Familienausflug

Technik, Tierwelt, Computer: Berliner Museen, die Eltern und Kindern Spaß machen

Was tun, wenn das Wetter mies und die Kinder voller Tatendrang sind? Ein Ausflug ins Museum, wo es für Erwachsene genauso spannend sein kann wie für Kinder.

Im Naturkundemuseum kommt man wilden Tieren so nah wie selten, natürlich leben sie nicht mehr.
Im Naturkundemuseum kommt man wilden Tieren so nah wie selten, natürlich leben sie nicht mehr.Roshanak Amini für Berliner Zeitung am Wochenende. Bilder: imago

Ein Familienausflug kann eine echte Herausforderung sein: Was Kindern Spaß macht, empfinden Eltern oft als laut und zu wild – Trampolinhallen und Indoorspielplätze zum Beispiel. Und das, was Eltern spannend finden, vielleicht das DDR-Museum oder einen Tag auf der Museumsinsel, ödet Kinder mitunter schnell an.

Einzig kompromissfähig ist wahrscheinlich ein Besuch im Tierpark oder im Zoo. Aber da muss man ein bisschen Glück mit dem Wetter haben.

Die Lösung lautet: Besuchen Sie doch ein Museum, das allen Spaß macht, wo alle staunen, lernen und ausprobieren können. Wir haben vier Häuser für Sie herausgesucht, die es Familien leicht machen, einen spannenden Tag zu erleben.

Technikmuseum: Telefonieren, Waggons besteigen, Experimente

Im Technikmuseum am Landwehrkanal können Sie einen ganzen Tag verbringen und dabei so viele verschiedene Dinge erleben, dass es wissenstechnisch wahrscheinlich für die nächsten drei Wochen reicht. Oder aber Sie wollen ganz bald wiederkommen, weil Sie nicht alles geschafft haben oder irgendwas noch mal ausprobieren wollen.

Im Schnitt verbringen Besuchende hier 2,5 Stunden, so das Technikmuseum, das gerade seinen 40. Geburtstag feiert. Wer aber einmal da war, weiß: Das reicht bei Weitem nicht. In jedem Fall ist auf den 28.500 Quadratmetern für alle etwas dabei.

„Nach unserer Erfahrung sind Kinder im Kita-Alter vor allem von unseren Großobjekten (Flugzeuge, Schiffe, Lokomotiven) fasziniert. Schulkinder lieben neben den verschiedenen Ausstellungen besonders das Science Center Spectrum mit seinen über 250 Experimenten“, schreibt das Technikmuseum auf seiner Website.

So ist man früher gefahren: Im Kreuzberger Technikmuseum steht der älteste noch erhaltene U-Bahnwagen Deutschlands.
So ist man früher gefahren: Im Kreuzberger Technikmuseum steht der älteste noch erhaltene U-Bahnwagen Deutschlands.Paul Zinken/dpa

Im Haupthaus kann man Rennwagen bestaunen, in Eisenbahnwaggons klettern, miteinander telefonieren, riesige Segelschiffe und Flugzeuge aus allen Perspektiven bestaunen. Es gibt sogar einen Roboter! Derzeit wird in einer Ausstellung auch gezeigt, wie Koffer hergestellt werden – als richtiges Handwerk mit stanzen, biegen und nageln. In den Ferien gibt es auch immer ein üppiges Programm; eine Mischung aus Workshops, Spezial-Führungen und Mitmachaktionen.

Im Spektrum, dem Science Center nebenan vom Haupthaus des Technikmuseums, können Sie optischen Illusionen erliegen, künstliche Wellen kreieren, sich vor eine Wärmebildkamera stellen, können experimentieren und herausfinden, können lauschen und versuchen zu verstehen. Und dabei ist es völlig egal, ob man mit echtem wissenschaftlichem Eifer bei der Sache ist, oder sich einfach nur erfreut, dass etwas passiert, wenn man anstupst, kurbelt, dreht.

Übrigens: Zum Technikmuseum gehören auch ein Restaurant, ein Bistro und ein Café. Von Frühstück über Kaffee und Kuchen bis hin zum Abendessen werden Sie hier wirklich gut versorgt. Die Preise sind angemessen und familientauglich. Picknicken können Sie draußen im sehr schönen Park.

Wo, wie teuer, wann geöffnet? Deutsches Technikmuseum, Trebbiner Str. 9, 10963 Berlin (Kreuzberg); vom U-Bahnhof Möckernbrücke (U1, U3, U7) beziehungsweise Gleisdreieck (U1, U2, U3) sind es jeweils nur drei, vier Minuten zu Fuß.

Der Eintritt kostet 8 Euro, ermäßigt 4 Euro; Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren (bzw. bis zum Abschluss der Ausbildung) haben freien Eintritt. Geöffnet: dienstags bis freitags von 9 bis 17.30 Uhr, am Wochenende und feiertags von 10 bis 18 Uhr; montags geschlossen. Da die Kassen nicht immer besetzt sind, wird empfohlen, vorab Online-Tickets zu kaufen.

Computerspielemuseum: Zocken, strampeln, XXL-Knöpfe drücken

Es sind nicht nur die Computer, die das Computerspielemuseum so cool machen, sondern vor allem auch das Ambiente, die Illusion. Mittendrin gibt es nämlich eine Arcadenhalle aus den 1980ern, Jugendzimmer aus den 199ern sowie ein überdimensioniertes Riesen-Nintendo-Spiel, bei dem die Knöpfe auf dem Controller so groß wie die eigenen Hände sind.

Auf jedem Meter gibt es hier etwas zu entdecken und auszuprobieren. Von der modernen Switch bis hin zum DDR-Spielautomaten, der am hinteren Ende der Ausstellung steht. Das gute Stück heißt Poly-Play und ist eines von insgesamt rund 2000 Geräten, die in der DDR produziert wurden. Hier, im Computerspielemuseum, kann man es sogar bespielen – es ist nicht nur zum Angucken da.

Zur Auswahl stehen acht verschiedene Spiele, darunter eines, das sich „Hase und Wolf“ nennt und sehr stark an Pacman erinnert. Das ist aber egal, denn das Spiel mit den groben Pixeln macht total Spaß. Der Poly-Play „wurde von 1986 bis 1989 vom VEB Polytechnik Karl-Marx-Stadt gefertigt“, also in einem verstaatlichten Betrieb im heutigen Chemnitz, wie es auf Wikipedia heißt. Er sei „vor allem in Ferienheimen und öffentlichen Einrichtungen aufgestellt“ worden, und „die Herstellungskosten betrugen etwa 22.000 Mark pro Gerät“.

In den Achtzigerjahren hatten die Heimcomputer Hochkonjunktur. Im Friedrichshainer Computerspielemuseum kann man eine Pong-Variante spielen (Archivfoto).
In den Achtzigerjahren hatten die Heimcomputer Hochkonjunktur. Im Friedrichshainer Computerspielemuseum kann man eine Pong-Variante spielen (Archivfoto).Michael Eichhammer/imago

In der Arcadenhalle kann man sich wilde Autorennen liefern und sitzt dabei auf coolen Autositzen, das Lenkrad in der Hand, das Gaspedal unterm Fuß. Hier können Kinder ihre Eltern besiegen, denn es gewinnt nicht automatisch der- oder diejenige mit Führerschein. Das Fahren auf dem Bildschirm ist eben etwas anderes.

Ein paar Meter weiter können Sie übrigens Autorennen fahren, indem Sie strampeln. Dort steht ein Heimtrainer-Fahrrad, das an einen Bildschirm gekoppelt ist. Wenn Sie in die Pedale treten, bewegt sich das Auto auf dem Display an der Wand – super witzig! Nebenan können Sie tanzen lernen und virtuell bowlen.

Zwischendurch läuft man an Vitrinen und Ausstellungsstücken vorbei, wo die Erwachsenen immer wieder sagen: „Guck mal, das hatte ich auch.“ Da liegt also ein alter Gameboy, zu sehen ist auch eine Atari-Station aus 1986, ebenso wie die verschiedenen Generationen der Playstation und Commodore-Geräte. Der Pong-Automat darf leider nicht berührt werden, dafür laden verschiedene Spiele mit VR-Brillen zum Daddeln ein.

In einem der Jugendzimmer kann man sich auf einen Sitzsack fläzen, im Schein der Lavalampe, neben den CD-Turm und auf einem Röhrenfernseher munter vor sich hin zocken. Es sind diese vielen liebevollen Details, die das Erlebnis im Computerspielemuseum so besonders machen.

Die Kinder freuen sich über die vielen Möglichkeiten des Daddelns; die Eltern bestimmt auch, aber sie sind vor allem gedanklich in ihrer eigenen Kindheit und Jugend. Hier dürfen alle noch mal Kind sein! Planen Sie für Ihren Besuch zwei bis drei Stunden ein.

Wo, wie teuer, wann geöffnet? Computerspielemuseum, Karl-Marx-Allee 93a, 10243 Berlin (Friedrichshain); direkt am U-Bahnhof Weberwiese (U5). Der Eintritt kostet 11 Euro, ermäßigt 7 Euro; Familienkarten gibt’s ab 18 Euro, Kinder bis fünf Jahre haben freien Eintritt. Der Einlass erfolgt nach dem Zeitfenster-Prinzip. Geöffnet: täglich von 10 bis 20 Uhr.

Museum für Kommunikation: Roboter, Schreibmaschinen und Rohrpost

Dass Kommunikation mehr ist als nur der verbale Austausch, zeigt das Museum für Kommunikation. Hier geht es ums Telefonieren, ums Zuhören, um das Zustellen von Post damals und heute, aber auch die vielen technischen Finessen.

Im Erdgeschoss gibt es Erlebnisstationen für Kinder. Hier können sie sich in futuristische Sessel setzen und lauschen, können Dinge ausprobieren und erleben, beispielsweise eine Art Auto mit Steuerknüppeln statt Lenkrad. Vorne, anstelle des Kühlergrills, ist ein Display angebracht.

Das Ganze nennt sich Kranspiel. Man muss zusammenarbeiten und mit Handzeichen kommunizieren, um erfolgreich zu sein. Ein Kind sitz im Auto, Pardon, Kran, eines steht oder hockt davor. Von draußen sieht man eine Kralle auf dem Bildschirm sowie drei Blöcke, die aufeinander gestapelt werden sollen.

Spielen und Lernen: Das Kranspiel im Museum für Kommunikation fördert Konzentration, Koordination und Kommunikation.
Spielen und Lernen: Das Kranspiel im Museum für Kommunikation fördert Konzentration, Koordination und Kommunikation.Museum für Kommunikation Berlin

Das Kind drinnen sieht nicht, was es tut. Es reagiert auf die Zeichen: nach oben, links, runter. So schiebt es den kleinen Steuerhebel hin und her. Gar nicht so einfach. So viel Konzentration auf beiden Seiten! Herrlich.

Wer sich für Miniatur-Fahrzeuge begeistert, wird sich an der meterlangen Vitrine im ersten Stock kaum sattsehen können: Von der ersten Postkutsche bis zum DHL-Laster wird hier im Kleinformat und sehr detailreich gezeigt, wie Briefe und Pakete im Laufe der Zeit transportiert wurden.

Wenige Schritte weiter kommt dann der Moment, wo man sich als Erwachsener eigentlich nur noch daneben setzen und zugucken muss: die Rohrpost. Ein Geschlängel aus durchsichtigen Plasteröhren, wo man am einen Ende eine Kapsel mit Inhalt reinsteckt, auf ein Knöpfchen drückt und zuguckt, wie es durch die Gegend saust und am anderen Ende wieder rausploppt.

Das können Kinder stundenlang machen! Wie praktisch, dass daneben Schreibmaschinen und Tintenfässchen mit Feder stehen. So können die Kinder erst etwas malen oder schreiben und sich dann gegenseitig Nachrichten schicken. Wird nicht langweilig.

Als Elternteil kann man sich unterdessen der nebenan in der Luft aufgehängten Postkutsche widmen. Alle Einzelteile sind zu sehen, die Perfektion und Präzision der Zusammensetzung lässt einen staunen. Immer wieder entdeckt man Neues.

Zu sehen gibt es auch die blaue Mauritius, Dosentelefone, Geheimschrift-Chiffriermaschinen, die ersten Handys. Toll: Das Museum für Kommunikation bietet neben Taschenlampenführungen auch eine sogenannte Roboter-Rallye an, wo Grundschulkinder mithilfe eines Tablets auf eine Art digitale Schatzsuche gehen können: Gefunden werden muss ein Passwort. Das Augmented-Reality-Spiel dauert etwa 45 Minuten. Die Rallye ist kostenlos, aber Sie müssen sich einen Zeitslot reservieren.

Für Ihren Besuch sollten Sie zwei bis drei Stunden einplanen, zuzüglich vielleicht zu der Zeit, die Sie beim Stöbern im Museumsshop zubringen. Denn der hat es in sich. Ganz viele Dinge, die man entweder selbst haben möchte oder verschenken will. Witziges und Lehrreiches, Sachen zum Spielen und kleine Alltagshelfer. Seien Sie gewappnet, dass die Versuchungen hier groß sind!

Wo, wie teuer, wann geöffnet? Museum für Kommunikation, Leipziger Str. 16, 10117 Berlin (Mitte), gute fünf Minuten vom U-Bahnhof Stadtmitte (U2, U6). Der Eintritt kostet 8 Euro, ermäßigt 4 Euro, und alle Personen unter 18 Jahren kommen gratis rein. Geöffnet: dienstags von 9 bis 20 Uhr, mittwochs bis freitags von 9 bis 17 Uhr sowie am Wochenende und feiertags von 10 bis 18 Uhr.

Naturkundemuseum: Weltall gucken, Dinos zum Leben erwecken

Natürlich sind die Dinos das unumstrittene Highlight, wenngleich sie nur einen kleinen Teil der beeindruckenden Sammlung des Naturkundemuseums ausmachen. Aber egal wie alt man ist: Man wird einfach niemals müde, Dinosaurierskelette im Lichthof des Museums zu bestaunen.

Für die Kinder sind aber mitunter die seitlich installierten Bildschirme spannender, mit denen man die Skelette virtuell zum Leben erwecken kann: Da sind sie auf einmal aus Fleisch und Blut und gehen auf Jagd.

Im hinteren Teil des Saals, wo es links zur Mineraliensammlung und rechts in Richtung Erdzeitalter geht, ist in der Mitte ein kleiner, etwas abgedunkelter Raum. Hier befindet sich der Archaeopteryx, das Fossil jenes Tieres also, das als Übergangsform zwischen Dinosaurier und Vogel gilt. Die versteinerte Platte ist faszinierend angeleuchtet. Und Fotos davon befinden sich in vielen Biologie-Büchern.

In der Mineraliensammlung kann man über glitzernde Farben und bizarre Formen staunen, und auf der anderen Seite des Museums kann man sich auf ein gepolstertes Rund legen und nach oben auf eine Art Leinwand blicken, auf der die Entstehung unseres Universums zu sehen ist: der Urknall, die Entstehung von Materie und Planeten. Eine (sehr bequeme) Zeit- und Raumreise.

Rundherum sind die Planeten ausgestellt, ebenso wie echte Meteoriten von Mond und Mars. Im Nebenraum sind dann alle möglichen ausgestopften Tiere zu sehen, wobei man das heutzutage so nicht mehr sagt. Die Tiere sind präpariert, und wie man an anderer Stelle des Museums dann versteht: Das ist eine hohe Kunst, denn die ersten Präparate sahen eher gruslig und unecht aus.

Was für ein Gegensatz zu modernen Präparaten, wo man das Gefühl hat, der Ara würde einem gleich auf die Schulter gleiten. Oder der majestätische Tiger, der glücklicherweise hinter Glas verstaut ist – natürlich weiß man, dass er nicht lebendig ist, aber die schiere Größe und offensichtliche Kraft des Tieres beeindrucken schon sehr. Und vermutlich könnte kaum jemand an sich halten und würde den Tiger (und alle anderen Exponate) streicheln wollen, weshalb es gut ist, dass er geschützt ist.

Zu sehen sind auch die Berliner Originale und früheren Zoo-Lieblinge Knut, der Eisbär, Panda-Männchen Bao Bao sowie der junge Gorilla Bobby, der als erster Gorilla 1928 im Alter von zwei Jahren in den Zoo einzog und 1935 an einer Wurmfortsatzentzündung starb. Bis heute ist er im Logo des Zoos zu sehen.

Im Naturkundemuseum kann man bequem einen halben Tag verbringen. Viele Stationen sind multimedial und interaktiv, vor allem im Bereich, wo es um die Erde, Vulkanismus und Tektonik geht. Für ein Päuschen gibt es drinnen, neben dem Haupteingang, ein kleines Café. Im Aufenthaltsraum, hinter dem aufgerissenen Haifischmaul, ist ein Picknick-Bereich eingerichtet, wo man Mitgebrachtes verzehren kann.

Wo, wie teuer, wann geöffnet? Museum für Naturkunde, Invalidenstraße 43, 10115 Berlin (Mitte), vom U-Bahnhof Naturkundemuseum (U6) sind es vier Fußminuten. Der Eintritt kostet 11 Euro für Erwachsene, ermäßigt 5 Euro, die Familienkarte gibt’s ab 12 Euro. Geöffnet: dienstags bis freitags von 9.30 Uhr bis 18 Uhr, am Wochenende und feiertags von 10 bis 18 Uhr.