Union-Präsident spricht Klartext

Dirk Zingler: „Ich werde niemals jemanden moralisch verurteilen, der ...“

Dirk Zingler, Präsident des 1. FC Union Berlin, hat im Trainingslager Stellung zu den Transfers einiger europäischer Fußballprofis nach Saudi-Arabien bezogen.

Union-Präsident Dirk Zingler sprach im Trainingslager der Eisernen Klartext zum Wechsel vieler europäischer Fußballprofis nach Saudi-Arabien.
Union-Präsident Dirk Zingler sprach im Trainingslager der Eisernen Klartext zum Wechsel vieler europäischer Fußballprofis nach Saudi-Arabien.Matthias Koch

In der Fußballwelt ist es das große Thema dieses Sommers: Etliche Fußballprofis verlassen Europa und dort ansässige Topvereine, um ihr Geld zukünftig in Saudi-Arabien zu verdienen. Deutlich mehr Geld, als sie es eben in jenen europäischen Vereinen verdienen könnten. Auf Kosten, das ist selbstredend, des sportlichen Niveaus.

Cristiano Ronaldo war vor einem halben Jahr einer der Vorreiter, als er Manchester United verließ und sich Al-Nassr anschloss. Es folgten jüngst Weltstars wie Karim Benzema, N’Golo Kanté (beide Al-Ittihad) oder Rúben Neves (Al-Hilal). Besonders der Transfer des Letztgenannten sorgte für einigen Wirbel, ist Neves doch erst 26 Jahre alt und hätte in Europa noch viele Jahre erfolgreich Fußball spielen können.

Die Frage, ob es seiner Meinung nach verwerflich sei, sich dem großen Geld hinzugeben und dafür die sportlichen Ambitionen zur Seite zu schieben, hat Dirk Zingler mit klaren Worten beantwortet. „Ich habe vollstes Verständnis für die Spieler. Wir erwarten immer von anderen moralisches Verhalten, obwohl wir selbst noch nie in der Situation waren, eine solche Entscheidung treffen zu müssen“, sagte der Präsident des 1. FC Union Berlin am Rande des Trainingslagers in Österreich.

„Die Welt entwickelt sich. Wir müssen uns auf Veränderungen einstellen. Die arabische Welt wird den westlichen Demokratien in den nächsten Jahrzehnten den Rang ablaufen. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Ich werde niemals jemanden moralisch verurteilen, nur weil er irgendwo hingeht, wo er für sich und seine Familie mehr Geld verdient“, so Zingler weiter.

Vielerorts waren die Entscheidungen der einzelnen Spieler auf breites Unverständnis gestoßen. Einerseits wegen des schwächeren sportlichen Niveaus, andererseits aber auch wegen der Lebensumstände im arabischen Raum. „Das sind doch keine schlechteren Menschen dort“, sprach Zingler Klartext. „Das sind genauso gute Menschen wie in Europa, Südamerika oder sonst so. Die moralische Überhöhung Europas auf den Rest der Welt geht mir auf den Zeiger. Es ist nicht verwerflich, wenn jemand in die arabische Welt wechselt, um dort Sport zu treiben.“