Special Olympics

Special Olympics: Bei Weltspielen wird Leistung nicht an Medaillen gemessen

Deutsche Teilnehmer bekommen bei der Großveranstaltung in Berlin nicht nur an ihren Wettkampfstätten ungewohnt viel Aufmerksamkeit.

Teilnehmer der Special Olympics in einer Schwimmhalle: Auch außerhalb der Wettkampfstätten können die Weltspiele der Special Olympics den Sportlern eine Bühne geben.
Teilnehmer der Special Olympics in einer Schwimmhalle: Auch außerhalb der Wettkampfstätten können die Weltspiele der Special Olympics den Sportlern eine Bühne geben.Jo Henker/Special Olympics

Die Bühne und das Podium, auf dem sie sitzen, sind ungewohnt. Bei Annika Meissner, aber auch bei Andreas Meyer, Matthias Hoffmann und Janet Streifler erzeugt diese erste Pressekonferenz in solch einem großen Rahmen eine gewisse Nervosität. Die Weltspiele der Special Olympics in Berlin bringen insbesondere den deutschen Athleten eine Aufmerksamkeit, die sie zuvor in ihrer Karriere noch nicht erlebt haben. Da ist es nur verständlich, dass die eine oder andere Antwort vor den zahlreich anwesenden Pressevertretern etwas kurzsilbiger ausfällt, wenn die vier Leichtathleten zu ihren bisherigen Erlebnissen befragt werden.

Annika Meissner und Matthias Hoffmann berichten von ihren Gefühlen

„Es fühlt sich sehr gut an. Ich hätte nicht erwartet, dass ich noch mal Silber bekomme. Es ist genauso toll wie eine Goldmedaille“, sagte etwa Annika Meissner über ihren zweiten Platz im 5000-Meter-Rennen. Eine persönliche Bestzeit ist sie dafür gelaufen und auch darüber sehr glücklich. Eine Medaille über dieselbe Distanz holte auch Matthias Hoffmann: „Es war unbeschreiblich. Einfach ein schönes Gefühl, über die Ziellinie zu laufen“, sagte der Läufer über den Lauf, der ihm Bronze bescherte.

Bei den Weltspielen der Special Olympics aber braucht es nicht immer eine Medaille, um mit sich und seiner Leistung zufrieden sein. Andreas Meyer beispielsweise verpasste als Vierter über 5000 Meter nur knapp eine Medaille, fand seine erste Teilnahme an den Weltspielen aber „sehr gut für mich“. Janet Streifler war im Standweitsprung „ganz gut zufrieden, dass ich Achte geworden bin. Auch wenn ich gar keine Medaille nach Hause bringe, das ist mir egal. Hauptsache ich habe meinen Spaß und bin dabei“.

Für eine gute Leistung braucht es nicht immer eine Medaille

In den Tagen der Weltspiele von Berlin hat man das Gefühl, dass der eigentlich olympische Gedanke des Dabeiseins stärker ausgeprägt ist, als bei den Nichtbehinderten. Leistung wird anders gewertet. „Janet Streifler ist ein gutes Beispiel: Sie ist in die höchste Leistungsklasse gekommen und dort Achte geworden“, erzählte Tom Hauthal, Delegationsleiter Team Special Olympics Deutschland. „Sie ist also Achtbeste der Welt. Das ist eine wahnsinnige Leistung und für uns genauso gut, als hätte sie in einer niedrigeren Leistungsklasse Gold geholt. Wenn man bei Weltspielen in die höchste Leistungsklasse kommt, dann ist es das Beste, was man bei Special Olympics erreichen kann.“

Und dann sitzt man eben auch zu Recht auf einer Bühne vor Journalisten, um über das Erlebte und die Gefühlslage sprechen zu dürfen. Dass sich die Nervosität auch bis zum Ende der 45-minütigen Gesprächsrunde nicht ablegen lässt, ist deutlich zu merken. Aber vielleicht, und das ist die Hoffnung der Verantwortlichen und der vielen Athleten von Special Olympics Deutschland, wird es solche Momente, solche Begegnungen, eine solche Aufmerksamkeit nicht nur punktuell, sondern regelmäßig geben. Dann entwickelt sich bestimmt auch eine größere Routine im Umgang mit Fragen der Journalisten.