Es ist bald schon wieder ein Jahr her, da gingen Urs Fischer und der 1. FC Union Berlin nach einer beispiellosen Negativserie von 14 sieglosen Spielen getrennte Wege. Zunächst übernahm U19-Coach Marco Grote die Nachfolge des Schweizers, dann folgte Nenad Bjelica, ehe Grote an den letzten beiden Spieltagen erneut die Profimannschaft betreute und letztlich den Klassenerhalt feiern konnte.
Mehr Konstanz an der Seitenlinie herrschte in der vergangenen Saison auf der Position des Co-Trainers. Oder, besser gesagt, auf der Position der Co-Trainerin. Denn im November 2023 stieg auch Marie-Louise Eta aus der A-Jugend der Eisernen zu den Profis auf und fungierte dort bis zum Saisonende als Assistentin – zunächst unter Grote, dann unter Bjelica und dann wieder unter Grote. Damit schrieb die gebürtige Dresdenerin Fußballgeschichte: Sowohl in der Männer-Bundesliga als auch in der Champions League war sie die erste Trainerin überhaupt.
Zunächst habe sie das „gar nicht so richtig realisieren können“, wie sie nun in einem Interview mit dem Deutschlandfunk betonte. „Schon aus der Historie heraus ist der Fußball sehr männerdominiert. Da gibt es teilweise noch alte Denkweisen. Ich habe zu hören bekommen: Das wird es nicht geben. Im Nachgang ist es einfach ein tolles Gefühl, wenn man einfach gemerkt hat: Okay, es hat funktioniert. Auch als Frau, das spielt keine Rolle. Entscheidend ist einfach, dass man Leistung bringt, dass man eine gewisse Qualität mitbringt, dass man eine Menschlichkeit mitbringt. Und dann spielt das Geschlecht eben auch keine Rolle“, ergänzt Eta.
Vor dem ersten Aufeinandertreffen mit der Mannschaft habe sie sich trotzdem einige Gedanken gemacht. „Ich bin mir sicher, dass da eine Skepsis vorhanden war“, blickt die 33-Jährige zurück. „Ich habe mich in der Kabine einmal vorgestellt, und dann ging es zum Glück aber auch relativ schnell raus auf den Fußballplatz – da, wo ich mich einfach am meisten wohlfühle. Und ich glaube, man kann einfach mit Leistung überzeugen. Und nach 24 Stunden, also als ich am nächsten Morgen in die Kabine gegangen bin, da hat es sich schon so angefühlt, als wenn ich schon länger Teil des Teams gewesen wäre.“ Das sei ein „sehr schönes Gefühl gewesen. Man hat gemerkt, dass das Geschlecht schnell keine Rolle mehr gespielt hat“, sagt Eta.


