Basketball

Basketball-WM: Kann Deutschland auch den magischen Luka Doncic entzaubern?

Bereits vor dem zweiten Spiel der Zwischenrunde haben die deutschen Basketballer das Viertelfinale erreicht. Gegen Slowenien geht es aber um den Gruppensieg.

Ein bisschen Magie ist bei fast jedem Abschluss von Luka Doncic (l.) zu bestaunen.
Ein bisschen Magie ist bei fast jedem Abschluss von Luka Doncic (l.) zu bestaunen.Yuichi Yamazaki/AFP

Japanische Basketballfans sind die Meister der Ahs und Ohs. Besucht man in diesen Tagen die Spiele der Basketball-Weltmeisterschaft in Okinawa, fällt das schnell auf. Nach einem krachenden Dunking, einem tiefen Dreier oder auch einem spektakulären Block – immer wieder schallen Ahs und Ohs von den Rängen der Okinawa-Arena, oft eine Tonlage höher als in Europa, nicht selten nahezu einstimmig. Ganz besonders laut werden die kollektiven Bekundungen von Begeisterung, wenn ein ganz bestimmter Spieler sie hervorruft: Luka Doncic – auch bekannt unter dem Spitznamen Luka Magic.

Für Platz eins in Gruppe K muss Deutschland gegen Slowenien gewinnen

Träger dieses gewichtigen Spitznamens ist ein 24 Jahre junger Slowene. Geboren in Ljubljana, ist Luka Doncic, aka Luka Magic, der Anführer der US-amerikanischen Dallas Mavericks und der Star der slowenischen Nationalmannschaft. Mehr noch: Luka Doncic ist einer der besten Basketballer der Welt, ein Ausnahmetalent, das sich nur schwer in Schach halten lässt. Und dennoch muss die deutsche Basketballnationalmannschaft am Sonntag genau dies tun. Im zweiten Spiel der Zwischenrunde trifft die deutsche Auswahl auf Luka Doncic und seine Slowenen (13.10 Uhr, Magenta Sport). Es gilt, den magischen Luka – zumindest ein Stück weit – zu entzaubern, wenn man als Erster der Gruppe K in das bereits sichere Viertelfinale einziehen will.

Dass das nicht einfach wird, haben die vergangenen zehn Tage in Okinawa einmal mehr bewiesen. Wie kein Zweiter dominiert Luka Doncic die WM bislang, ist der Hauptverantwortliche dafür, dass Slowenien als eine von nur vier Nationen nach vier Spielen noch ungeschlagen ist, wie auch Deutschland. 37, 34 und zweimal 19 Punkte hat er in besagten vier Spielen gemacht. Hinzu kommen durchschnittlich sieben Assists und knapp acht Rebounds. Es sind Fabelwerte, die auf oft spektakuläre Art und Weise entstehen.

Kommen wir also zur Magie des Luka Doncic: Bereits als er als Jugendlicher im Trikot von Real Madrid die Euroleague in Aufruhr versetzte, dort mit 19 Jahren zum wertvollsten Spieler (MVP) gewählt wurde, blitzte diese immer wieder durch. Mittlerweile ist sie für alle basketballinteressierten Menschen offensichtlich. Lange Dreier nach einer Reihe von Handwechseln und Täuschungen, Würfe im Zurückfallen mit des Verteidigers Hand im Gesicht, akrobatische Abschlüsse in Zirkusmanier am Ring, No-look-Pässe über die Schulter und hinter dem Rücken – Luka Doncic macht Spiel für Spiel, was viele andere Basketballprofis schlichtweg nicht können. Hinzu kommt, dass Doncic Spiele insbesondere in deren kritischen Phasen an sich reißt, sie teils im Alleingang entscheidet.

Es sind Fähigkeiten, die auch Ziga Samar noch immer regelmäßig beeindrucken. Der 22-jährige Aufbauspieler, der ab kommender Saison das Trikot von Alba Berlin tragen wird, ist gewissermaßen Doncics zweiter Stellvertreter im slowenischen Nationalteam. Nach dessen Sieg gegen Australien am Freitag, bei dem Doncic lange blass blieb, in den entscheidenden Momenten dennoch maßgeblich mitverantwortlich für das WM-Aus der Boomers war, sagte Samar: „Jedes Training, jedes Spiel, das ich mit ihm absolviere, kann ich etwas lernen.“ Eines imponiere ihm dabei ganz besonders: „Wie er das Spiel liest, ist superspannend.“

So kombiniert Doncic seinen über zwei Meter großen, für einen Aufbauspieler außergewöhnlich kräftigen Körper mit einer herausragenden Übersicht. Der Slowene antizipiert gegnerische Defensivrotationen und auch die Bewegungen seiner direkten Gegenspieler bemerkenswert gut. „Sein Spielverständnis ist einfach krass“, sagt auch Deutschlands Guard Andi Obst. Seine Erkenntnisse macht Doncic sich anschließend nicht zuletzt mit herausragendem Timing konsequent zunutze – beim Dribbling, beim Passen, beim Wurf, beim Abschluss am Korb.

Wie um alles in der Welt soll Deutschland Luka Doncic am Sonntag also stoppen? „Hoffen, dass er danebenwirft“, beantwortete Bundestrainer Gordon Herbert genau diese Frage am Freitag mit einem Schmunzeln. Nur um mit Blick auf ein vorheriges Duell bei der EM im Vorsommer hinzuzufügen: „Ich fand, wir hatten letztes Jahr einen ziemlich guten Plan, wie wir ihn verteidigen wollen – dann hat er 44 Punkte gegen uns gemacht.“ Die Chancen, dass es am Sonntag zumindest ein paar weniger werden, stehen allerdings gut.

Kein unnötiges Risiko mit Franz Wagner und Dennis Schröder

Allen voran Isaac Bonga wird dabei eine Schlüsselrolle spielen. Vergangenen Sommer noch verletzt, ist er nun einer der besten Eins-gegen-eins-Verteidiger im deutschen Team. Mit seiner Größe, seinen langen Armen und seiner Beweglichkeit wird primär er Doncic gegenüberstehen. Eine Rolle, die auch Franz Wagner gut übernehmen könnte. Sein verletzungsbedingter Ausfall war bislang gut kompensierbar, gegen Slowenien würde er schwerer ins Gewicht fallen. Genauso wie ein mögliches Fehlen von Aufbauspieler Dennis Schröder, der sich gegen Georgien am Freitag am Rücken verletzte. Dennoch ist klar: Angesichts des bereits gesicherten Viertelfinaleinzuges wird Bundestrainer Herbert in beiden Fällen wohl kaum einen Einsatz riskieren, sollte dieser nicht gänzlich unbedenklich sein.

Stattdessen wird er seiner Mannschaft mit auf den Weg geben, dass Luka Doncic ohnehin nur im Verbund zu stoppen sei. Im Verbund und mit im besten Fall nerviger Konsequenz und Intensität. Von unangenehmen, nickeligen Gegenspielern lässt Doncic sich nämlich mitunter genauso aus dem Konzept bringen wie von – aus seiner Sicht – strittigen Schiedsrichterentscheidungen. Das Ergebnis sind dann viele Blicke in Richtung der Unparteiischen, viel Lamentieren und mitunter gar frustriert hängende Schultern. Es ist die Kehrseite der ansonsten sehr oft sehr glänzenden Medaille von Luka Magic.