Es regnet. Und das ziemlich heftig und nahezu ununterbrochen. In Bramberg am Wildkogel (Österreich) müssen etliche Besucher gerade ihre Urlaubspläne anpassen. Lange Bergwanderungen oder Spaziergänge hier im Idyll des Salzburger Landes lagen zumindest zu Wochenbeginn nicht im Trend, stattdessen suchte sich der Großteil der Menschen lieber ein trockenes Plätzchen.
Mindestens eine Reisegruppe blieb dagegen standhaft. Die Profis des 1. FC Union Berlin bereiten sich in der malerischen Berglandschaft bis Mitte nächster Woche auf die erste Champions-League-Saison der Vereinsgeschichte vor. Natürlich nicht ausschließlich auf die Königsklasse, schließlich geht es bis zum ersten Gruppenspiel im September zuvor schon in der Bundesliga und im DFB-Pokal zur Sache, aber der größte Fußball-Vereinswettbewerb Europas wirft eben doch seine Schatten voraus.
Unter der Leitung von Trainer Urs Fischer standen am Dienstag die beiden ersten Einheiten auf dem Platz an. Der Rasen war aufgrund des Regens tief, der Ball lief phasenweise nicht so, wie er eigentlich sollte. 28 Spieler sind im Trainingslager dabei, darunter die fünf Neuzugänge Mikkel Kaufmann, Alex Král, Brenden Aaronson, David Fofana und Lucas Tousart, der in der vergangenen Woche vom Stadtrivalen Hertha BSC verpflichtet wurde. András Schäfer ist nach seiner vor zwei Monaten erneut wieder aufgebrochenen Fußverletzung zunächst kein Teil der Berliner Delegation, soll aber am Freitag eintreffen, um Teile seiner Reha an der Seite seiner Teamkollegen zu absolvieren.
1. FC Union Berlin: Linksverteidiger dringend gesucht
Nach der Testspiel-Niederlage gegen Zweitligist Holstein Kiel am Sonnabend hatte Fischer davon gesprochen, dass in Österreich viele Abläufe automatisiert werden sollen. Insbesondere die Akteure, die neu sind, müssen sich mit dem System und der Spielart des Schweizers vertraut machen. Das ist alles andere als ein Selbstläufer und benötigt reichlich Zeit.
Neben den Profis sind im Gegensatz zum Winter-Trainingslager in Campoamor (Spanien) auch der Präsident Dirk Zingler und Oliver Ruhnert, der Geschäftsführer Profifußball, mit nach Österreich gereist. Der Manager der Eisernen fahndet noch nach einem Linksverteidiger, der Jérome Roussillon Konkurrenz macht, und einem Mann, der in der Innenverteidigung spielen kann. Auf der Außenbahn wurde lange über ein Engagement von Nationalspieler Robin Gosens spekuliert. Der 29-Jährige ist nach derzeitigem Stand allerdings kein Kandidat mehr für eine Verpflichtung.
Rund um das erste Trainingslager der Eisernen vor zweieinhalb Wochen in Bad Saarow verbreitete sich zudem das Gerücht, der Ungar Attila Szalai von Fenerbahce Istanbul stehe als Verstärkung für die Dreier-Abwehrkette auf Ruhnerts Liste. Diese Spekulationen haben sich final nicht bestätigt, der 35-malige Nationalspieler schloss sich zu Beginn der Woche Ligakonkurrent TSG Hoffenheim an, ist damit also vom Transfermarkt.
In den Übungseinheiten in Österreich füllen Tim Skarke auf der linken Seite sowie Dominique Heintz und Aljoscha Kemlein in der Dreier-Abwehrkette die Positionen auf, um ein Elf-gegen-elf auf den Platz zu bekommen. Dauerlösungen für den Pflichtspielstart sind das aber jeweils nicht.
Zwei Testspiele angesetzt, Fans kommen in Scharen
Nachdem auch am Mittwoch wieder zwei Trainingseinheiten auf dem Programm stehen, übt der 1. FC Union Berlin am Donnerstag und am Freitag jeweils am Vormittag. Am Freitag (16 Uhr) findet zudem das erste von zwei Testspielen im Trainingslager gegen den zypriotischen Erstligisten Pafos FC statt. Am Sonnabend (15.30 Uhr) duelliert sich die Fischer-Elf mit Udinese Calcio aus der Serie A.

Spätestens am Wochenende zu den beiden Partien dürften rund um Bramberg etliche Unterkünfte von Fans des Tabellenvierten der abgelaufenen Bundesligasaison besetzt sein. Schon am Dienstag tummelten sich bei den Einheiten mehr als 200 Trainingskiebitze in Rot und Weiß auf der Sportanlage, Tendenz steigend. Bei den Vorbereitungsspielen gegen Rapid Wien (3:0) und eben gegen Kiel waren zuletzt Tausende Anhänger ins Stadion An der Alten Försterei gepilgert. Der Verein erlebt einen noch nie dagewesenen Hype.


