Klimaprotest

Mit offenen Augen in die Katastrophe: Die Letzte Generation spielt mit dem Feuer

Bisher wurde bei Aktionen der Klimaaktivisten niemand ernsthaft verletzt. Das muss nicht so bleiben, wenn sie nun „Berlin lahmlegen“ wollen. Ein Kommentar.

Eine Aktivist der Letzten Generation hat sich auf eine Straße geklebt.
Eine Aktivist der Letzten Generation hat sich auf eine Straße geklebt.Nadine Weigel/dpa

Die ersten fünf Minuten sind entscheidend. Das hat einmal ein Klimaaktivist gesagt, der sich schon mehrmals auf Berliner Straßen festgeklebt hat. In diesen ersten fünf Minuten nämlich sind weder Polizei noch Passanten zur Stelle, die ihr Mobiltelefon in die Höhe heben und die Szenen aufzeichnen und ins Internet stellen.

In diesen ersten fünf Minuten passieren Dinge, von denen Außenstehende nichts erfahren. Da entlädt sich die ungebremste Wut der Autofahrer auf die Klimaaktivisten. Möglich sind: Schläge, Tritte, Beleidigungen. 

Diese Wut ist seit Monaten gewachsen, und sie wird angesichts der Pressekonferenz vom Dienstag nicht weniger werden. Dort saßen Vertreter der Letzten Generation auf einem Podium, die kein Problem damit haben, in den kommenden Tagen strafbare Handlungen in Berlins Verkehr vorzunehmen: ankleben, blockieren, lahmlegen. Die „Stadt im Stillstand“ wird großspurig angekündigt, eigentlich: angedroht. 

Aimee van Baalen, Irene von Drigalski, Carla Hinrichs, Raphael Thelen und Moderatorin bei der Pressekonferenz der Letzten Generation zu geplanten Protestaktionen in Berlin in der Thomaskirche am Mariannenplatz.
Aimee van Baalen, Irene von Drigalski, Carla Hinrichs, Raphael Thelen und Moderatorin bei der Pressekonferenz der Letzten Generation zu geplanten Protestaktionen in Berlin in der Thomaskirche am Mariannenplatz.Mausberger/imago

Was die Aktivisten nicht mit einkalkuliert haben, ist eindeutig die Wut der Berliner. Dazu nahmen die Vertreter der Klimakämpfer nicht Stellung: Was ist, wenn sie den Rückhalt in der Bevölkerung längst verloren haben? Was, wenn diejenigen, die auf ein Problem hinweisen wollen, nicht merken, dass sie selbst zum Problem geworden sind? Was, wenn die Wut in den ersten fünf Minuten eskaliert und Menschen ernsthaft verletzt werden? 

Am 8. Februar wäre das beinahe geschehen. Da fuhr ein wütender Autofahrer einem Aktivisten am Messedamm über den Fuß. Der schrie laut, doch das Auto war schon weg. Was wenige wissen: Der Autofahrer kam eine Stunde später zurück und entschuldigte sich, wollte wissen, wie es dem Mann gehe. Es gab keine Verletzungen. Dieses Happy End muss sich nicht wiederholen.