1. FC Union Berlin

Starke Unioner sind gegen Bayer dem Sieg ganz nah – nur ein Glücksmoment fehlt

Die Eisernen liefern gegen Leverkusen eine sehr gute Leistung ab, erzielen ein 0:0, das im Kampf um die Champions League womöglich noch sehr wertvoll ist.

Sheraldo Becker wird beim Torschuss in letzter Sekunde von Leverkusens Odilon Kossounou geblockt.
Sheraldo Becker wird beim Torschuss in letzter Sekunde von Leverkusens Odilon Kossounou geblockt.imago/Koch

Der 1. FC Union Berlin hat am Samstagnachmittag eigentlich alles getan, um gegen Bayer Leverkusen den 17. Sieg in dieser Saison zu erzielen. Ja, die Eisernen waren wieder mal extrem willig und griffig, dominierten das Geschehen über weite Strecken der Partie.

Letztlich musste sich die Elf von Trainer Urs Fischer aber mit einem 0:0 begnügen, weil man einerseits aus den zahlreichen Torchancen kein Kapital schlagen konnte, andererseits die Gäste erheblichen Widerstand leisteten. Das hat zur Folge, dass sich vor den ausstehenden vier Spielen das Bundesliga-Tableau weiter verdichtet hat.

Vor den Spielen am Sonntag (u. a. Bayern gegen Hertha) sieht es in der aktuellen Tabelle jedenfalls wie folgt aus: Union bleibt mit 56 Punkten Dritter, vor dem SC Freiburg, der in Köln 1:0 siegte und ebenfalls 56 Punkte hat. RB Leipzig wiederum kommt als Tabellenfünfter nach dem 1:0-Erfolg gegen Hoffenheim auf 54 Punkte. Leverkusen hat als Tabellensechster (48 Punkte) kaum noch Chancen auf die Qualifikation für die Champions League. Stellt sich also die Frage, ob Union am Samstag zwei Punkte verloren oder eben einen gewonnen hat.

Die zweite Reihe im Kader der Eisernen hat es in diesen Tagen nicht so leicht. Fischer mag in der Schlussphase der Saison nämlich nicht mehr so ausgiebig rotieren wie noch im Herbst vergangenen Jahres. Ja, im Endeffekt werden Personalwechsel nur noch aufgrund von Sperren oder Verletzungen vollzogen.

So war die Startelf für das 30. Ligaspiel nahezu identisch mit der Startelf für das 29. Ligaspiel. Nahezu, weil Kevin Behrens beim 1:0 in Mönchengladbach die fünfte Gelbe Karte gesehen hatte und dafür nun Jordan Siebatcheu von Beginn an ran durfte. 

Für Letztgenannten ging es darum, sich mit einer guten, zumindest ordentlichen Leistung aus einer sportlichen Krise zu befreien. Denn nach einem guten Start in die Saison war dem US-amerikanischen Nationalspieler irgendwie die Form abhandengekommen. Und tatsächlich hatte Jordan gleich mal ein paar gute Szenen. 

Becker wird von Kossounou geblockt

In der 5. Spielminute brachte er mit einer Balleroberung in des Gegners Hälfte Sheraldo Becker ins Spiel, seinen Sturmpartner und Kumpel, der mit einem Schuss aus 25 Metern den Reigen der Torchancen eröffnete. Bayer-Keeper Lukas Hradecky parierte im Nachfassen. Drei Minuten später sah es so aus, als hätte Becker seinen Gegenspieler Odilo Kossounou im Strafraum schon überspielt, doch als der Niederländer in aussichtsreicher Position, also etwa zehn Meter vor dem Tor zum Schuss ansetzte, tauchte der Ivorer wieder auf und blockte Beckers Versuch.

Unions Jordan verpasst in der Anfangsphase die frühe Führung.
Unions Jordan verpasst in der Anfangsphase die frühe Führung.imago/Fotostand

Jordan selbst war in der 11. Minute (nach Flanke von Becker) und in der 12. Minute (nach Flanke von Janik Haberer) gar nicht so weit von einem Torerfolg entfernt. Beim ersten Anlauf grätschte erneut Kossounou dazwischen, beim zweiten zielte Jordan mit einem Kopfball nur knapp am kurzen Pfosten vorbei.

Union war - wie sich an der Schilderung der Anfangsphase zeigt - von Beginn an hellwach, beschäftigte die Leverkusener ohne Unterlass, brachte den Gegner um seine eigenen Stärken, sodass die eigene Abwehr nur gelegentlich aus der Balance gebracht wurde. In der ersten Hälfte im Endeffekt nur zweimal, nämlich als über Florian Wirtz der Ball zu Moussa Diaby kam, der Franzose im Abschluss aber in Rücklage geriet (17.), und als Diaby nach einer Hereingabe von Mitchel Bakker unkontrolliert gegen den Ball trat (32.). 

Roussillon präsentiert sich in Topform

Auch in der zweiten Hälfte zwangen die Köpenicker die Rheinländer zur Reaktion, mit einem Rani Khedira im Zentrum, der den direkten Vergleich mit dem Ex-Unioner Robert Andrich klar zu seinen Gunsten entschied. Mit einem Jérôme Roussillon auf der linken Seite, der sich wie schon in Mönchengladbach mit großer Lust am Fußball und großem Selbstvertrauen ins Spiel einbrachte.

Zu beobachten unter anderem in der 59. Minute, als er Frimpong an der Torauslinie den Ball abluchste auf Becker passte, der schließlich mit einem Schlenzer aus 15 Metern nur knapp das Tor verfehlte. 60 Sekunden später hatten die Leverkusener Mühe und Not, um eine weitere Flanke von Roussillon zu entschärfen.

Weil inzwischen beide Mannschaften auf Sieg spielten, entwickelte sich das Spiel in den letzten 30 Minuten von einem guten zu einem hochklassigen. Dabei verhalf Fischer Andras Schäfer zu einem Comeback nach mehrmonatiger Verletzungspause. Der Ungar kam in der 70. Minute für Aïssa Laïdouni aufs Feld, acht Minuten später auch noch Sven Michel (für Jordan) und Morten Thorsby (für Haberer). Doch die Einwechslungen zeigten keine Wirkung mehr.