Ein großer begehbarer Kleiderschrank öffnet sich und seidige Hemden in beigen Nuancen fliegen auf ein Bett, passend zu einer Reihe von gleichfarbigen Anzügen. Diese Szene in dem 1980 in die Kinos gekommenen Film „American Gigolo“ machte nicht nur den Schauspieler Richard Gere zu einem Weltstar, sie verhalf auch Giorgio Armani zu Weltruhm.
Der Mailänder Modeschöpfer, der den Männern in den folgenden zwei Jahrzehnten eine neue Lässigkeit verlieh und diese Casual-Eleganz auch auf die Frauen übertrug, ist heute der letzte noch aktive Designer seiner Generation. Dabei hat er mit 89 nicht nur die Zügel für die diversen Armani-Kollektionen in der Hand, er ist auch noch alleiniger Inhaber des Familienunternehmens, in dem mittlerweile seine Nichten und Neffen mitarbeiten. Dass die Marke nicht längst an einen Multikonzern verkauft ist, ist wirklich eine Besonderheit.
Bildstrecke
Die gesamten achtziger und neunziger Jahre dominierte Armani die Luxusmode und beeinflusste damit nicht nur, wie Männer bis heute angezogen sind: Der Mailänder Meister machte Modedesignern wie Helmut Lang und Jil Sander oder auch Marken wie Boss den Weg frei, mit Kleidung ein modernes Männerbild zu prägen. Er war es, eine neue Schlichtheit und fließende Weichheit in Sakkos holte. Die steife Massenuniform wurde durch ihn leichter und bequemer, durch andere Schnitte, weniger Fütterung und schmeichelnde Stoffe; vornehmlich in Armanis Lieblingsskala aus Neutraltönen. Ein diskreter, bequemer, sich nur auf Materialien und tonale Balance konzentrierender Luxus, der ganz viel Understatement ausstrahlt.
Genau das ist auch der leise Trend, der jetzt überall wieder sichtbar wird, nach den Jahren der Logo-Mania und sich überbietender Effekte und Designideen von Gucci oder Louis Vuitton. Die Sehnsucht nach purem Schnitt und der Einfachheit blitzten schon in der letzten Saison bei Prada, Bottega Veneta und auch Balenciaga auf. Im Street-Style ist das ebenfalls zu beobachten, wo inzwischen zu Sportswear die Armani-Codes wie lange Mäntel, Oversize-Sakkos und weite, hochgeschnittene Hosen kombiniert werden. Schlagwörter wie „die neue Schlichtheit“ kündigen einen deutlichen Wechsel der Mode an, der sich auch auf dem Vintage-Markt bemerkbar macht. Heute ist es alltäglich, dass wir Stile aller Epochen mischen und kombinieren, aber das war nicht immer so. Man könnte sogar behaupten, dass Giorgio Armani der erste postmoderne Designer war, der sich des Retro-Effekts bediente, ohne dabei historische Originalschnitte exakt zu replizieren, so wie es etwa Ralph Lauren in den 1970ern tat.








