Indien hat die USA aufgefordert, die 26 Millionen US-Dollar freizugeben, die mindestens zwei indischen Diamantenfirmen gehören und aufgrund ihrer vermuteten Handelsbeziehungen mit dem sanktionierten russischen Diamantenproduzenten Alrosa eingefroren wurden. Darüber berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Verweis auf indische Quellen.
Das Geld war den Quellen zufolge Anfang des Jahres aufgrund der amerikanischen Sanktionen gegen die russische staatlich kontrollierte Alrosa eingefroren worden. Das Amt zur Kontrolle von Auslandsvermögen (Office of Foreign Assets Control, OFAC) des Finanzministeriums der USA hatte bereits im April 2022 Sanktionen gegen den größten Rohdiamantenproduzenten der Welt verhängt. Bei den Quellen handelt es sich nach Reuters-Angaben um indische Regierungsbeamte, die weder sich selbst noch die betroffenen Unternehmen nennen wollten, mit der Begründung, die Angelegenheit sei heikel.
Die ersten Sanktionen der USA gegen Indien: „Die Angelegenheit ist heikel“
Das Einfrieren der Gelder ist die erste bekannte Strafsanktionsmaßnahme gegen indische Unternehmen seit dem Beginn des russischen Krieges gegen die Ukraine und den weitgehenden Sanktionen des Westens gegen Russland. Die Summe sei eingefroren worden, als in den Vereinigten Arabischen Emiraten ansässige Niederlassungen der nicht näher genannten indischen Diamantenhändler versucht hätten, sie zum Kauf von Rohdiamanten zu transferieren, teilten eine Regierungsquelle und eine Branchenquelle Reuters mit. Die Banken hätten die Transaktion in US-Dollar gestoppt, sagte eine Quelle. Es bleibt jedoch unklar, ob Geld an Alrosa oder an einer anderen Firma überwiesen werden sollte.
Die Regierung sei sich der Aktion des amerikanischen Finanzunternehmens bewusst und habe einen Dialog darüber eingeleitet, sagte eine der indischen Regierungsquellen weiter. „Das Problem war der Verdacht auf Handelsbeziehungen mit Alrosa.“ Die von der Maßnahme betroffenen indischen Firmen hätten der Regierung versichert, dass die Zahlungen entweder für nicht sanktionierte russische Unternehmen oder für Aufträge bestimmt worden seien, die noch vor Inkrafttreten der amerikanischen Sanktionen gegen Alrosa abgeschlossen worden seien.

Das neue Rohöl: Indien kauft Rohdiamanten aus Russland – aber nicht bei Alrosa?
„Das OFAC selbst friert oder blockiert keine Transaktionen“, zitiert Reuters seinerseits einen Sprecher des Finanzministeriums der USA. „Amerikanische Bürger sind aber verpflichtet, Transaktionen gemäß dem entsprechenden Sanktionsprogramm zu blockieren oder abzulehnen.“ Ausländische Banken oder andere Unternehmen, die gegen die OFAC-Sanktionen verstoßen, würden jedoch Gefahr laufen, vom Dollar-basierten Finanzsystem abgeschnitten zu werden, wie eine Reuters-Quelle weiter sagte.
Alrosa, die zu 33 Prozent dem russischen Staat direkt und zu 25 Prozent der Republik Jakutien gehört, reagierte nicht auf eine Bitte um Stellungnahme von Reuters, wie übrigens auch Indiens Handels- und Außenministerium. Indien verfügt über die weltweit größten Diamantenverarbeitungskapazitäten und exportierte im vergangenen Geschäftsjahr, das am 31. März endete, geschliffene Diamanten im Wert von mehr als 22 Milliarden US-Dollar. Ähnlich große Verarbeitungskapazitäten hat Indien übrigens auch beim Rohöl, das indische Unternehmen aus Russland kaufen und verarbeitet in die Welt exportieren. Die Diamantenindustrie, die hauptsächlich im westlichen Bundesstaat Gujarat ansässig ist, kauft Rohdiamanten von Lieferanten aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, Belgien und Russland.



