Fußball-Bundesliga

Kevin-Prince Boateng steht symbolisch für den Abstiegskampfmodus von Hertha BSC

Gut gekämpft, aber wieder verloren. Auf Hertha wächst der Druck. Bereits das kommende Spiel auf Schalke ist wegweisend für die nächsten Wochen.

Kevin-Prince Boateng gibt bei Hertha BSC in der schwierigen Endphase der Saison wieder einmal den emotionalen Anpeitscher auf dem Feld.
Kevin-Prince Boateng gibt bei Hertha BSC in der schwierigen Endphase der Saison wieder einmal den emotionalen Anpeitscher auf dem Feld.MIS/Imago

Schalkes Torwart Ralf Fährmann spricht jetzt aus, was auch Hertha-Trainer Sandro Schwarz nicht mehr verleugnen kann.

„Ich habe das nie so richtig gesagt, aber ich denke, am Freitag – das ist eins“, sagte der Schlussmann der Königsblauen vor dem Kellergipfel der Fußball-Bundesliga gegen die Berliner am Freitag (20.30 Uhr, DAZN). Ostern lief mit dem unglücklichen und unnötigen 0:1 gegen RB Leipzig und den Ergebnissen der Konkurrenten gar nicht gut für Hertha BSC. Nur noch Schalke liegt in der Tabelle hinter dem Hauptstadtklub. Also kommt es – da liegt Fährmann richtig – zu einer Art Abstiegsfinale.

Kevin-Prince Boateng ist das Berliner Sinnbild im Abstiegskampf

Bei Herthas emotionalem Anführer Kevin-Prince Boateng klingt auch diese Aussicht am Rande des sportlichen Abgrunds wie eine Fußball-Verführung. „Jetzt haben wir ein Riesenspiel am Freitag. Da freue ich mich drauf“, sagte der 36-Jährige. Boateng ist wieder einmal Berliner Sinnbild, wenn es um die Hoffnung geht und um den Kampf. So stand er sowohl in Freiburg (1:1) als auch gegen Leipzig in der Startelf. Zuvor war der Senior am ersten Spieltag gegen den 1. FC Union von Beginn an aufgelaufen.

In der Partie gegen Leipzig nun gab es hitzige Momente, bei denen besonders Boateng Akzente setzte. Zunächst rangelte der 36-Jährige kurz vor dem Seitenwechsel mit dem Torschützen Haidara, was beiden Akteuren die Gelbe Karte einbrachte. Nach dem Schlusspfiff war der zuvor ausgewechselte Mittelfeldspieler im Disput mit Willi Orban. Die Rangelei gehöre doch dazu, sagte der Senior, der Zeichen für die restlichen sieben Spiele setzt: „Sich ein bisschen hin- und herschieben, sich beleidigen. Danach sind wir wieder Freunde. Der eine will zeigen, dass er stärker ist.“

Die Stärke fehlte dem früheren Nationalspieler Ghanas in den 90 Minuten zuvor ein wenig bei seinen Mitspielern. „Ein bisschen mutiger nach vorne hätten wir sein müssen. Aber das kommt noch“, sagte Boateng und blickt voller Vorfreude auf den Schlussakt einer abermals schwierigen Saison im Abstiegskampf.

Das Kuriose an der schwierigen Lage: Trotz des Rückfalls auf den 17. Tabellenplatz hat sich die Situation für die Berliner nicht großartig geändert, lediglich die Chancen auf mehr Punkte nehmen von Spiel zu Spiel ab. Am Ostersonntag schob sich der VfB Stuttgart durch einen 3:2-Auswärtserfolg beim VfL Bochum auf den Relegationsrang, den die Berliner zuvor belegt hatten. „Wir haben bis zum Schluss viel investiert, deshalb sehr ärgerlich, dass wir das Spiel verloren haben“, sagte Hertha-Trainer Sandro Schwarz nach der siebten Heimniederlage gegen RB im siebten Heimspiel am späten Samstagabend.

Mit einem Sieg in Gelsenkirchen könnte Hertha wieder den Anschluss an die Nichtabstiegsplätze herstellen. Allerdings wurde am fünften Spieltag Anfang September beim 2:0 in Augsburg das einzige und letzte Mal in dieser Saison auswärts die volle Punktzahl mitgenommen. Doch der Auftritt gegen Leipzig sowie der am 26. Spieltag in Freiburg erkämpfte Punktgewinn unterstreicht die aktuelle Leistungsbereitschaft der Mannschaft, die nicht immer in dieser Spielzeit so zu sehen war.

Auf Hertha BSC warten noch Duelle mit direkten Konkurrenten

Für Boateng ist die knifflige Situation aber maßgeschneidert, um seine jungen Mitspieler mitzureißen. „Da wird es noch mehr Rangelei geben, vielleicht wird es eine Rote Karte geben. Das ist Abstiegskampf“, sagte Boateng, „und wenn es nah an der Roten Karte ist, damit habe ich kein Problem. Wenn jemand etwas von mir will, bin ich hier. Dann kann er mit mir reden. Da kommt der Berliner aus mir raus.“

Der Kellergipfel ist zugleich der Auftakt weiterer Chancen gegen abstiegsbedrohte Kontrahenten. Nach dem Auswärtsspiel folgt die Heimpartie gegen Werder Bremen. Dann kommen noch der VfB Stuttgart und der VfL Bochum ins Olympiastadion. Auswärts folgen die Gastspiele bei Bayern München, dem 1. FC Köln – und letztlich beim VfL Wolfsburg am 34. Spieltag, das soll für Schwarz dann kein Abstiegsfinale mehr sein.