Ein ehemaliger Spionagetunnel, die frühere Kontrollbaracke vom Grenzübergang Checkpoint Charlie und ein Transportflugzeug der Luftbrücke: Das sind drei von mehr als 20 Großobjekten, die das Alliiertenmuseum nach seinem Umzug von Dahlem zum Flughafen Tempelhof präsentieren möchte. Mit einer am Dienstag eröffneten Sonderausstellung informiert das Alliiertenmuseum über seine Pläne.
„Im Zeichen der Freiheit – unsere Vision für das neue Alliiertenmuseum am Flughafen Tempelhof“ heißt der Titel der Schau. Es sei „eine Ausstellung über eine Ausstellung, die noch nicht existiert“, sagt Kuratorin Uta Birkemeyer. Das Alliiertenmuseum wolle diese Form der Präsentation nutzen, um mit den Besuchern über die Neuausrichtung in Tempelhof ins Gespräch zu kommen.
Dass das Alliiertenmuseum nach Tempelhof umziehen soll, steht schon seit Jahren fest. Der Hangar 7, der direkt neben dem alten Flughafen-Tower unweit des Tempelhofer Damms liegt, ist für die Einrichtung reserviert. Das Problem: Die finanziellen Mittel müssen noch bewilligt werden.
Haushaltsausschuss des Bundestags muss Mittel bewilligen
Zwar hat der Haushaltsausschuss des Bundestags im Jahr 2015 auf Basis eines Erstkonzepts rund 27 Millionen Euro zugesagt, doch das ist lange her. Inzwischen wurden nach Angaben des Museums ein detaillierter Masterplan erarbeitet und eine fundierte Kostenermittlung samt Teuerungsraten erstellt. Dabei hätten sich „finanzielle Mehrbedarfe“ ergeben. Wie hoch die Kosten nun sind, teilt das Museum nicht mit, doch klar ist: Die Mittel müssen im Bundeshaushalt verankert werden. Zusammen mit den bereits zugesagten Geldern. Denn mittlerweile stehen nicht mal mehr die 27 Millionen Euro bereit.
„Leider kommt das Projekt nicht voran, weil die erforderlichen Gelder nicht im Bundeshaushalt eingestellt sind“, sagt Museumsdirektor Jürgen Lillteicher. Dabei sei das Alliiertenmuseum gerade jetzt besonders wichtig. Das Museum habe eine Botschaft, die zwar aus der Geschichte des Kalten Krieges schöpfe, jedoch ganz klar in die Zukunft gewandt sei. Der brutale Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine führe vor Augen, „dass nur starke Bündnisse unsere Demokratie und unsere Freiheit erhalten können“, so Lillteicher.
Das 1998 eingeweihte Alliiertenmuseum erinnert an die Präsenz der Westmächte USA, Großbritannien und Frankreich in Berlin. Sein aktueller Sitz ist das ehemalige US-Kino Outpost an der Clayallee. In Dahlem kommen jährlich rund 70.000 Besucher in das Museum. In Tempelhof versprechen sich die Museumsmacher eine Steigerung auf bis zu 360.000 Besucher jährlich.
Barrierefreie Vermittlung von Museumsinhalten geplant
Mit dem Umzug nach Tempelhof will das Alliiertenmuseum nicht nur über miteinander konkurrierende Ideologien und den Alltag im Osten und Westen der Stadt informieren, sondern zugleich von einer Gesellschaft erzählen, „die nach der NS-Diktatur und dem Kalten Krieg zu einer neuen, demokratischen Identität fand“, heißt es in dem Konzept. Der Hangar 7, der rund 5000 Quadratmeter Ausstellungsfläche bietet, soll dabei „sowohl Bühne als auch Gegenstand der Ausstellung“ werden: als bauliches Zeugnis des NS-Regimes, als symbolischer Ort der Freiheit und als heutiger Raum der Kreativität, Begegnung und Kooperation.
Der Flughafen war in der Nazizeit errichtet worden. Zwangsarbeiter wurden hier in der Rüstungsproduktion eingesetzt. Nachdem die damalige Sowjetunion im Juni 1948 die drei Westsektoren Berlins von der Versorgung mit Gütern über den Landweg abschnitt, richteten die Westmächte eine Luftbrücke ein. Der Flughafen Tempelhof entwickelte sich dabei zum Hauptschauplatz der Hilfe aus der Luft.
Das Alliiertenmuseum will in Tempelhof auch neue Wege bei der Präsentation seiner Inhalte gehen. So verdeutlicht in der Sonderausstellung zum Beispiel eine Taststation zur Berliner Mauer, wie eine barrierefreie Vermittlung im neuen Museum erfolgen soll. An interaktiven Stationen sind Besucher aufgefordert, ihre eigenen Erinnerungen an Tempelhof zu teilen.
Architekturwettbewerb für den Hangar 7 geplant
Wie der Hangar 7 gestaltet wird, ist noch offen. Bislang gibt es nur Gedankenspiele dazu. Dabei ziehen sich schlanke Brücken als moderne Gehwege durch den Hangar, die den Besuchern einen Blick von oben auf Großobjekte wie Hubschrauber, Jeep und Luftbrücken-Flugzeug ermöglichen. Damit das Alliiertenmuseum in den Hangar 7 einziehen kann, muss der Bund das Gebäude vom Land Berlin anmieten. Der Vertrag liegt angeblich unterschriftsreif vor.
Zur Realisierung seiner Pläne in Tempelhof brauche das Alliiertenmuseum einen „langen Atem“, sagt Kuratorin Uta Birkemeyer. Wenn der Bundestag die Mittel für den Umzug bewilligt, könnte von 2024 bis 2025 ein Architekturwettbewerb zur Gestaltung von Hangar 7 veranstaltet werden, geht aus dem Zeitplan in der Sonderausstellung hervor. Von 2025 bis 2028 würde das ausgewählte Architekturbüro dann die Entwurfsplanung für die Baugenehmigung erarbeiten, die im Jahr 2028 erwartet wird. Nach der Ausschreibung der Aufträge könnte von 2030 bis 2033 gebaut werden. Die Eröffnung ist für 2033 bis 2034 geplant.
Wie realistisch der Zeitplan ist, wird die Akzeptanz des Projekts auf Bundesebene zeigen. Im Haus von Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) äußert man sich zurzeit noch zurückhaltend zu den Plänen. Die Kulturstaatsministerin setze sich dafür ein, das Alliiertenmuseum erfolgreich als „Ankermieter“ in den Tempelhofer Gebäudekomplex „zu implementieren“, erklärt eine Sprecherin auf Anfrage. „Für dieses Gelingen müssen allerdings weitere gemeinsame Anstrengungen mit dem Land Berlin als Eigentümer der Immobilie unternommen werden.“
Kulturstaatsministerin sieht noch Abstimmungsbedarf
Vor dem Hintergrund der notwendigen Ertüchtigung des früheren Flughafengebäudes in Tempelhof seien für eine Unterbringung des Alliiertenmuseums „diverse Sachfragen zu klären, die Planungs-, Termin-, Kosten- und Zuständigkeitsangelegenheiten betreffen“.







