Special Olympics

Stimmen zu den Weltspielen: „Es geht um Freundschaft und darum, sich lieb zu haben“

Auch am dritten Tag der Veranstaltung ist in Berlin viel los. Familienmitglieder, Besucher und Athleten erklären, warum dieses Event so besonders ist.

Besucher am dritten Tag der Special Olympics vor dem Eingang der Messe in Berlin
Besucher am dritten Tag der Special Olympics vor dem Eingang der Messe in BerlinNurPhoto/Imago

Es sind bereits drei Tage vergangen, seitdem die internationalen Weltspiele der Special Olympics in Berlin eröffnet wurden. In dieser Woche ist in der Hauptstadt viel los. Athleten und ihre Familienmitglieder sowie Trainer und Volontäre sind aus der ganzen Welt angereist, um ein Teil der diesjährigen Veranstaltung zu sein.

Etwa 7000 Sportler zeigen in 26 Sportarten ihr Können, aber dabei geht es um viel mehr, als eine Medaille zu gewinnen. Von Basketball bis Tischtennis – das Publikum feuert jeden Athleten an, egal von wo er herkommt. Und man kommt leicht in das Gespräch mit Menschen aus verschiedenen Kulturen und Orten.

Robert Hill ist aus Alaska angereist, um seinen Sohn Bobby zu unterstützen: „Ich habe zehn Stunden von Fairbanks in Alaska gebraucht, um nach Frankfurt zu kommen. Und dann eine Stunde bis nach Berlin. Mein Sohn Bobby Hill ist Athlet, er tritt im Kraftdreikampf an. Während der Eröffnungsfeier im Olympiastadion war er auf der Anzeigetafel zu sehen. Er hat bei anderen zwei Weltspielen schon teilgenommen, in Dublin im Jahr 2003 und Shanghai vier Jahre später. Er ist 44 Jahre alt und ist so stark wie vor 20 Jahren. Er hat Downsyndrom, und Menschen, die darunter leiden, essen gerne und werden schnell dick. Deswegen habe ich mich seit seiner Kindheit versichert, dass er sich gesund ernährt und auch ordentlich trainiert. Danach fing er mit Kraftdreikampf an. Wichtig war und ist bei Bobby, ihn nicht einzuschränken und ihn einfach sein Leben genießen lassen.“

Andrea Freh trainierte die österreichische Volleyballmannschaft: „Ich war schon am Freitag da, bin von Wien angereist. Ich bin die Mutter von einem Unified Partner. Vergangenes Mal habe ich das österreichische Volleyballteam trainiert und diesmal sind nicht die Wiener, sondern die Steirer da. Sie haben zu wenige Athleten, und deswegen ist einer von uns mitgefahren und mein Sohn als Unified Partner. Die Stimmung ist hier großartig, bis jetzt kann man sich nicht beschweren. Ich werde bis heute Abend bleiben, dann gehts wieder zurück nach Wien. Leider muss jemand von der Familie auch arbeiten.“

Marc Böhme vom Forschungsinstitut für Inklusion durch Bewegung und Sport führt eine Befragung über Sport mit Behinderungen durch: „Ich bin in einer Forschungsgruppe und führe eine Befragung durch. Es geht um Menschen mit Behinderungen und wie sie genau Sport machen. Damit wollen wir einen Status quo feststellen. Was gibt es für Sportarten und wie sehen Strukturen für Menschen mit Behinderung aus? Wie oft machen sie Sport? Wo machen sie Sport und welche möglichen Barrieren gibt es? Ich finde, dass die Special Olympics dieses Jahr ganz cool sind. Auch die Sichtbarkeit ist höher geworden. Wenn ich jetzt gucke, überträgt der RBB oder sogar Sport1 mit einem Moderator, der selbst mal Athlet bei den Special Olympics war. Das wäre vorheriges Jahr undenkbar gewesen.“

US-Amerikaner James und Terry Carpenter feuern ihren Sohn an: „Alles ist so wunderschön und gut organisiert. Es ist so schön zu sehen, wie all diese verschiedenen Kulturen hier aufeinandertreffen. Wir sind am 15. Juni aus den Vereinigten Staaten angereist. Wir kommen aus Kansas und unser Sohn spielt in der Volleyball-Mannschaft mit. Wir gucken aber gerade auch andere Sportarten, hier werden wirklich unglaubliche Leistungen vollbracht. Man glaubt es fast nicht: So viele Nationen arbeiten hier zusammen und dann kommt man nach Hause und kann alles in den Nachrichten wieder erleben. Man hat hier auch die Möglichkeit, viele neue Leute kennenzulernen. Wir hatten es genau so erwartet.“

Helen Johnston hat seit mehr als 20 Jahren mit Special Olympics zu tun: „Ich bin Teammanagerin bei der männlichen kanadischen Basketballmannschaft. Ich habe mit den Spielen seit mehr als 20 Jahren zu tun und es ist jedes Mal einfach unglaublich. Für die Athleten ist hier das Wichtigste, Spaß zu haben und neue Menschen kennenzulernen. Natürlich möchten Athleten gerne eine Medaille gewinnen, aber die meisten freuen sich einfach über neue Freundschaften und über eine unglaubliche Erfahrung, die für die meisten im Ausland stattfindet. Für viele ist das zudem die erste Reise überhaupt.“

Federica Pavetto ist auf ihren 16-jährigen Sohn sehr stolz: „Es ist ein Ozean von Emotionen. Nicht nur wegen der Sportler, die so leidenschaftlich konkurrieren, sondern auch wegen die Art und Weise, wie sie und deren Familien in dieser Stadt empfangen wurden. Wirklich fantastisch, von den Volontären, bis zu gewöhnlichen Menschen, denen man in den öffentlichen Verkehrsmitteln begegnet. Mein Sohn Alessandro Pintus tritt im Open Water und Schwimmen an. Ich und sein Vater haben einen sportlichen Hintergrund und deswegen hat Alessandro schon sein ganzes Leben mit Sport zu tun. Er ist erst 16 Jahre alt, aber er ist trotzdem schon außerordentlich gut. Gestern hatte er seinen ersten Wettkampf und da habe ich richtige Athleten gesehen mit einem sehr gesunden Kampfgeist. Im Wasser war es ein sportlicher Wettkampf, außerhalb haben sich alle umarmt – das war wirklich fantastisch. Vielleicht fehlt diese Seite sogar ein bisschen im Leistungssport. In dieser Welt ist alles einfach frei, es geht um Freundschaft und darum, sich lieb zu haben. Es ist so wunderschön.“