Russland

Russischer Rubel stark abgestürzt: Retten jetzt die Chinesen?

Der russische Rubel hat nach dem dramatischen Absturz eine Möglichkeit, sich wieder zu stärken. Wie China Putin den Rücken stärken könnte, ohne eigene Interessen zu vergessen.

Der russische Präsident Wladimir Putin (rechts) und der chinesische Präsident Xi Jinping stoßen am 21. März 2023 während ihres Abendessens im Palast der Facetten, einem Gebäude im Moskauer Kreml, Russland, an.
Der russische Präsident Wladimir Putin (rechts) und der chinesische Präsident Xi Jinping stoßen am 21. März 2023 während ihres Abendessens im Palast der Facetten, einem Gebäude im Moskauer Kreml, Russland, an.Pool Sputnik Kremlin/AP

Ein Euro kostet in Russland gerade (Stand Sonntag) 90,16 Rubel: Fast genauso viel wie vor einem Jahr, als die westlichen Sanktionen ihre erste Wirkung zeigten und die russische Währung noch nicht künstlich von der Russischen Zentralbank stabilisiert wurde.

Dadurch konnte man einen Euro in Russland in den vergangenen Monaten noch für 80 oder 82 Rubel bekommen. Jetzt gibt man 82 Rubel für einen US-Dollar aus: ein Zuwachs von mindestens zehn Prozent für die US-amerikanische Währung. 

Russland: Darum ist der Rubel wieder abgestürzt

Was ist passiert? Die russische Wirtschaft macht sich seit Wochen zunehmend Sorgen über die verstärkte Kapitalflucht, weil einige westliche Unternehmen das Land erst jetzt verlassen und ihre Milliarden in US-Dollar (oder Euro) abziehen, wie etwa der britische Energiekonzern Shell. Auch die im ersten Quartal gesunkenen Staatseinnahmen aus Öl- und Gas-Exporten haben den Rubel gegenüber den westlichen Währungen verbilligt. Die weggefallenen Gaslieferungen nach Europa über Nord Stream lassen sich nicht so leicht kompensieren. Und der niedrige Ölpreis entwertet selbst die hohen Ölexporte.

Doch jetzt schöpft die russische Währung neue Hoffnung, denn globale Ölpreise beginnen wieder zu steigen. Gründe sind nach einer Einschätzung von Business Insider die kürzliche Entscheidung der OPEC+, die Ölproduktion zu begrenzen, aber auch die Öffnung der chinesischen Wirtschaft, die die Nachfrage nach Öl ankurbelt.

Ein Land im Wartezustand: Der Preis für russisches Öl steigt wieder

Erst vor kurzem erreichten die russischen Ölexporte auf dem Seeweg den Umfang von 3,5 Millionen Barrel pro Tag und übertrafen damit das Niveau vor dem russischen Angriff auf die Ukraine, berechnete das führende Rohstoff-Analyseunternehmen Kpler. Jetzt erhalten Indien und China 87 Prozent der russischen Ölexporte. Sowohl China als auch Indien würden die sinkenden russischen Ölpreise nutzen und von Sanktionen anderer Länder gegen Russland profitieren, so der führende Rohstoff-Analytiker von Kpler, Matt Smith. Jetzt entfallen 36 Prozent der russischen Ölimporte auf China (statt nur 26 Prozent wie vor dem Krieg). Indien dagegen nimmt 51 Prozent der russischen Ölexporte ab statt nur ein Prozent wie in der Vergangenheit. Nach China und Indien sind die Türkei und Bulgarien die wichtigsten Abnehmer von russischem Öl.

Wegen des niedrigen Preises für russisches Ural-Öl von rund 50 US-Dollar pro Barrel (und damit deutlich unter dem westlichen Preisdeckel von 60 US-Dollar) waren Russlands Ölexporteinnahmen laut der Internationalen Energie-Agentur (IEA) in den vergangenen Monaten um über 40 Prozent zurückgefallen. Zum Vergleich: Das Öl der Rohölsorte Brent wurde im März an der Börse für rund 78 US-Dollar verkauft.

Russland hofft auf steigende Einnahmen – allerdings begrenzt

Aktuell ist der Preis für das russische Öl aller Sorten wieder auf 60 US-Dollar pro Barrel im Schnitt gestiegen. Zusammen mit der steigenden Nachfrage in China ist das ein gutes Signal für Moskau. Im russischen Finanzministerium freut man sich auf jeden Fall schon auf die steigenden Einnahmen. Ein Preisunterschied von zehn Euro sei sehr bedeutsam, kommentierte der Vizefinanzminister Russlands Wladimir Kolytschew.

Auch die britische Zeitung The Guardian berichtet über die weltweit steigende Nachfrage nach Öl, da China einen wirtschaftlichen Aufschwung unter den Entwicklungsländern anführt. Das ist wiederum eine gute Nachricht für Russland, zudem erfolgen die Zahlungen für die Lieferung von Energieressourcen zwischen Russland und China seit dem November 2022 in Landeswährungen, also in Rubel und Yuan. Der US-Dollar hat im russisch-chinesischen Handel schließlich seine Bedeutung verloren.

Auf der anderen Seite muss man davon ausgehen, dass China auch weiterhin bestmögliche Bedingungen für sich aushandeln wird, um den Preisdeckel der EU von 60 US-Dollar pro Barrel nicht zu verletzen. Daher wird der in Moskau erhoffte Anstieg der russischen Öleinnahmen eher begrenzt ausfallen.