Kommentar zum Rekord-Transfer

1. FC Union Berlin: Robin Gosens stellt Urs Fischer vor eine Herausforderung

Spät am Dienstagabend hat der 1. FC Union Berlin seinen neuen Rekord-Transfer offiziell gemacht. Ein Kommentar zur Verpflichtung von Robin Gosens.

Urs Fischer hat im Kader des 1. FC Union Berlin nun erstmals einen deutschen Nationalspieler.
Urs Fischer hat im Kader des 1. FC Union Berlin nun erstmals einen deutschen Nationalspieler.Michael Taeger/imago

Am 28. Mai, es war am Tag nachdem sich der 1. FC Union Berlin erstmals in seiner Vereinsgeschichte für die Champions League qualifiziert hatte, verkündete Präsident Dirk Zingler, dass das Saisonziel der Köpenicker auch in der kommenden Saison der Klassenerhalt in der Bundesliga sei. Elf Wochen und zwei Tage später hat der Klub mit Robin Gosens einen neuen Rekord-Transfer getätigt. Der deutsche Nationalspieler kommt von Champions-League-Finalist Inter Mailand und kostet um die 15 Millionen Euro Ablöse.

Trainer Urs Fischer hat schon in der Vergangenheit namhafte Spieler zur Verfügung gestellt bekommen. Aissa Laidouni oder Josip Juranovic beispielsweise, beide kamen im Winter, waren Stammspieler bei der WM in Katar. Nur hierzulande eben doch weitgehend unbekannt und höchstens diversen Fachleuten ein Begriff.

Jetzt allerdings kommt ein Spieler, den in Deutschland so ziemlich jeder kennt, der sich auf dem Rasen zerreißt und mit riesiger Mentalität eine Mannschaft anführen kann, neben dem Platz bodenständig und sympathisch rüberkommt. So einer lässt die Fans träumen und schwärmen. Angesichts der Tatsache, dass in den nächsten Tagen auch noch Kevin Volland (AS Monaco) als Zugang bei Union vorgestellt werden dürfte und es Gerüchte um eine Verpflichtung von Europameister Leonardo Bonucci (Juventus Turin) gibt, sind die Anhänger ziemlich aus dem Häuschen.

Am Dienstagabend spiegelte sich das in etlichen Tweets oder sonstigen Kommentaren in den sozialen Netzwerken wider. Tenor: Union Berlin schickt sich gerade an, durch bemerkenswerte Transfers ein Klub zu werden, der sich dauerhaft im vorderen Drittel der Bundesliga etablieren kann.

Hoppla! Das Narrativ rund um die Alte Försterei ist doch das des sympathischen Außenseiters, der schlicht für jedes weitere Jahr in der Bundesliga große Dankbarkeit empfindet.

Wie genügsam kann ein Fan bleiben, wenn die eigene Mannschaft einen Spieler von Gosens- oder Volland-Format holt und Bundestrainer Flick (Nimm das, Hansi!) quasi gezwungen wird, jetzt ab und an auch mal in Köpenick vorbeizuschauen? Robin Gosens, das ist die große, weite Fußball-Welt. Mailand oder Madrid, Hauptsache Europapokal!

Urs Fischer wird natürlich nicht die Bodenhaftung verlieren und bescheiden bleiben wie eh und je. Es wird aber spannend sein, wie geschickt er es angesichts des immer prominenter werdenden Kaders auch weiterhin schafft, in der Öffentlichkeit Understatement zu betreiben. Hätten er und Manager Oliver Ruhnert Robin Gosens in den Vertragsverhandlungen erzählt, dass sie mit Platz 15 in der Bundesliga vortrefflich leben können, der neue Mann hätte sich schleunigst in den nächsten Flieger zurück nach Italien gesetzt.