestoffensive der Klimaaktivisten geht in die zweite Woche. Weiterhin will die Gruppe Berlin „lahmlegen“. Das Verhalten von Demonstranten, Autofahrern, Passanten und Polizei wirkt routiniert, fast wie einstudiert. An die Protestform und auch an die Orte des Protests haben sich alle gewöhnt, weniger genervt sind viele von den Blockaden deswegen aber nicht.
Am Dienstagmorgen um acht Uhr ist die Letzte Generation wieder in ganz Berlin unterwegs, klebt sich auf Straßen und sorgt für zahlreiche Staus im Berufsverkehr. Ziele der Blockadeaktionen sind, wie bei ihren Protesten häufig, Berliner Hauptverkehrsadern. Diesmal blockieren die Protestler unter anderem die Dominicusstraße, die A100 an der Rudolf-Wissel-Brücke und die Frankfurter Allee.
Auch auf der Prenzlauer Allee auf Höhe der Danziger Straße blockieren sechs Mitglieder der Protestgruppe die Fahrbahn stadteinwärts. In einer Rotphase der Ampel rennen die sechs auf die Straße, setzen sich hin, einige kleben sich auf die Fahrbahn. Das Hupkonzert ist Hunderte Meter weit zu hören, schnell staut sich der Verkehr weit zurück. Einige Autofahrer steigen aus, beschimpfen die Demonstranten, einer schiebt einen Unterstützer der Gruppe vom Fahrradstreifen und versucht, diesen für Autos frei zu halten, lotst so ein paar Autos an der Blockade vorbei.
Nach rund 15 Minuten treffen die ersten Polizisten ein, kurze Zeit später auch ein Mannschaftswagen. Ruhig sprechen die Beamten mit den Demonstranten, erklären, dass sie sie nun von der Straße holen werden. Jetzt sind nur noch vereinzelt Rufe in Richtung der Blockierer zu hören. „Geht doch lieber arbeiten, geht in die Schule!“ oder „Was ihr hier macht, bringt doch nichts. Ihr trefft die Falschen.“




