Der 1. FC Union Berlin hat am Sonntagnachmittag im Hinblick auf den Traum von der Qualifikation für die Champions League einen kleinen Rückschlag hinnehmen müssen - und das durch ein 1:1 gegen den VfL Bochum. Da RB Leipzig (3:2 gegen Augsburg/51 Punkte) und der SC Freiburg (2:1 in Bremen/50 Punkte) am Wochenende jeweils drei Punkte auf ihr Konto brachten, ist die Mannschaft von Urs Fischer mit nun 52 Punkten infolge ihrer ersten Saison-Heimniederlage ab sofort in einen spannenden Dreikampf um die so wertvolle Teilnahme an der europäischen Königsklasse verwickelt.
Was der Schweizer Fußballlehrer seiner ersten Elf, also Rönnow, Jaeckel, Knoche, Doekhi, Juranovic, Khedira, Roussillon, Laïdouni, Haberer, Becker und Behrens, für die Auseinandersetzung mit dem Abstiegskandidaten mit auf den Weg gegeben hatte, war von der ersten Sekunde an offensichtlich. Ein frühes Erfolgserlebnis sollte es sein. Damit er sich nicht schon wieder – wie in den beiden Liga-Heimspielen zuvor – zu einer ermunternden, mitunter lauten Halbzeitansprache gezwungen sieht.

So eröffnete Knoche nach dem Anstoß das Spiel gleich mal mit einem langen Ball in die Spitze. So kam es nach gerade mal 30 Sekunden nach einer flachen Hereingabe von Jérôme Roussillon zu einer turbulenten Szene. Kevin Behrens und Rani Khedira kamen dabei zu Fall, Letztgenannter und die Fans auf der Waldseite forderten sogleich einen Strafstoß. Doch das Schiedsrichtergespann inklusive VAR wollte nichts Regelwidriges gesehen haben.
Zudem war zu erkennen, dass Fischer von seinen Schienenspielern Juranovic (rechts) und Roussillon (links) vor allen Dingen eins sehen wollte: Flanken, Flanken und noch mehr Flanken. Und folgsam wie sie sind, schlugen der Kroate und der Franzose bei jedweder Gelegenheit den Ball vors gegnerische Tor. Behrens war dabei wiederholt das Ziel, ob am ersten oder am zweiten Pfosten. Doch irgendwie kam immer irgendetwas dazwischen. Bochums Keeper Manuel Riemann beispielsweise oder eben die Ungenauigkeit im Abschluss, sodass der erste Schwung auch erst mal dahin war und die Bochumer sich allmählich sortieren konnten.
Mit Schnitt und Schwung
Vieles verlor sich ab der 30. Minute da wie dort in Zweikämpfen oder aber auch in Fehlpässen. Was natürlich auch im Umkehrschluss ein Lob für die beiden Abwehrreihen mit sich bringt. Jedenfalls war es so, dass nach dem eher zufälligen Lattentreffer durch Roussillon, dem in der 37. Minute eine Flanke über den Innenrist gerutscht war, kaum noch einer im Stadion vor der Halbzeitpause mit einem Aha-Effekt gerechnet hatte – bis Juranovic sich in der Nachspielzeit des ersten Spielabschnitts an die Ausführung eines direkten Freistoßes machte.
Herrlich war das Tor des Kroaten anzusehen, mit Schnitt und Schwung über die Bochumer Mauer hinweg, aus etwa 25 Metern, wobei man in solchen Fällen ja immer nach der Mitschuld des Torhüters fragen sollte. Riemann jedenfalls flog vergebens, landete im eigenen Tor, während Juranovic seinen blitzsauberen Treffer ekstatisch feierte.
Nun möchte man meinen, dass so ein Tor, noch dazu so kurz vor dem Halbzeitpfiff, dem Spiel der eigenen Mannschaft nur guttun kann. Fischer allerdings musste mit ansehen, wie seine Spieler leichtfertig den Sieg aus der Hand gaben, ja von Glück sprechen konnten, dass Frederik Rönnow im Ausgang der Partie, speziell mit einer Glanzparade in der 80. Minute, wenigstens einen Punkt rettete. Aber der Reihe nach.
Jaeckel sieht die Gelb-Rote Karte
Den Ausgleich mussten die Eisernen in der 55. Minute hinnehmen, nachdem Aïssa Laïdouni bei einem Klärungsversuch im eigenen Strafraum nicht den Ball, sondern den Oberschenkel von Ivan Ordets getroffen hatte. Kevin Stöger ließ beim folgenden Strafstoß Rönnow keine Chance. Doch war dieser Treffer letztlich nur der Ausdruck einer Verunsicherung, durch die alle Union-Profis plötzlich bewegt wurden.
Also auch der bis dahin weitgehend fehlerfrei agierende Abwehrmann Paul Jaeckel, der sich nur sieben Minuten nach dem Gegentreffer in den Weiten des Mittelfelds bei einem Foulspiel die zweite gelbe Karte holte und deshalb des Feldes verwiesen wurde.




