Etwas namhafter hätten die Gegner des 1. FC Union Berlin durchaus heißen können. Borussia Dortmund wird diesem Satz zu 100 Prozent zustimmen. Und die Eisernen? Bei der Premiere in der Champions League wird die Mannschaft von Trainer Urs Fischer in dieser Saison auf Real Madrid, die SSC Neapel und Sporting Braga treffen. Spieler und Fans dürfen sich also auf Reisen nach Spanien, Italien und Portugal freuen. Spannende Reiseziele, anspruchsvolle Gegner, aber keineswegs eine Todesgruppe, wie sie die Dortmunder mit Paris St. Germain, dem AC Mailand und Newcastle United erwischt haben.
Der nächste historische Tag für den 1. FC Union Berlin
Das bevorstehende Heimspiel am Sonntag (17.30 Uhr) gegen RB Leipzig? Für ein kurzes Zeitfenster war das am Donnerstagabend gänzlich unwichtig. In einem Tempo, das im deutschen Fußball seinesgleichen sucht, hat der 1. FC Union Berlin die Haltbarkeit von historischsten Tag regelmäßig verringert. Auf den Bundesliga-Aufstieg folgte der Klassenerhalt, der Einzug in die Conference League, die Qualifikation für die Europa League und am Donnerstag erfolgte mit der Auslosung der Vorrundengruppen die Aufnahme in den elitären Klub der Champions-League-Teilnehmer. Dieser Donnerstag war also wieder einmal so ein historisch bedeutender Tag für die Eisernen aus Köpenick beim Blick auf das fürstliche Monaco, in welchem die 32 Kugeln aus den vier Töpfen gezogen und den acht Gruppen zugelost wurden.
Am Tag vor dem Deadline Day, dem Ende der Sommertransferperiode, hatte sich parallel zur Auslosung ein eiserner Steigerungslauf entwickelt, in welchem der personelle Feinschliff für die Königsklasse vorgenommen wurde. Auf die Leihe von Jordan Siebatcheu zu Borussia Mönchengladbach folgte der Verkauf von Dominique Heintz zum 1. FC Köln und das Leihgeschäft von Tim Skarke zum SV Darmstadt. Kaderverkleinerung nennt man das, Abgabe von Spielern also, die in dieser historischen Champions-League-Saison bei den längst nicht mehr so kleinen Köpenickern keine Perspektive und Chancen auf Einsatzzeiten besitzen. Erster königlicher Glanz über dem 1. FC Union Berlin erstrahlte hingegen bei der nachmittäglich aufploppenden Nachricht, dass es wohl nun doch etwas werde mit einer Verpflichtung von Leonardo Bonucci.
Der 36-Jährige, der über Jahre hinweg die Frontfigur von Juventus Turin war, aber bei den Bianconeri aufgrund von Differenzen mit Trainer Massimilano Allegri keine Zukunft mehr hatte, wurde nach Informationen dieser Zeitung am Abend in Berlin erwartet, soll am Freitag den Medizincheck absolvieren und anschließend bei einem Okay der Ärzte einen Einjahresvertrag unterschreiben. Eisener Faustpfand im über Wochen hinweg zähen Ringen mit Konkurrenten wie dem FC Genua um Verteidiger Bonucci, der bis dato 121 Länderspiele bestritten hat und im Jahr 2021 die Squadra Azzurra als Abwehrchef zum Europameistertitel führte, war wohl die Aussicht auf Spiele in der Champions League. Mit Lazio Rom hatte sich Bonucci nicht einigen können.
Gegen ein Duell mit einem italienischen Klub aber hätte Bonucci im Vorfeld sicher nichts einzuwenden gehabt, die Wünsche der Union-Fans gingen hingegen in einer Umfrage der Berliner Zeitung in eine andere Richtung: Am häufigsten genannt wurden Real Madrid, der FC Barcelona, Manchester City und Arsenal London als Lieblingsgegner. Real Madrid lautete auch der Wunsch von Stürmer Kevin Volland, der ebenfalls im Zuge der Qualifikation für die Champions League in der vorletzten Woche den Weg von Monaco zum 1. FC Union Berlin nach Köpenick eingeschlagen hatte. Dort verfolgte der Stürmer mit der Mannschaft und dem Trainerteam die Auslosung und wird während pompösen Uefa-Zeremonie keine Gedanken an das von Trainer Urs Fischer als bedeutender eingestufte Tagesgeschäft Bundesliga verschwendet haben.
Michael Parensen ist für die Eisernen vor Ort
Für den 1. FC Union Berlin übrigens vor Ort: Michael Parensen, Technischer Direktor und als Spieler einer derjenigen, die den Champions-League-Neuling überhaupt erst in die Bundesliga geführt hatten. Neben dem Vertreter des FC Barcelona verfolgte Parensen, wie zuerst die Kugeln aus dem ersten Topf gefischt wurden. Geduld war also angesagt, wie sich Stück für Stück, Kugel pro Kugel die Gruppen zusammensetzten und der eine andere Name bereits als Gegner nicht mehr möglich waren. Paris St. Germain, Manchester United und Manchester City waren aufgrund ihrer Zulosung zu den drei anderen deutschen Vertretern nicht mehr möglich.




