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Verlag beendet Zusammenarbeit mit Till Lindemann von Rammstein

Der Verlag Kiepenheuer und Witsch hat angegeben, die Zusammenarbeit mit Till Lindemann von Rammstein zu beenden. Ein Sex-Video sei der Grund. 

Till Lindemann bei einem Rammstein-Konzert im Berliner Olympiastadion.
Till Lindemann bei einem Rammstein-Konzert im Berliner Olympiastadion.Christoph Soeder/dpa

Im Kölner Verlag Kiepenheuer & Witsch waren drei Gedichtbände von Rammstein-Sänger Till Lindemann erschienen: „In stillen Nächten“ (2013), „Die Gedichte. Messer/In stillen Nächten“ (2015) und „100 Gedichte“ (2020). Schon gegen diese Lyrik gab es seinerzeit Vorwürfe, sie verherrliche sexualisierte Gewalt; ein Vorwurf, der mitunter auch gegen Rammstein-Texte gerichtet ist. Die Band selbst verweist immer wieder auf die Kunstfreiheit und auf die Tatsache, dass sich die Kunst der Band und die Poesie von Lindemann nicht mit der Realität decken würden.

Das wichtigste Gegenargument war stets: die Trennung zwischen fiktivem lyrischem Ich und real existierendem Autor. Diese Trennung sieht der Verlag offenbar angesichts der aktuellen Vorwürfe gegen Rammstein-Sänger Till Lindemann so nicht mehr gegeben. Der Verlag Kiepenheuer und Witsch hat angegeben, die Zusammenarbeit mit Till Lindemann von Rammstein zu beenden.

Vor allem bezieht sich der Verlag in seinem Statement auf ein Porno-Video, in dem Till Lindemann „sexuelle Gewalt gegen Frauen zelebriert und in dem das 2013 im Verlag Kiepenheuer & Witsch erschienene Buch ‚In stillen Nächten‘ eine Rolle spielt“, so der Verlag. Man habe „im Zuge der aktuellen Berichterstattung“ Kenntnis von diesem Film erlangt. Von einem „groben Vertrauensbruch“ und einem „rücksichtslosen Akt“ gegen die vom Verlag vertretenen Werte ist die Rede in Mitteilung des Verlags. Das Vertrauensverhältnis zum Autor sei „unheilbar zerrüttet“.

Das wirft jedoch eine große Frage auf. Denn das Video, auf das sich der Verlag mutmaßlich bezieht („Na Chui – bis zum Ende“), kursiert im Netz seit 2020. Wie konnte es sein, dass der Verlag jetzt erst von dem Clip seines prominenten Star-Autors erfuhr?

Die Begründung des Verlags für die Beendigung der Zusammenarbeit im Wortlaut:

„Der Verlag Kiepenheuer & Witsch beendet die Zusammenarbeit mit Till Lindemann

Mit Erschütterung haben wir in den letzten Tagen öffentlich gewordene Vorwürfe gegen Till Lindemann verfolgt. Unser Mitgefühl und unser Respekt gilt den betroffenen Frauen.
Im Zuge der aktuellen Berichterstattung haben wir Kenntnis erlangt von einem Porno-Video, in dem Till Lindemann sexuelle Gewalt gegen Frauen zelebriert und in dem das 2013 im Verlag Kiepenheuer & Witsch erschienene Buch „In stillen Nächten“ eine Rolle spielt. Wir werten dies als groben Vertrauensbruch und als rücksichtslosen Akt gegenüber den von uns als Verlag vertretenen Werten.
Wir verteidigen aus voller Überzeugung die Freiheit der Kunst. Durch die Frauen demütigenden Handlungen Till Lindemanns im besagten Porno und die gezielte Verwendung unseres Buches im pornographischen Kontext wird die von uns so eisern verteidigte Trennung zwischen dem „lyrischem Ich“ und dem Autor/Künstler aber vom Autor selbst verhöhnt.
Aus unserer Sicht überschreitet Till Lindemann für uns unverrückbare Grenzen im Umgang mit Frauen. Wir haben uns daher entschieden, die Zusammenarbeit mit Till Lindemann mit sofortiger Wirkung zu beenden, da unser Vertrauensverhältnis zum Autor unheilbar zerrüttet ist.

Köln, den 2. Juni 2023
Kerstin Gleba
Verlegerin, Kiepenheuer & Witsch“

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