4:34 Minuten waren zwischen Deutschland und Slowenien noch zu spielen, als der Arbeitstag für Dennis Schröder und Luka Doncic vorzeitig beendet war. Schröder, der beste Basketballer in Deutschlands Nationalmannschaft, und Doncic, einer der besten Spieler der Welt und Slowenies Anführer, gingen zu ihren Auswechselbänken und setzten sich hin. Sie taten dies nahezu zeitgleich und begleitet von Applaus. Applaus, der allerdings in diesem Moment nur einem der beiden galt. Applaus, der erneut durch die Okinawa Arena hallte, als Dennis Schröder kurz darauf als „Man of the Match“, als bester Spieler der Partie geehrt wurde.
Dennis Schröder führt Deutschland zu einem klaren Sieg
Mit 24 Punkten und zehn Korbvorlagen führte Schröder seine Mannschaft am Sonntagabend bei der Weltmeisterschaft in Japan zum deutlichen 100:71-Sieg über Slowenien. Für die deutsche Auswahl war es der fünfte Erfolg im fünften Spiel, mit dem sie ihre Zwischenrundengruppe K als Erster abschließt. Im jetzt anstehenden Viertelfinale trifft sie am Mittwoch im philippinischen Manila auf Lettland. Das deutsche Team gilt wohl als Favorit, hat es doch gegen die hoch gehandelten Slowenen nach schwerem Start einmal mehr eine beeindruckende Leistung gezeigt.
Dass Dennis Schröder hierbei überhaupt mitwirken konnte, war keine Selbstverständlichkeit. Am Freitag hatte er sich im ersten Zwischenrundenspiel gegen Georgien am Rücken verletzt. Ein Einsatz sei fraglich, hieß es vonseiten des Deutschen Basketball-Bundes vor dem Spiel am Sonntag. Anders als der abermals aussetzende Franz Wagner (Knöchel) stand Schröder dann aber doch wie gewohnt in der ersten Fünf von Bundestrainer Gordon Herbert. Früh traf er seinen ersten Dreier, ehe er anschließend den in Richtung Korb fliegenden Daniel Theis per Alley-oop-Anspiel bediente. Insgesamt aber gehörte der Start den Slowenen. Nein, der Start gehörte Luka Doncic.
„Man kann ihn nicht so richtig stoppen“, hatte Deutschlands Guard Maodo Lo vor dem Spiel über sein slowenisches Pendant gesagt. 30 Punkte markierte Doncic, der auch für die Dallas Mavericks in der amerikanischen NBA regelmäßig beindruckende Leistungen abliefert, vor dem Sonntag bei der WM im Schnitt. Und weil er noch dazu Assists en masse verteilt und mehr Rebounds holt als viele Center, ist Doncic der bislang dominanteste Spieler der WM. Wie dominant genau Luka Doncic sein kann, bekam am Sonntag allen voran Isaac Bonga zu spüren.
Der Flügelspieler ist mit seinen 2,04 Metern zwar sogar drei Zentimeter größer als Luka Doncic, am Sonntag brachte ihm das allerdings wenig. Ein ums andere Mal legte sich Doncic Bonga in der Anfangsphase am Zonenrand zurecht. Gleich dreimal schob er ihn dribbelnd einfach unter den Korb, als wäre Bonga nicht fünf, sondern fünfzehn Kilogramm leichter als er. Nach drei Minuten hatte Doncic sieben Punkte auf dem Konto, nach dem ersten Viertel bereits zwölf – einen mehr als die gesamte deutsche Mannschaft.
Die hatte offensichtliche Probleme. Zu wenig Ballbewegung sorgte für zu viele schlechte Würfe. Hinzu kamen schlechte beziehungsweise teilweise ganz ausbleibende Rotationen in der Defensive und fehlende Intensität in nahezu jeder Aktion. Grund genug für Herbert, nach knapp sechs gespielten Minuten eine Auszeit zu nehmen. Kaum waren seine Schützlinge an der Bank angekommen, nahm sich Dennis Schröder Daniel Theis zur Brust, redete mit einer Vehemenz auf ihn ein, die seinem Team auf dem Parkett bis dahin abging. Übertroffen wurde er dann von Gordon Herbert, der seinen Starspieler an der Schulter packte, mehrfach mit Nachdruck „setz dich hin“ sagte und den wütend reagierenden Schröder auswechselte.
Wie also passt das bis hierhin Beschriebene mit dem fünften Sieg im fünften Spiel zusammen? Die Antwort lag am Sonntag im Spielverlauf ab dem zweiten Viertel. Dieses war zur Hälfte absolviert, als die deutsche Mannschaft erwachte. Scheinbar wachgerüttelt durch seinen Disput mit Trainer Herbert initiierte der da wieder eingewechselte Schröder Deutschlands Aufholjagd mit. In sechs offensiv wie defensiv dominanten Minuten legte Deutschland einen 16:2-Lauf hin, ging noch vor der Halbzeit in Führung. Luka Doncic war in dieser Phase durch die nun als Einheit konsequente deutsche Defensive abgemeldet.
Auch Auszeiten helfen Slowenien nicht zur Wende
Zum Start der zweiten Halbzeit schien er dann wieder zu erwachen. Aber nur, um von Dennis Schröder in den Schatten gestellt zu werden. Acht Punkte erzielte der deutsche Guard Anfang des dritten Viertels in Serie, legte dazu Daniel Theis zwei weitere krachende Dunkings per Alley-oop-Anspiel auf. Zweimal versuchte Sloweniens Trainer Aleksander Sekulic per Auszeit zu intervenieren, beide Male vergeblich.




