Neuzugang kommt mit großen Ambitionen

Brenden Aaronson: „Die Champions League ist für Union nicht zu groß“

Er ist erst 22 Jahre alt, war aber schon Stammkraft in der Premier League und hat Königsklassen-Erfahrung. Nun soll Brenden Aaronson in Köpenick kreativ werden.

Brenden Aaronson (vorne) behauptet im Union-Trainingslager in Österreich den Ball vor Josip Juranovic.
Brenden Aaronson (vorne) behauptet im Union-Trainingslager in Österreich den Ball vor Josip Juranovic.Matthias Koch

Als Brenden Aaronson am Mittwoch aufwachte, der dritte Trainingslager-Tag des 1. FC Union Berlin in Bramberg (Österreich) brach gerade an, galt einer seiner ersten Blicke auf dem Handy den sportlichen Ereignissen der Nacht. Inter Miami hatte gespielt, 4:0 gegen Atlanta United gewonnen. Noch vor einiger Zeit hätte der US-Amerikaner dem Ergebnis maximal beiläufig Beachtung geschenkt. Nicht aber, seit Lionel Messi in Miami aufläuft. Der wohl beste Fußballer dieser Zeit hatte zwei Tore selbst erzielt, ein weiteres vorbereitet. Aaronson lächelte zufrieden.

„Er war immer mein Idol. Ich habe von morgens bis abends Videos von ihm geschaut“, erzählt Aaronson im Exklusiv-Gespräch mit der Berliner Zeitung. Wenn die Zeit es erlaubt, die Bundesliga spielfrei hat, will der 22-Jährige ein Spiel von Messi im Stadion in den USA sehen. Sein großes Vorbild in seiner Heimat - für Brenden Aaronson ist es der Inbegriff von Fußball-Romantik.

Viel Zeit sich mit Messi oder anderen Dingen zu beschäftigen, hat er ansonsten gerade nicht. Vor etwas mehr als zwei Wochen ist er zum Kader der Köpenicker gestoßen. Er ist noch ganz neu, fühlt sich aber schon bestens integriert: „Ich kann mich beim ganzen Verein und meinen Mitspielern gar nicht genug dafür bedanken, wie sie mich hier in die Gruppe aufgenommen haben. Sie versuchen mich alle zu unterstützen, vor allem Susi (Susanne Kopplin, Mannschaftsleiterin des 1. FC Union Berlin), die mir geholfen hat, eine Wohnung zu finden.“

Seinen neuen Lebensmittelpunkt wird er in den Tagen nach der Rückkehr aus Österreich beziehen. Die Möbel fehlen noch und auch seine Partnerin, die mit ihm in die Hauptstadt kommt. Und dann kann es eigentlich nur noch besser werden als zuletzt.

Mit Leeds United ist der Mittelfeldspieler vor zwei Monaten aus der Premier League abgestiegen, Aaronson kam zum Schluss nur noch als Joker zum Einsatz. „Nach der WM wurde es schwierig. Wir haben als Team immer weniger Erfolg gehabt und dann wurde es auch für mich persönlich schwerer“, blickt er zurück auf seine Zeit in England.

Mit seinem Ex-Verein, von dem er nun zunächst ein Jahr nach Deutschland ausgeliehen ist, stand er lange im gesicherten Mittelfeld der Tabelle. Aus den letzten neun Spielen holte Leeds plötzlich nur noch zwei Zähler - und stürzte ab in die Zweitklassigkeit.

Nils Malzahn (l.), Lead-Redakteur Sport der Berliner Zeitung, traf Union-Neuzugang Brenden Aaronson im Trainingslager der Köpenicker.
Nils Malzahn (l.), Lead-Redakteur Sport der Berliner Zeitung, traf Union-Neuzugang Brenden Aaronson im Trainingslager der Köpenicker.Matthias Koch

Dabei hatte es im Sommer des vergangenen Jahres so gut angefangen auf der Insel. Aaronson war für 32 Millionen Euro von Red Bull Salzburg in die stärkste Liga der Welt gewechselt und war bei Leeds auf Anhieb Stammspieler. Beim furiosen 3:0 gegen den FC Chelsea schoss er sein erstes Tor, beim 2:1-Auswärtssieg in Liverpool war er einer der stärksten Akteure auf dem Platz. „In den ersten sechs Monaten habe ich vermutlich den besten Fußball meiner Karriere gespielt, ich war selbstbewusst und habe mich wohlgefühlt“, erinnert sich der neue Kreativspieler der Eisernen.

Genau an diese Phase möchte er jetzt auch bei Union anknüpfen. Auf einer der beiden Achter-Positionen im System von Trainer Urs Fischer ist seine Kreativität gefragt, seine Wendigkeit und die Fähigkeit, seine Mitspieler in Szene zu setzen. Und das nicht nur in der Bundesliga und im DFB-Pokal, sondern auch in der Champions League. Im Gegensatz zum 1. FC Union Berlin war er nämlich selbst schon Teil der Königsklasse.

In der vorvergangenen Saison setzte er sich mit Salzburg in einer Gruppe mit dem OSC Lille, dem VfL Wolfsburg und dem FC Sevilla durch, zog überzeugend ins Achtelfinale ein. Dort war dann der FC Bayern in Hin- und Rückspiel Endstation. „Wir waren die Underdogs und haben uns trotzdem für das Achtelfinale qualifiziert. Wir sind gemeinsam als Team auf den Platz gegangen, hatten keine Angst und dann kann im Fußball immer viel passieren“, erzählt Aaronson und will genau diese Mentalität nun auch in Köpenick vorleben. „Die Champions League“, betont er, „ist für Union nicht zu groß“.

Lesen Sie morgen im zweiten Teil, wer Brenden Aaronson zum Wechsel in die Bundesliga riet, welcher Spieler ihn in der Premier League nachhaltig beeindruckt hat und welche Eigenschaft er in seinem Spiel explizit noch verbessern möchte.