Der Herbst ist da, draußen wird es zunehmend ungemütlicher. Und das mit dem Heizen ist zurzeit ja auch so eine Sache. Zwar kriegt man vom Frieren allein keine Erkältung, aber richtig optimal ist das auch nicht. „Wem dauerhaft oder häufig kalt ist, dessen Abwehr kann nicht mehr so effizient arbeiten, da die Schleimhäute, die eine Schutzbarriere gegen die Keime bilden, bei Kälte weniger gut durchblutet sind, weshalb Viren und Bakterien leichteres Spiel haben“, weiß die Medizinerin Susanne Kreimer.
Die Ärztin ist Geschäftsführerin des Arztportals Doktor.de, einer App für digitale Sprechstunden. Derzeit nehmen vor allem die Atemwegserkrankungen wieder deutlich zu – saisontypisch. Auch Corona spielt immer noch und immer wieder eine Rolle.
Natürlich, wer kleine Kinder hat, wird es kaum verhindern können, dass Husten, Schnupfen und Halsweh einen ereilen. In der Kita (und auch in der Schule) ist die Ansteckung fast schon programmiert, was vor allem an dem noch nicht ausgereiften Immunsystem der Kleinen liegt. Sie sind noch nicht mit so vielen Keimen in Berührung gekommen wie wir Großen, unsere Immunabwehr ist trainiert, hat sozusagen einen Besteckkasten, mit dem sie operieren kann – da müssen Kinder erst noch hinkommen, und das geht nur, indem ihr Immunsystem arbeitet, wenn es Keime bekämpft.
„Dass Kinder so viel häufiger erkältet sind als Erwachsene, liegt an den über 200 verschiedenen Viren, die eine derartige Erkrankung verursachen können. Bei jedem Kontakt mit einem bislang unbekannten Virus ist das Immunsystem zunächst wehrlos, und das Kind wird krank. Im Laufe der Erkrankung werden dann aber Abwehrstoffe gegen diesen Erreger gebildet, die den Körper für den Rest des Lebens schützen“, schreibt der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ).
Wie schützt man sich vor einer Erkältung?
Die kurze Antwort lautet: Pflegen Sie Ihr Immunsystem! Oder etwas länger formuliert: Wenn Sie nicht krank werden wollen, müssen Sie Ihre Abwehr stärken. Das geht nicht von heute auf morgen, sondern ist eine permanente, tagtägliche Aufgabe.
Unser Immunsystem sitzt und arbeitet vorrangig im Darm. Dort leben auch unzählige Bakterienstämme, gesund machende wie auch krank machende. Letztere sind wichtig, weil die guten Bakterien an ihnen trainieren können, wie Abwehr funktioniert. Nur dürfen diese „schlechten“ Bakterien nicht die Oberhand gewinnen – sonst werden wir krank.
Wenn wir uns gesund ernähren, ballaststoffreich essen, auf Vollkornprodukte und frisches Gemüse Wert legen, tun wir unserem Darm und somit auch unserer Immunabwehr sehr viel Gutes, weil es die gesund machenden Bakterien gedeihen lässt. Achten Sie auch auf eine abwechslungsreiche Kost, weil das den Darm gut im Training hält – immer nur das Gleiche lässt alles und jeden träge werden.
Darüber hinaus hilft es, sich wirklich viel zu bewegen. Dadurch wird auch der Darm in Bewegung gebracht, was einer guten Verdauung zuträglich ist. Das wiederum bedeutet, dass Nährstoffe besser resorbiert werden können. Und natürlich müssen Sie, damit dieser Prozess geschmeidig vonstattengeht, viel trinken: Um die zwei Liter sind für Erwachsene optimal.
„Gerade in der kalten Jahreszeit helfen auch Vitamin C, Zink und Vitamin D supportiv, die Abwehrkräfte zu stärken“, sagt Medizinerin Susanne Kreimer. Das können Sie mit Nahrungsergänzungsmitteln regeln, sollten aber aufpassen, diese nur vorschriftsmäßig einzunehmen und nicht überzudosieren. Für Kinder gibt es spezielle Produkte, bei denen die Inhaltsstoffe geringer dosiert sind als für Erwachsene.
Übrigens: Spezielle Darm-gesund-Produkte, die überall beworben werden, müssen Sie nicht kaufen. Ein normaler Naturjoghurt enthält ebenso gute Milchsäurebakterien, über die Ihr Darm sich freut – und er ist deutlich billiger als die Tabletten. Vor allem für Kinder sind derartige Produkte nicht nötig.
Für Kinder gilt letztlich das Gleiche wie für uns Großen: viel Bewegung an der frischen Luft, ausgewogene Kost, aufs Trinken achten. Und immer auch auf den Schlaf! „Im Schlaf erholen wir uns nicht nur, es finden auch wichtige immunmodulatorische Prozesse im Körper statt. Ein regelmäßiger Schlaf-wach-Rhythmus und die sogenannte Schlafhygiene sind essenziell. Dazu gehören das Vermeiden von Lichtquellen oder Lärm im Schlafzimmer sowie späten Alkohol- oder Nikotingenusses“, so Susanne Kreimer.
Deshalb ist es gerade jetzt wichtig, gut auf uns und auf unseren Rhythmus zu achten. Spätestens jetzt sollten wir uns gezielt um unsere Gesundheit kümmern. Dazu gehört auch, dass wir zu Hause regelmäßig lüften, um verbrauchte Luft auszutauschen. Das nützt nicht nur der Gesundheit, sondern beugt auch Schimmelbildung vor.
Was tun bei Erkältung?
Viele Menschen tun einen Infekt als Lappalie ab, nehmen Medikamente und machen weiter wie bisher. Das ist keine gute Idee, weiß Kreimer: „Wenn es Ihnen nicht gut geht, sollten Sie sich ausruhen. Vermeiden Sie körperliche Anstrengung, machen Sie es sich stattdessen warm und gemütlich, und geben Sie Ihrem Körper die Ruhe, die er braucht.“
Da im Schlaf Reparaturprozesse im Körper stattfinden, sollten Sie dafür sorgen, lange, ruhig und gut zu schlafen. Das ist einem schnellen Gesundwerden zuträglich. Medikamente können Sie nehmen, allerdings lindern die meisten nur die Symptome, bekämpfen aber nicht die Ursache. Bei Fieber und Schmerzen eignen sich Wirkstoffe mit Ibuprofen oder Paracetamol.
Bei Schnupfen können Sie abschwellende Nasensprays nehmen. Da sie abhängig machen können, verwenden Sie diese nicht länger als sieben Tage am Stück und nicht häufiger als dreimal pro Tag. Meeressalz-Nasensprays machen nicht abhängig. Sie befeuchten die empfindlichen Schleimhäute und können mehrfach am Tag angewendet werden.
Darüber hinaus können Sie zweimal täglich eine Nasendusche machen (gibt’s in Drogerien und Apotheken) – jedoch nur, wenn die Schleimhäute nicht komplett zugeschwollen sind. Die Prozedur ist etwas gewöhnungsbedürftig, hilft aber, die Keime aus Nase und Rachen zu spülen und die Schleimhäute zu befeuchten.
Vorsicht beim Hustensaft! Die Wirkung von einigen Hustenstillern ist nicht eindeutig belegt, in Medizinkreisen sogar umstritten. Der Wirkstoff Dextromethorphan jedoch unterdrückt nachweislich den Hustenreiz. Zur kurzzeitigen Anwendung bei trockenem Reizhusten sei er gut geeignet, schreibt Stiftung Warentest in einem gerade veröffentlichten Bericht.
Weiter heißt es dort: „Das Mittel sollten Sie vorzugsweise abends anwenden, und zwar nur solange der Husten nicht ‚produktiv‘ ist, also noch kein Schleim abgehustet werden kann, sonst sammelt sich das Sekret in den Bronchien. Zum einen bildet es dann einen guten Nährboden für Bakterien, zum anderen behindert es die Atmung.“
Sie können sich einen lindernden Hustensaft aber auch leicht zu Hause herstellen, ohne viel Geld dafür auszugeben. Schneiden Sie eine Zwiebel in kleine Würfel, geben diese in ein nicht zu großes Gefäß und bedecken die Würfel großzügig mit Honig. Nach etwa zwölf Stunden ist der Saft fertig. Sie können ihn löffelweise zu sich nehmen. Sowohl der Zwiebelsaft als auch der Honig wirken antibakteriell und entzündungshemmend.
Falls Sie unter Husten leiden, der Sie am Einschlafen hindert, legen Sie sich leicht aufgerichtet hin. Der Husten wird ausgelöst, weil entweder überflüssiger Schleim die Atemwege hinab läuft oder aber zu wenig Schleim vorhanden ist, um die Atemwege geschmeidig zu halten. Das will der Körper weghusten. In einer erhöhten Position bekommen Sie besser Luft.
Achten Sie auch darauf, dass die Zimmerluft nicht zu trocken ist. Das kann die Atemwege zusätzlich reizen. Gegen trockene Heizungsluft kann beispielsweise eine Duftlampe nur mit Wasser befüllt und betrieben werden, wodurch sich die Luftfeuchtigkeit im Raum erhöht.
Bei Halsschmerzen helfen Tees, vor allem mit frischem Ingwer, Salbei, Thymian oder Kamille. Die Inhaltsstoffe der Kräuterpflanzen haben eine schleimlösende und antimikrobielle Wirkung, helfen also sowohl bei einer bakteriellen als auch bei einer viralen Infektion. Trinken Sie viel und lutschen Sie zwischendurch Halsbonbons. Das fortwährende Befeuchten lindert den Schmerz und hilft den Schleimhäuten zu heilen.
Wann sollte mein Kind bei einer Erkältung zu Hause bleiben?
Schauen Sie, wie Ihr Kind sich verhält: Wirkt es schlapp? Hat es Appetit? Trinkt es? Wenn sich sein Zustand nach spätestens drei Tagen nicht bessert, sollten Sie medizinischen Rat einholen. Bei kleinen Babys sollten Sie nicht so lange warten und schon früher ärztlichen Rat einholen.
„Zum Kinder- und Jugendarzt sollte man spätestens gehen, wenn das Kind länger als zwei Wochen hustet, wenn es heiser wird, wenn es Atembeschwerden hat oder über Schmerzen klagt. Ärztlichen Rat sollte man auf alle Fälle einholen, wenn sich der Schleim gelblich verfärbt oder durch Blutbeimengungen rötlich aussieht“, so der Verband der Kinder- und Jugendärzte.
Sofern Ihr Kind erhöhte Temperatur (ab 37,6 Grad) oder Fieber (ab 38,5 Grad) hat, darf es nicht in die Kita oder zur Schule gehen. „Für Kinder empfehle ich, die Temperatur rektal, also im After, zu ermitteln. Damit kann man nah am Körperkern messen und Fehlmessungen sind sehr selten“, sagt die Ärztin. „Verfahren wie Messen im Mund oder in der Achsel oder das Messen mit anderen Wärmethermometern ist oft weniger genau als die rektale Methode.“ Hierbei müssen Sie jeweils ein Grad zur angezeigten Temperatur hinzurechnen, um auf den richtigen Wert Ihres Kindes zu kommen.
Die Körpertemperatur schwankt bei Kindern übrigens im Laufe des Tages. Morgens ist sie meistens niedriger als am Abend. Achtung: Wenn zeitgleich zum Fieber ein „Hautausschlag an den Handinnenflächen und Fußsohlen sowie Veränderungen an der Mundschleimhaut“ auftreten, könnte das „ein Indiz für die Virusinfektion Hand-Fuß-Mund-Krankheit sein. Die Infektion tritt vor allem bei Kindern unter zehn Jahren auf, ist sehr ansteckend und kann in kleinen Epidemien vorkommen.“ Gehen Sie schnellstmöglich zum Kinderarzt oder zur Kinderärztin.
Bei einem leichten Schnupfen, der klar ist und nicht gelb-grünlich, kann Ihr Kind im Regelfall zur Kita gehen, sofern es kein Fieber hat. Auch wenn Ihr Kind einen trockenen Husten ohne Auswurf hat, darf es im Prinzip eine Betreuungseinrichtung besuchen. Pauschal und endgültig lässt sich das jedoch nicht sagen. Wenn Sie unsicher sind, kontaktieren Sie den Kinderarzt oder die Kinderärztin.








