Wer einmal mit seinem Kind in einem Theaterstück oder beim Kinderkonzert war, die leuchtenden Augen und den offen stehenden Mund gesehen hat, der will immer wieder hin. Für Eltern ist es eine schöne Erfahrung, das Kind so staunend zu sehen. Und für die Kleinen ist es ein schier unfassbares Erlebnis, das währenddessen und danach viele Fragen aufwirft.
Das wissen die Macherinnen und Macher der Stadt natürlich, weshalb es bei Kindervorstellungen nie mucksmäuschenstill ist. Das erwartet auch niemand. Es darf gefragt, erklärt und gelacht werden, auch Nasen müssen geputzt, weinende Geschwisterchen in der Trage geschuckelt werden. All das gehört dazu. So ist das Leben mit Kindern, auch im Theater.
Wir haben einige der schönsten Stücke und Veranstaltungen für Sie ausfindig gemacht. Inszenierungen, an denen die ganze Familie Spaß hat und aus denen man mit einem wohligen Gefühl herausschwebt – einfach weil mit so viel Hingabe und Liebe zum Detail daran gearbeitet wurde, uns einen schönen Vor- oder Nachmittag zu bereiten.
„Der Traumzauberbaum“ im Planetarium
Ganz oben, in der 360-Grad-Kuppel des Planetariumssaals wirkt die Geschichte des „Traumzauberbaums“ wie eine echte Reise in die Blätterkrone. Man ist mittendrin im Geschehen, entdeckt überall etwas zum Staunen.
Die beiden Waldgeister Waldwuffel und Moosmutzel sind liebevoll animiert und führen durch die Geschichte. Manchmal wirkt das Ganze wie ein Comic, dann wieder wie ein Kaleidoskop. Es sind keine hektischen Bilder wie man sie von klassischen Trickfilmen kennt, sondern bewegte Visualisierungen, die vor allem auch für kleine Kinder verständlich sind.

Jedoch: Wenn sich die Projektion dreht und im Kreis um einen herum schwebt, sollte man ein bisschen schwindelfrei sein. Kinder rufen gern mal: Das Planetarium bewegt sich! Stimmt natürlich nicht; das ist nur ein spannender Effekt.
Lieder wie auch Animationen sind alle original aus dem Jahr 1980, was eben auch für Eltern, die selbst mit dem „Traumzauberbaum“ groß geworden sind, eine schöne Zeitreise ist. Aber keine Sorge: Selbst wenn man die Geschichte nicht kennt oder mag, wird man diese schöne Aufführung restlos begeistert verlassen.
Zeiss-Großplanetarium, Prenzlauer Allee 80, 10405 Berlin (Prenzlauer Berg); fünf Fußminuten vom S-Bahnhof Prenzlauer Allee (u.a. Ringbahn, S8, Tram M2). Der Traumzauberbaum dauert etwa 50 Minuten und ist für Kinder ab vier Jahren geeignet. Eintritt: 9,50 Euro, ermäßigt 7,50 Euro.
„Peter Pan“ in der Deutschen Oper
Standing Ovations für das Kinderballett der Deutschen Oper: Die Kleinen (6 bis 18 Jahre) tanzen und spielen den Klassiker „Peter Pan“ so wundervoll, dass es immer wieder Szenenapplaus gibt und am Ende ein strahlendes Publikum, das kaum aufhören möchte zu klatschen.

Die Geschichte des ewigen Jungen Peter Pan, der Wendy und ihr beiden Brüder ins Nimmerland mitnimmt, wo sie zusammen mit Tinkerbell Abenteuer erleben – das alles zur bezaubernden Musik von Edvard Grieg, Alexander Konstantinowitsch Glasunow und Herman Severin Løvenskiold. Die rund 50 Kinder tanzen ein Ballett, das ans Herz geht. Man sieht die harte Arbeit und die stundenlangen Proben, auch wenn alles federleicht wirkt. Wie sie tänzeln, springen, schweben!
Das Ensemble harmoniert miteinander, die Kostüme sind so fantasievoll wie das Stück selbst. Toll: Hook wird von einem Mädchen gespielt, es sind kleine und größere Kinder dabei, die Zusammensetzung ist so divers wie Berlin selbst.
Für die Kinder im Publikum ist es ein wenig gewöhnungsbedürftig, das nicht gesprochen wird, weshalb man ihnen die Geschichte vorab erklären sollte, damit sie sich in der Handlung zurechtfinden. Wobei, man kann auch während der Inszenierung in wenigen Worten umschreiben, was passiert. Durchs Stück führt ein überdimensioniertes Buch, das zugleich auch das Bühnenbild bestimmt.
Deutsche Oper, Bismarckstraße 35, 10627 Berlin (Charlottenburg); direkt am U-Bahnhof Deutsche Oper (U2). Das Ballett ist für Kinder ab vier Jahren geeignet und dauert eine gute Stunde. Die Karten kosten 20 Euro, ermäßigt 10 Euro.
„Peter und der Wolf“ im Felicio-Kindertheater
Wie gut, dass die kleine Puppentheaterbühne so hoch ist. Da hat man auch von den hinteren Plätzen allerbeste Sicht. Eigentlich ist jedes Stück im Felicio einen Besuch wert, aber „Peter und der Wolf“ ist doch noch einmal etwas ganz Besonderes. Das liegt daran, dass die Musik von Prokofjew eingespielt wird. Ein Musikmärchen.
Aber natürlich sprechen die Handpuppen auch. Theaterinhaber Karsten Ackermann leiht ihnen seine Stimme, gibt ihnen Witz und Herzlichkeit. Es wird viel gelacht im Felicio, und auch dazwischengerufen, weil die Puppen gern mal die Kinder im Publikum um Rat fragen. Das Stück ist kurzweilig erzählt, hat spannende Momente, ohne aber Angst zu machen. Es ist für alle Kinder, die noch nie im Theater waren, der ideale Einstieg, weil es so viel Spaß macht, zuzugucken.
Felicio-Puppentheater, Schivelbeiner Straße 45, 10439 Berlin (Prenzlauer Berg); drei Minuten zu Fuß vom Bahnhof Schönhauser Allee (u.a. Ringbahn, S8, U2, Tram M1). Das Stück ist für Kinder ab vier Jahren geeignet und dauert knapp eine Stunde. Der Eintritt kostet für Erwachsene 8 Euro, für Kinder 6 Euro.
„Oh, wie schön ist Panama“ im Atze-Musiktheater
Keine albernen Kostüme, ein ganz schlichtes Bühnenbild und eine Handvoll Requisiten, von denen ein Auto im Tigerentenlook der heimliche Star des Stücks ist – das sind die Zutaten zu einer wunderschönen Inszenierung von Tiger und Bär, die nach Panama reisen wollen. Ins Land, wo es überall nach Bananen riecht.

Das Drei-Personen-Stück lässt der Fantasie viel Raum, überfrachtet die Kinder nicht mit Eindrücken, sodass sie sich gut auf die Handlung konzentrieren können. Es gibt Musik und Gesang, aber auch slapstickige Momente. Gezeigt wird „Oh, wie schön ist Panama“ auf der kleinen Studiobühne, wo man die Mimik der Schauspielerin und ihrer beiden Kollegen jederzeit gut beobachten kann. Für Kinder ist das ja nicht ganz unwichtig. Die Gesichtsausdrücke auf der Bühne sind auch einfach zu komisch!




