Ausgeruhtes Anschwitzen hieß das Motto des Donnerstags bei der deutschen Basketball-Nationalmannschaft. Ort des Geschehens war das Okinawa City Gymnasium. Eine Reihe von Stühlen an der Wand, zwei Körbe, alles eine Nummer kleiner, etwas gediegener als in der großen, modernen, WM-gerechten Okinawa Arena nebenan. An einem Hallenende wurden nach getaner Arbeit schon Basketballschuhe gegen Badelatschen getauscht, am anderen stand Dennis Schröder. In langer, das Anschwitzen fördernder Jogginghose noch ein paar Würfe nehmend. „Wir hatten ein gutes Training, ein bisschen schwitzen, ein bisschen Kontakt, ein bisschen schleifen“, diktierte Bundestrainer Gordon Herbert zeitgleich in die Mikrofone und Aufnahmegeräte vor seinem Gesicht.
Ein Sieg gegen Georgien könnte bereits für das Viertelfinale reichen
Kurz darauf folgte die Ablösung: Die deutsche Auswahl setzte sich in den Bus zurück ins Hotel, die georgische Mannschaft betrat die Trainingshalle. Kontakt gab es keinen, noch nicht. Am Freitagnachmittag wird sich das ändern, wenn Deutschland im ersten von zwei WM-Zwischenrundenspielen auf besagte Georgier trifft (10.30 Uhr, Magenta Sport). Was viele als ungleiches Vorspiel für den Hauptakt, die zweite Partie am Sonntag gegen Slowenien, sehen, ist tatsächlich mehr als das. Natürlich ist Deutschland der große Favorit, Georgien aber eben auch ein durchaus unangenehmer Gegner.
Warum also schielen so viele Blicke schon recht deutlich auf den Sonntag und das dann anstehende Duell mit Slowenien? Wenngleich dieser Umstand Gefahren birgt, ist er doch recht einfach, im Grunde mit einem einzigen Namen erklärbar: Luka Doncic. Der 24-Jährige ist mehr als nur Sloweniens großer Star, er ist der beste Spieler der diesjährigen Weltmeisterschaft, überhaupt einer der besten Basketballer der Welt. Mit im Schnitt 30 Punkten, acht Rebounds und sieben Assists führte er seine Auswahl zu drei Vorrundensiegen und somit in die Zwischenrunde. Dank Doncic sind die Slowenen, in deren Kader auch der zukünftige Aufbauspieler von Alba Berlin, Ziga Samar, steht, ein Titelkandidat. Dem Vernehmen nach sind sie der ebenbürtigere Gegner für die deutsche Mannschaft. Schließlich ist die mit historischen drei Siegen aus drei Spielen ebenfalls niederlagenfrei durch die Vorrunde gekommen. Und weil mit Australien ein dritter Medaillenkandidat die Zwischenrundengruppe K komplettiert, wird über Georgien kaum gesprochen.
Beim deutschen Anschwitzen am Donnerstag war das anders. „Wir reden nicht weniger über Georgien“, sagte Bundestrainer Herbert mit dem werfenden Dennis Schröder im Rücken. „Wir bereiten uns auf sie vor, wie auf jeden anderen Gegner auch. Wir sind zu 100 Prozent auf Georgien fokussiert“, ergänzte er. Am Vorabend hatte Herbert seinen Fokus noch einmal geschärft: Mit seinem kompletten Trainerteam hatte er sich am Mittwoch das Spiel der Georgier gegen Venezuela angeguckt. Seine Spieler hatten frei, verbrachten den Tag mit ihren Familien, am Strand und auf der Massagebank. Kraft tanken für die Zwischenrunde, für das Duell mit den physischen Georgiern.
„Extrem groß unter dem Korb“, fasste Herbert das am Donnerstag zusammen, was diese ausmacht. Und etwas ausführlicher: „Sie sind unter dem Korb eines der besten Teams, gegen die wir spielen werden, sehr gut im Post und beim Offensivrebound.“ In Goga Bitadze und Giorgi Shermandini warten ein Akteur aus der nordamerikanischen NBA und der letztjährige MVP der starken spanischen ACB auf das deutsche Team – der eine 2,11 Meter groß, der andere 2,17 Meter. Hinzu kommt Tornike Shengelia, Power Forward, europäischer Spitzenspieler, ein Kreuz wie ein Kleiderschrank. Es sind kraftvolle Körper, mit denen Deutschlands Forwards und Center am Freitag kollidieren werden. Kraftvolle Körper, die Georgiens größtes, vielleicht einziges Pfund gegen eine ansonsten tiefere, talentiertere und taktisch variablere deutsche Auswahl sein werden.
Daniel Theis ist der defensive Anker der deutschen Basketballer
Einer, der verhindern soll, dass dieses Pfund am Freitag allzu sehr ins Gewicht fällt, ist Daniel Theis. Selbst zwar „nur“ 2,04 Meter groß, dafür aber rund 110 Kilogramm schwer, ist Theis bei dieser WM bislang Deutschlands defensiver Anker. „Daniel spielt seit dem ersten Trainingstag exzellent. Er ist unser bester Spieler, über den keiner redet“, sagt Bundestrainer Herbert über den Forward, der im Hintergrund mit viel Einsatz viel Drecksarbeit erledigt. Grund genug, genau hinzuhören, wenn Dennis Schröder über Theis sagt: „Er macht alles für uns in der Defensive – Blocks, Würfe verändern und sogar Guards wie Patty Mills stoppen.“




